Elektroautos : Deutsche Post kann sich über die Dieseldebatte freuen

Die Dieselkrise gibt dem elektrisch angetriebenen Transporter der Deutschen Post weiteren Schub. Der Konzern verzeichne rege Nachfrage nach seinem elektrisch angetriebenen StreetScooter, sagte Finanzchefin Melanie Kreis. Das Interesse der Kunden werde durch die Debatte um Diesel-Fahrverbote weiter angeheizt.

Vergebliche Suche um Partner in der Industrie

Die Deutsche Post hatte sich vergebens bemüht, mit traditionellen Autokonzernen einen Elektro-Transporter zu entwickeln. Mit dem StreetScooter hat sie diese Aufgabe dann selbst übernommen, die Fahrzeuge können auch bei Fahrverboten für Verbrennungsmotoren durch die Innenstädte kurven. Kommunen oder Handwerker wollen das Fahrzeug nun kaufen. Inzwischen ist Ford als Partner der Post bei dem Projekt beteiligt:

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Aber auch im traditionellen Geschäft läuft es für den Konzern gut. Dank des boomenden Online-Handels und der regen Nachfrage nach Express-Sendungen verbuchte die Deutsche Post im zweiten Quartal deutliche Zuwächse bei Umsatz und Gewinn.

Logistiker wird Hersteller von Elektro-Transportern

Die Deutsche Post ist mit StreetScooter zu einem führenden Hersteller von Elektro-Transportern aufgestiegen. Die Firma war 2010 als Start-up-Unternehmen aus dem Umfeld der Universität RWTH Aachen gegründet worden. In Aachen wurden Elektrofahrzeuge entwickelt, die speziell auf die Bedürfnisse der Zusteller der Post zugeschnitten waren.

Das Nutzfahrzeug wurde 2012 vorgestellt. Im Dezember 2014 hatte die Deutsche Post sich dann alle Anteile der StreetScooter GmbH gesichert. Rund 3.000 der Transporter fahren derzeit für die Post durch deutsche Ballungsräume.

Post-Chef Frank Appel konnte bei der Entwicklung auf einen Vorteil setzen - die Post hat einen riesigen Fuhrpark und kann die Fahrzeuge selbst übernehmen und testen. Zudem können ihr die Elektro-Transporter angesichts der Debatte um Fahrverbote handfeste Wettbewerbsvorteile bei der Zustellung in den Innenstädten verschaffen.

Gesamte Zustellflotte soll elektrisch werden

Konkurrenten wie UPS oder FedEx werden zugleich unter Zugzwang gesetzt. Appel hatte zugesagt, den Ausstoß des Klimagases CO2 aus dem Transport bis 2050 auf null zu reduzieren.

Mittelfristig will die Deutsche Post ihre gesamte Brief- und Paketzustellflotte von knapp 50.000 Fahrzeugen durch Elektrowagen ersetzen, die mit Strom aus regenerativen Energien betrieben werden sollen. Die Fahrzeuge werden aber auch außerhalb des Konzerns an Kunden wie Handwerker oder Kommunen verkauft, ein Abnehmer ist etwa der Fischhändler Deutsche See.

Die Kapazitäten zur Produktion der Elektrofahrzeuge sollen bis Ende des Jahres von derzeit 10.000 auf bis zu 20.000 verdoppelt werden, in Nordrhein-Westfalen soll eine neue StreetScooter-Fabrik entstehen. Gerdes hält sogar Verkaufszahlen von 100.000 Fahrzeugen pro Jahr für denkbar. Zunächst aber soll die Modellpalette erweitert werden: Zusammen mit Ford entwickelt der Konzern nun auch große Transporter.

Paketlogistiker profitieren vom steigenden Verkauf über das Internet

Die Deutsche Post gab auch im Quartal Gas: Die Erlöse kletterten um 4,4 Prozent auf 14,8 Mrd. Euro, der operative Ertrag (Ebit) um 11,8 Prozent auf 841 Mio. Euro. Beim operativen Gewinn steuert die Post damit auf Rekordkurs - und lag leicht über den Erwartungen des Marktes. "Wir sehen die Deutsche Post als großen Profiteur des anhaltenden E-Commerce-Booms", urteilten Analysten der DZ Bank. Die Post-Aktie lege bis zu Mittag um knapp zwei Prozent auf 34,72 Euro zu.

Die Kunden bestellen bei Internet-Händlern von Amazon bis Zalando, Zusteller bringen die Pakete dann zum Verbraucher. Für Amazon stellt die Post jetzt auch in mehreren Ballungsräumen frische Lebensmittel zu. Auch der US-Paketriese UPS hatte dank des boomenden Online-Handels im zweiten Quartal deutliche Zuwächse verbucht. (reuters/apa/red)