Mautsystemanbieter : Deutsche Maut kommt nicht - Milliardenauftrag für Kapsch wackelt

Georg Kapsch Kapsch TrafficCom
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Der börsennotierte Wiener Mautspezialist Kapsch Trafficcom lässt sich durch das heutige EuGH-Urteil, wonach die deutsche Pkw-Maut diskriminierend ist, nicht aus der Ruhe bringen. Als Errichter des Mautsystems habe man keinen Plan B - "entweder es kommt oder es kommt nicht", so Kapsch-Trafficcom-Chef Georg Kapsch.

Zur Entscheidung:

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Verlust aus einer Absage werde man jedenfalls keinen haben, da gelieferte Leistungen wohl auch bezahlt würden. "Wir liefern dort nichts auf Risiko", betonte Kapsch. Die Arbeitsleistung sei großteils an Subunternehmen ausgelagert worden und die Spezialisten im eigenen Haus würden ohnehin dringend für andere Projekte benötigt, so Kapsch am Rande der heutigen Bilanzpressekonferenz.

Ganz spurlos würde ein Ende der Maut, mit dem der Firmenchef nicht rechnet, aber auch nicht an den Wienern vorübergehen. Das erwartete Umsatzplus heuer von fünf Prozent könnte dann einkassiert werden, die EBIT-Marge könnte von 10 auf 7 Prozent sinken, so seine vorsichtige Schätzung, denn: "Wir müssen uns das Urteil vorher genau ansehen."

Die Märkte reagierten jedenfalls empfindlich. Obwohl der im Wiener Prime Market notierte Konzern heute eine gute Jahresbilanz 2018 vorgelegt hat - das Betriebsergebnis legte um 13,9 Prozent zu, der Umsatz um 6,4 Prozent und das Ergebnis je Aktie um 66,7 Prozent - gab die Aktie bis Mittag um 3,44 Prozent auf 33,70 Euro nach.

Ein Milliardenauftrag Ende 2018

Das deutsche System basiert auf einer E-Vignette mit Scanner-oder Kameraerfassung. Der Auftrag wurde Ende 2018 vergeben, die Implementierung sollte 2020 abgeschlossen sein. Kapsch ist mit einem 50:50-Konsortium gemeinsam mit der deutschen Eventfirma CTS Eventim angetreten, das Auftragsvolumen für beide umfasst 1,6 Mrd. Euro. Die Eckdaten dazu: Automaut in Deutschland: Kapsch gewinnt Auftrag mit Milliardenumsatz >>

"Ein Kampf" auch um einen Auftrag in Tschechien

Zur zweiten, schon länger offenen Baustelle, der Mautausschreibung in Tschechien, hielt Kapsch fest: "Es ist ein Kampf, die Einsprüche laufen. (...) Wir geben nie auf, daher auch dort nicht", so Kapsch. Die Wiener hatten das Lkw-Mautsystem in Tschechien errichtet und seit 2007 betrieben. Dann haben die Österreicher aber die Ausschreibung für den Betrieb des Systems von 2020 bis 2029 verloren. Kapsch legte Beschwerde ein.

Kapsch: Weiter keine Lust auf China

Weit mehr Freude bereitet der nordamerikanische Markt, der für die Wiener immer wichtiger wird. Weiterhin keine Lust hat Kapsch auf China, wo es sehr viel Produktpiraterie gebe. "Ich gehöre nicht zu denen die sagen, dass man dort unbedingt hin muss", so Kapsch, der auch Präsident der Industriellenvereinigung (IV) ist.

Wenig Begeisterung kann er auch für den Hype rund um die nächste Mobilfunkgeneration 5G aufbringen. Ein Problem sei unter anderem, dass diese nicht standardisiert sei. In der Mauterfassung spiele sie jedenfalls keine Rolle. (apa/red)