Elektromobilität : Die E-Bagger kommen

Wacker Neuson Stefan Bogner
© Wacker Neuson

Kaum eine Verschnaufpause – und Einsätze im härtesten Terrain: Geschont wurden die Vorserienfahrzeuge des Modells EZ17e in den vergangenen Monaten nicht. In Kopenhagen baggerten sie bei nächtlichen Kabellegearbeiten in einer Fußgängerpassage. CO2- neutral und flüsterleise, wie man sich das von Baufahrzeugen mit Elektroantrieb erwartet. Selbst robuste Arbeiten, wo mehr als nur ein paar Stunden locker gebaggert wird, spulte die Eigenentwicklung des Hörschinger Baggerherstellers Wacker Neuson Linz – Entwicklungs- und Produktionswerk des deutschen Baumaschinenherstellers – ab. Im Frühling kommt der Elektro-Minibagger für Einsätze bis anderthalb Tonnen auf den Markt. Für Stefan Bogner, der im November Gert Reichetseder als Sprecher der Geschäftsführung nachfolgte (letzterer wechselte in die USA), spannende Tage. Der von einer 48-Volt- Lithium-Ionen-Batterie versorgte Neuzugang sei keineswegs ein „Nice-to-have“ im Portfolio, sagt Bogner, der viele Jahre beim Nutzfahrzeughersteller CNH arbeitete. Vielmehr solle sich daraus ein nachhaltiges Geschäftsmodell entwickeln. „Es gibt sowohl Volumen im Diesel-, genauso gut auch Volumen im Elektrobereich“, meint er. In fünf bis acht Jahren sollen bis zu zehn Prozent aller verkauften Baumaschinen elektrisch betrieben sein.

Adaptionen in der Montage

Entwickelt wurde der Prototyp unter Zuhilfenahme agiler Arbeitsweisen gemeinsam mit Universitäten, Akku- Herstellern sowie Zulieferern und Kunden. Gefertigt werden die E-Bagger auf derselben Montagelinie wie die dieselbetriebenen Maschinen – dazu waren zahlreiche Anpassungen notwendig. „Das Handling der Batterie, speziell die Logistik bis hin zur Endprüfung der Maschine mussten neu in den Produktionsprozess aufgenommen werden“, erklärt Andreas Gstöttenbauer, Leiter des Produktmanagements. Die Oberösterreicher konnten auf langjährige Erfahrungen zurückgreifen: in Hörsching beschäftigt man sich bereits seit 2013 mit elektrischen Antrieben. Vor über 90 Jahren war man schon einmal mit E-Stampfern Vorreiter. „Damals waren die Fahrzeuge noch kabelgebunden“, so Sprecher Stefan Bogner. Und entwicklerisch ist die Wacker-Tochter Weidemann – ein Hersteller von Landtechnik – mit kleinen elektrifizierten Radladern im Konzern frühzeitig vorgeprescht. Bezogen werden die Akkus von europäischen Lieferanten – ein Mietmodell soll Kunden die Sorge vor einer Substitution von Batterietechnologien in der Zukunft nehmen. Ausgestattet ist das Fahrzeug mit einem großen Display, das über den Ladezustand Auskunft gibt. „Das Human Machine Interface stammt zur Gänze aus eigener Entwicklung in Hörsching“, weiß Bogner zu berichten.

Lust auf mehr

Zu den Einsatzfeldern zählen Abbruch- und Sanierungsarbeiten unter beengten Platzverhältnissen oder in Innenräumen sowie der Tunnelbau. Mit einer Akkuladung würden die Bagger durch einen ganzen Arbeitstag kommen, heißt es beim Hersteller. Der Akku kann über Nacht am regulären Stromnetz (100-415 V, 16 A) aufgeladen werden. Ebenso ist die Schnellladung über Starkstrom möglich. Energie fließe seither auch vermehrt durch die Belegschaft, konstatiert Bogner: Es gebe viele gute Ideen der Mitarbeiter für weitere Elektrifizierungsschritte, erzählt er. So arbeite man schon am nächstgrößeren vollelektrischen Modell. Und auch ein ferngesteuertes Modell sei „eine Option“, so Bogner.