Hintergrund : Die Eckdaten zur neuen Allianz von VW und Navistar

Volkswagen gelingt durch eine Partnerschaft mit dem amerikanischen Lkw-Bauer Navistar der Sprung auf den wichtigen US-Markt. Beide Unternehmen kündigten am Dienstag eine weitreichende strategische Allianz an.

Um die Partnerschaft zu untermauern, übernimmt die VW-Tochter Truck & Bus für 256 Mio. Dollar (229,47 Mio. Euro) 16,6 Prozent an Navistar. Im Gegenzug können die Wolfsburger zwei Vertreter in den Verwaltungsrat von Navistar zu entsenden.

Anders als Daimler und Volvo ist Volkswagen mit seinen beiden Lkw-Marken MAN und Scania auf dem wichtigen US-Markt für Schwerlaster bisher nicht aktiv. "Jetzt gehen wir den nächsten Schritt auf unserem Weg zum Global Champion der Nutzfahrzeugindustrie", sagte Truck & Bus-Chef Andreas Renschler.

Antriebstechnologien für Navistar, größere Stückzahlen für Volkswagen

Die Allianz mit Navistar sei dabei ein wichtiger Meilenstein. Die Ende dieses oder Anfang nächsten Jahres startenden Kooperation werde Navistar in die Lage versetzen, globale Größen- und Verbundvorteile in der Beschaffung zu erzielen, erklärte Navistar-Chef Troy Clarke.

Teil der vereinbarten Kooperation ist die gemeinsame Entwicklung einer Motorenplattform sowie ein gemeinsamer Einkauf. "Durch die Zusammenarbeit, vor allem beim Antriebsstrang, vergrößert sich unser Synergiepotenzial in der Gruppe noch einmal erheblich", sagte Matthias Gründler, Finanzvorstand von VW Truck & Bus.

Navistar werde von den Antriebstechnologien von VW profitieren, und Volkswagen im Gegenzug von größeren Stückzahlen.

Lkw-Sparte von Volkswagen nicht vom Abgasskandal betroffen

Anders als bei Pkw ist VW bei schweren Lastwagen und Bussen nicht vom Abgasskandal betroffen. Volkswagen hatte zugegeben, Diesel-Abgaswerte mit einer Software manipuliert zu haben. Dem Konzern drohen deshalb milliardenschwere Strafen und Schadensersatzforderungen. (APA/Reuters/red)

Schwere Laster gehören erst vergleichsweise kurze Zeit zum VW-Reich. Trotzdem hat das Lkw-Geschäft schon eine wechselvolle Geschichte hinter sich. Im Jahr 2000 hatte sich der Wolfsburger Autobauer beim schwedischen Lastwagenhersteller Scania eingekauft, sechs Jahre später erwarb der Konzern erste Anteile an MAN. Die Münchner versuchten damals selbst, Scania zu kaufen. Doch VW hatte andere Pläne.

Der damalige Patriarch Ferdinand Piëch wollte nicht nur vom Motorrad über den Kleinwagen bis zum Lastwagen alles anbieten - er wollte langfristig eine Lastwagen-Holding schaffen.

Mittlerweile gibt es diese Holding. Unter dem Dach der Volkswagen Truck & Bus sind die Töchter MAN und Scania angesiedelt. Sie sollen möglichst eng zusammenarbeiten - vor allem um Kosten zu sparen, etwa bei Forschung und Entwicklung, aber auch beim Einkauf. Während MAN und Scania in Europa stark sind und gegen die Rivalen Daimler, Volvo oder DAF antreten, kämpft MAN Latin America in Brasilien mit der schweren Wirtschaftskrise. Einst war das von Volkswagen übernommene Lkw-Geschäft dort ein wichtiger Ertragsbringer für die Münchner.

In den USA hatte VW auf dem Nutzfahrzeugmarkt bisher nichts zu melden und musste das Geschäft lokalen Herstellern sowie dem Rivalen und Weltmarktführer Daimler überlassen, dem unter anderem die Marken Freightliner und Western Star gehören. Nun wurden eine Beteiligung und Allianz mit dem US-Anbieter Navistar beschlossen. Daimler Trucks verkaufte im ersten Halbjahr 2016 weltweit knapp 214.000 Lastwagen und fast 11.800 Busse. Die Volkswagen Truck & Bus GmbH kam mit ihren Marken im gleichen Zeitraum auf 90.000 verkaufte Lkw und Busse. (APA/dpa/red)