Tarifvertrag : Deutsche Metall- und Elektroindustrie: 4,3% mehr Lohn und 28-Stunden-Woche

Nach gut 13 stündigen Verhandlungen ist es Dienstagfrüh zu einer Einigung im Tarifstreit in der deutschen Metall- und Elektroindustrie gekommen: Eine Tariferhöhung um 4,3 Prozent sowie mehrere Pauschalen bei einer Laufzeit von 27 Monaten wurden in Stuttgart ausverhandelt. Arbeitnehmer können zudem ab 2019 die Wochenarbeitszeit auf bis zu 28 Stunden verkürzen, die Unternehmen zugleich mehr Beschäftigte als bisher länger als 35 Wochenstunden arbeiten lassen. "Der Kompromiss ist tragbar, enthalte aber schmerzhafte Elemente" sagt der.Chef des Arbeitgeberverbandes Südwestmetall, Stefan Wolf.

Die Lohnerhöhung für die knapp 3,9 Millionen Beschäftigten der größten deutschen Industriebranche gilt ab April. Für die Monate Jänner bei März gibt es eine Einmalzahlung von 100 Euro. Ab 2019 gibt es zudem eine weitere Erhöhung von 400 Euro plus 27,5 Prozent des Urlaubsgeldes. Beschäftigte, die zur Pflege von Angehörigen oder Kinderbetreuung die Arbeitszeit verkürzen, können zwischen dem zusätzlichen Urlaubsgeld und acht freien Tagen wählen.

Die Tarifparteien haben damit eine weitere Eskalation des Konflikts mit Flächenstreiks abgewendet. Der Abschluss im größten deutschen Industriezweig hat Signalcharakter für andere Branchen. In diesem Jahr stehen noch Tarifverhandlungen im Öffentlichen Dienst, der Chemie-Industrie, dem Bauhauptgewerbe sowie bei Post, Bahn und Telekom an. Der Haustarifvertrag von Volkswagen entspricht in der Regel dem Metall- und Elektroabschluss.

Die Gewerkschaft hatte angesichts der weiter brummenden Konjunktur gute Karten, eine beachtliche Tariferhöhung durchzusetzen. Das Münchener Ifo-Institut erwartet in diesem Jahr eine Beschleunigung des Wirtschaftswachstums auf 2,6 Prozent nach 2,2 Prozent im vergangenen Jahr. Viele Unternehmen investieren wieder mehr wegen der gut gefüllten Auftragsbücher. Der Internationale Währungsfonds erhöhte kürzlich seine Prognose für das Wachstum der Weltwirtschaft in diesem Jahr auf 3,9 Prozent. Die Exportaussichten bleiben damit gut.

Die Unternehmen gingen daher mit überraschend viel Optimismus ins neue Jahr, wie der Anstieg des Stimmungsbarometers des Münchener Ifo-Instituts auf ein Rekordhoch im Jänner zeigte. Die Verbraucher sind in Kauflaune, steigende Löhne könnten den Konsum noch mehr ankurbeln. Allerdings drohen vom stärkeren Euro, höheren Ölpreisen und hausgemachten Problemen wie dem Fachkräftemangel künftig Gegenwind.