"Chefsache Industrie 4.0" : Die Digitalisierung der Produktion braucht gutes Management

Vision, Zielsetzung, Strategie – ohne diese klassische Managementregel wird Industrie 4.0 nicht funktionieren. Auch die vielen Möglichkeiten, die im Zusammenhang mit dem "Internet der Dinge" immer wieder ein Thema sind, würden ohne klare Ziele nichts bringen. Das waren einige der Erkenntnisse der 7. Ausgabe von „Chefsache Industrie 4.0", die kürzlich in der Pilotfabrik Wien Aspern stattfand.

Diese von der Melzer PR Group gestartete informelle Expertenplattform besteht seit Anfang 2014. Dabei diskutieren Wirtschaftswissenschafter und Firmenchefs unterschiedlicher betroffener Unternehmen Chancen, Risiken und die richtigen Strategien zu den Themen „Industrie 4.0" und „Internet der Dinge". Ziel der Veanstaltungen ist es, in Österreich den Trend der Digitalisierung in der Produktion noch stärker zu einer "Chefsache" zu machen und den Informationsaustausch auf der Ebene der Geschäftsführer anzuregen. Beim jüngsten Treffen referierte Univ.Prof. Friedrich Bleicher von der TU Wien auf Einladung von GGW Gruber unter anderem über das Wechselspiel von Datensammlung und -analyse.

Viele offene Fragen rund um die Datenflut

Stichwörter wie „big data", „cloud services" oder „predictive maintenance" haben primär wenig mit Industrie 4.0 zu tun. Dabei verwies der Initiator der „Chefsache Industrie 4.0", Rudolf J. Melzer, auf Gefahren und Ängste durch die ständig anwachsende Datenflut: "Vertrieb und Technikabteilungen sind mittlerweile darauf sensibilisiert, so viele Daten wie möglich zu sammeln. Aber gerade in Zeiten von Cybercrime, steigender Internetkriminalität und Industriespionage fragen sich immer mehr Firmenchefs, ob all diese Daten notwendig sind."

Mehr Informationen von der Fertigungs- bis zur Planungsebene

Friedrich Bleicher vom Institut für Fertigungs- und Hochleistungslasertechnik an der TU Wien meint dazu: „Industrie 4.0 verfolgt den digitalen Transfer von Geschäfts- und Wertschöpfungsprozessen unter intensiver Einbeziehung des Kunden. Der Forderung an die Produktion, wonach in immer kleineren Losgrößen eine größer werdende Variantenvielfalt konkurrenzfähig gefertigt werden soll, wird mit einem höheren Automatisierungsgrad und umfassender Systemintegration zu begegnen sein. Dies bedeutet, dass in Fertigungssystemen autonome Funktionen implementiert werden müssen. Demzufolge benötigt es auch mehr an Information zu Systemzuständen auf der Fertigungsebene bis hin zur Planungsebene, die über Algorithmen verarbeitet werden und zu den relevanten Entscheidungen führen. Industrie 4.0 liegt damit genau in diesem Feld: horizontale und vertikale Systemintegration, autonome Systeme und modellbasierte Entscheidungsmechanismen und Logiken; der Wandel der Fertigung zum cyber-physikalischen System."

Modernste Messtechnik in Aspern

In der sogenannten Pilot- oder Demonstrationsfabrik im Wiener „aspern IQ" zeigt die Technologietransfergesellschaft der Technischen Universität Wien, „researchTUb", entlang konkreter Anwendungen, wie die industrielle Fertigung künftig aussehen kann. Unterstützt wird sie dabei von Firmen, die Maschinen, Produktions- oder Messgeräte zur Verfügung stellen, wie etwa die auf Hochpräzisionsmessgeräte spezialisierte GGW Gruber GmbH aus Wien.

Dazu die Geschäftsführer von GGW Gruber, Karl Wiefler und Johannes Riha, die als Gastgeber der 7. Chefsache Industrie 4.0 in die Seestadt Aspern eingeladen hatten: „Moderne Fertigungsabläufe fordern höchste Präzision, sowie eine schnelle bzw. effiziente Messung und Ergebnisauswertung. Mit dem Abschluss der Einrichtung unseres Messlabors in der mi-factory kann ab nun ein Großteil des industriellen Längenmesstechnik-Prozesses produktionsnah abgebildet und für Forschungszwecke umfassend genutzt werden."

Die TU Wien kann damit die Bereiche 3D-Koordinatenmesstechnik, optische Messtechnik, Oberflächenmesstechnik sowie Multisensor Messtechnik in ihre Tätigkeit miteinbeziehen.

Mit der Unterstützung der "Pilotfabrik Industrie 4.0" setzt GGW Gruber ein Zeichen zur Priorität der automatischen, vernetzten und prozessintegrierten Messtechnik in der Fertigung - um diesem Thema das notwendige Gewicht am Wirtschaftsstandort Österreich zu verleihen. Das neue Messlabor stellt somit den ersten Schritt einer praxisorientierten, hochpräzisen Fertigung dar. Produziert werden in der Demofabrik etwa Komponenten für das Elektrofahrrad „Mi-Bike", das von den Teilnehmern der Chefsache Industrie 4.0 auch gleich testgefahren wurde.

Unter anderem mit dabei: der CEO von Capgemini in Österreich, Bernd Bugelnig, der Geschäftsführer von Bossard Austria, Kai von Buddenbrock, NTT DATA-Geschäftsführer Martin Mai, der Aufsichtsratschef von TTTech, Leopold Bednar, SAP-Direktor Christoph Kränkl, Corporate Advisor Bettina Gneisz-Al-Ani sowie Klaus Schmid, geschäftsführender Gesellschafter von Amberon Consulting.

Infos zur Veranstaltung

Die informelle Expertenplattform „Chefsache Industrie 4.0" wurde Anfang 2014 von der Melzer PR Group gemeinsam mit Wirtschaftswissenschaftern und CEOs diverser betroffener Unternehmen ins Leben gerufen. Ziel ist es, das Thema „Industrie 4.0" bzw. „Internet der Dinge" in Österreich noch stärker zu einer „Chefsache" zu machen, also den entsprechenden Informationsaustausch auf Geschäftsführerebene anzuregen und zu erleichtern.

Zu den Executive-Roundtable-Gesprächen und Exkursionen laden der jeweilige „Host" und die MPRG Vorstände und Geschäftsführer von führenden Industrieunternehmen ein. Teilnehmende Firmen bis dato unter anderem: Capgemini, OMV, Mondi, Semperit, Prinzhorn, Bossard, adesso, SAP, SCA, Schaeffler, Jungheinrich, KBA Mödling.