Industriekonjunktur : Deutsche Bundesbank erwartet "sehr kräftiges" Wachstum

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© Peter Martens

Die Konjunktur in Deutschland zieht der Bundesbank zufolge derzeit stark an und löst sich damit vom Coronaschock der vergangenen Monate. "Nach dem starken Einbruch im ersten Halbjahr dürfte die deutsche Wirtschaft im Sommerquartal 2020 sehr kräftig wachsen", heißt es in dem jüngsten Monatsbericht.

"Die deutliche und breit angelegte Erholung der gesamtwirtschaftlichen Leistung, die bereits nach dem Tiefpunkt im April einsetzte, wird sich aus heutiger Sicht fortsetzen." Der Weg zurück zur Normalität sei aber noch weit. "Ungeachtet der fortschreitenden Aufholbewegung wird das Vorkrisenniveau jedoch im Sommervierteljahr und darüber hinaus noch erheblich verfehlt."

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Die deutsche Wirtschaft war im zweiten Quartal wegen der Coronakrise im Rekordtempo von 10,1 Prozent eingebrochen. Die Fachwelt sagt für dieses Quartal wieder Wachstum voraus. Nach Einschätzung der Bundesbank dürften sich im Zuge der Erholung in der Industrie die Ausrüstungsinvestitionen beleben. Ein solider Beitrag zur Belebung insgesamt sei auch von den Ausgaben der Verbraucher zu erwarten. Ausschlaggebend dafür sei, dass die pandemiebedingten Einschränkungen erheblich gelockert worden seien. Zudem stabilisiere sich die Lage am Arbeitsmarkt etwas.

Im Maschinenbau sind mit Corona 32.000 Jobs verschwunden

Dennoch strichen die Maschinenbauer im ersten Halbjahr rund 32.000 Jobs. Die Coronakrise, die schwächelnde Konjunktur und der Strukturwandel bei wichtigen Kunden blieben nicht ohne Folgen, teilte der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) mit. Die Zahl der Beschäftigten in der überwiegend mittelständisch geprägten Branche sei aber Ende Juni bei rund 1,03 Millionen gelegen. "Angesichts der immensen Belastungen, denen unsere Industrie ausgesetzt ist, bleibt dies ein moderater Abbau", sagte VDMA-Chefvolkswirt Ralph Wiechers.

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Ein Konjunkturrisiko ist laut der Deutschen Bundesbank nach wie vor die Tatsache, dass die Viruspandemie in vielen Ländern bis jetzt noch nicht eingedämmt wurde. "Dies beeinträchtigt die deutschen Exporte." Zudem dämpfe die hohe Unsicherheit im Hinblick auf den weiteren Verlauf des Infektionsgeschehens die Investitionsbereitschaft der Firmen im In- und Ausland. Dies wiederum dürfte "einer umfassenden Erholung der Nachfrage nach deutschen Industrieerzeugnissen im Wege stehen", erläuterten die Bundesbank-Experten. Bis eine effektive medizinische Lösung - etwa eine Impfung - verfügbar sei, bleibe auch "die Wirtschaftsaktivität in einigen heimischen Dienstleistungsbranchen eingeschränkt".

"Steigende Defizite und Schulden sind gerechtfertigt"

In der aktuellen Krise sei ein stark expansiver finanzpolitischer Kurs angemessen, erklärte die Bundesbank mit Blick auf die Rettungspakete der deutschen Bundesregierung. "Steigende Defizite und Schulden sind gerechtfertigt, um der Pandemie und ihren Folgen zu begegnen und dauerhaften wirtschaftlichen Schäden entgegenzuwirken." Deshalb erscheine es verfrüht, bereits im kommenden Jahr wieder die regulären EU-Haushaltsregeln oder die Schuldenbremse anzuwenden und das Einhalten ihrer Grenzen anzustreben. "Im Gegenteil können zusätzliche Stabilisierungsmaßnahmen sinnvoll sein, wenn sich im weiteren Verlauf keine durchgreifende Besserung der Wirtschaftslage abzeichnet." Die steigenden deutschen Staatsschulden seien aus derzeitiger Sicht verkraftbar. Risiken und künftige Herausforderungen müsse man aber im Blick behalten. (reuters/apa/red)