Stahlbau : Deutsche Bahn will "Rekordmittel" beim Bau neuer Eisenbahnbrücken aufwenden

Viele Eisenbahnbrücken in Deutschland sind alt und kaputt. Die Grünen werfen Verkehrsminister Dobrindt Untätigkeit vor. Aber Bund und Bahn betonen, die Vorwürfe seien altbekannt. Noch bis 2019 würden "Rekordmittel" für die Infrastruktur aufgewendet.

Grüne: 1100 Eisenbahnbrücken in Deutschland marode

In Deutschland sind einer Auswertung der Grünen zufolge rund 1100 Eisenbahnbrücken marode. Hier helfe nur noch ein Abriss und Neuaufbau, teilte die Grünen-Bundestagsfraktion in Berlin mit. Die Partei stützt sich auf Daten aus 16 Kleinen Anfragen im Bundestag. Zuvor hatte "Spiegel Online" darüber berichtet.

Die Grünen nannten den Zustand in vielen Bundesländern hingegen "erschreckend". So hätten in Nordrhein-Westfalen rund 40 Prozent der Brücken "umfangreiche, zum Teil gravierende Schäden". In Rheinland-Pfalz, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Bayern sei es jeweils etwa ein Drittel. Im Schnitt seien die maroden Brücken 86 Jahre alt. Spitzenreiter sei eine Brücke in Saalfeld/Saale (Thüringen) mit 146 Jahren. Insgesamt gibt es in Deutschland rund 25 700 Eisenbahnbrücken.

DB: "Rekordmittel" für Erneuerungen

Ein Bahnsprecher betonte, das Thema sei nicht neu. Er wies darauf hin, dass der Bund als Eigentümer und die Bahn zwischen 2015 und 2019 insgesamt 28 Milliarden Euro in die Schieneninfrastruktur investierten. "Das ist das umfassendste Bahn-Modernisierungsprogramm der Geschichte." In den vergangenen zwei Jahren seien mehr als 200 Brücken ersetzt worden, bis 2019 würden insgesamt 875 erneuert. "Wir schaffen das", sagte er. Die Grünen hatte das angezweifelt.

Auch das Bundesverkehrsministerium verwies auf die "Rekordmittel". Zum Abschluss des Programms 2019 "wird festgestellt, ob die Qualitätskennzahl erfüllt ist". Das Ministerium betonte zudem: "Brücken, die nicht sicher sind, werden gesperrt und nicht weiter betrieben. Ein Sicherheitsrisiko im Schienennetz besteht insofern nicht."

Investitionsstau über Jahrzehnte

Der Investitionsstau habe sich über Jahrzehnte entwickelt, sagte der Bahnsprecher. Der Plan sei, ihn spätestens von 2020 an durch kontinuierliche Investitionen aufzulösen. "Wichtiger, als immer mehr zu fordern, ist eine Kontinuität auf hohem Niveau." Notwendig sei vor allem eine Balance zwischen Baufortschritt und Betrieb.

Bereits im Dezember 2016 hatte der Präsident des Bundesrechnungshofs, Kay Scheller, der Deutschen Bahn vorgeworfen, trotz Milliarden Euro vom Bund an der Infrastruktur zu sparen. 2014 waren mindestens 1200 Brücken als dringend sanierungsbedürftig eingestuft worden. (dpa/apa/red)