"Strategie 2020" : Deutsche Post setzt auf Online-Handel
Die Deutsche Post setzt weltweit auf den Online-Handel und will bis 2020 ihren Gewinn auf fünf Milliarden Euro erhöhen. In Deutschland mit Abstand Marktführer im Paketgeschäft, sieht Firmenchef Frank Appel im Ausland noch Nachholbedarf: Bei der Präsentation seiner "Strategie 2020" nannte er am Mittwoch die Benelux-Länder, Polen, Tschechien und Indien als Expansionsziele.
Keine finanziellen Abenteuer
"Wir wollen einen neuen Schritt gehen", sagte Appel in Frankfurt. Seine neue Strategie sei keine Revolution, sondern eine Weiterentwicklung. So erteilte er Übernahmen eine Absage. "Finanzielle oder strategische Abenteuer wird dieser Vorstand nicht eingehen." Bis 2020 soll der operative Gewinn "von derzeit rund drei Milliarden Euro auf etwa fünf Milliarden Euro steigen", sagte er.
Anleger konnte er mit den Zielen für die nächsten Jahre überzeugen: Die Post-Aktien legten um 4,5 Prozent zu und erklommen ein neues Rekordhoch von 28,42 Euro. Sie waren zudem größter Gewinner im Dax. Anfang April 2009 kosteten Post-Aktien noch 8,19 Euro.
Keine gröberen Kostensenkungsprogramme
Appel peilt ein jährliches Ergebniswachstum von durchschnittlich gut acht Prozent an - auf Basis des operativen Gewinns (Ebit) von 2,86 Milliarden Euro 2013. Das entspräche rund fünf Milliarden Euro 2020. In den DHL-Segmenten rund um das Expressgeschäft und die Logistik rechnet er mit einem Ebit-Zuwachs von jährlich rund zehn Prozent. In der Briefsparte mit dem boomenden Paket-Geschäft sollen es rund drei Prozent sein. Hier hatte die Post zuletzt wegen des Vormarschs der E-Mails maximal stagnierende Ergebnisse für möglich gehalten. Massive Kostensenkungsprogramme plane der Vorstand in dem Konzern mit über 430.000 Mitarbeitern nicht.
Märkte "Schritt für Schritt erschließen"
Besonders das Paketgeschäft boomt. Die Post hatte in Deutschland im vergangenen Jahr erstmals mehr als eine Milliarde Pakete ausgeliefert. Immer mehr Kunden bestellen ihre Waren bei Online-Händlern wie Amazon - die Pakete werden dann von der Post, UPS, FedEx, TNT oder anderen Dienstleistern ausgeliefert. Nach dem Heimatmarkt nimmt Appel nun einige Märkte in Europa ins Visier. "Diese werden wir Schritt für Schritt erschließen", sagte er - eine Kampfansage an Konkurrenten wie TNT aus den Niederlanden.
Kontrolle über die letzten Meter
Briefvorstand Jürgen Gerdes erhält mehr Macht, denn er verantwortet nun auch das Paketgeschäft in mehreren europäischen Ländern und Indien. Die Zahlen dieser Länder fließen in die Ergebnisse der Sparte künftig ein. Gerdes soll den Ausbau vorantreiben. So will er deutsche Vorgärten mit Paketkästen überziehen, die Verbraucher können die Waren dann rund um die Uhr erhalten - und Konkurrenten wie UPS oder FedEx bleiben auf den letzten Metern zum Kunden außen vor. Bewähren sich die Kästen, könnte der Konzern sie auch im Ausland aufstellen. Weltweit gebe es durch das Internet keine Grenzen mehr - Ziel sei es, dass "jeder auf diesem Planeten online ein Produkt kaufen kann", sagte Gerdes.
Schwellenländer im Fokus
Zulegen will die Post auch in Schwellenländern. Im Expressgeschäft ist sie etwa bereits in Asien Marktführer. Bis 2020 solle der Anteil der Wachstumsmärkte am Konzernumsatz von rund 20 Prozent auf dann etwa 30 Prozent gesteigert werden, kündigte Appel an. Die Strategie birgt aber auch Risiken - Währungsturbulenzen in den Schwellenländern hatten in der jüngsten Zeit die Umsätze internationaler Konzerne gedrückt. Auch bei der Post waren die Erlöse 2013 um ein knappes Prozent leicht auf 55 Milliarden Euro gesunken. Appel sieht aber keine Alternative zu Investitionen in Schwellenländern. Er gehe davon aus, dass etwa der Handel innerhalb Asiens stärker wachsen werde als der zwischen Europa und den USA. (APA/Reuters)