Interview : Der "One-Stop-Shop für Sensorikentwicklung"

Herr Scherf, die Kärntner Hypo kommt nicht aus den Schlagzeilen, jetzt drohen jahrelange Rechtsstreitigkeiten. Planungssicherheit für ein im Miteigentum des Landes stehendes Forschungszentrum sieht anders aus, oder?

Werner Scherf Wir blicken immer nach vorne und sind zuversichtlich. Das ist ein Wesen der Forschung, aber auch der Wirtschaft. Natürlich versuchen wir, unabhängig von allen Bedingungen vorwärts zu kommen. Im Sinne der Strategieentwicklung ist es natürlich nicht immer ganz einfach, wenn Ansprechpartner wechseln.

Ihre Stärken liegen in der Entwicklung von Sensorsystemen.

Scherf Wir sprechen in dem Zusammenhang von One-Stop-Shop. Natürlich kaufen wir auch Grundlagenwissen extern zu. Aber grundsätzlich gilt: Wir bringen mit einem stark interdisziplinär arbeitenden Team die ganze Lösung im Haus zum Endpunkt. Die am Standort hinterlegte Strategie reicht von der Entwicklung intelligenter Sensorkomponenten, also Halbleiterchips wie etwa MEMS (mikroelektromechanische Chips), über jene des Moduls bis hin zu Systemanwendungen. Speziell die Systemintegration rückt jetzt vermehrt in den Fokus. Und die Frage, wo innovative Chips auch für KMU stärker zum Einsatz kommen können.

Sie sind in derzeit 30 Projekten im Rahmen von Projektpartnerschaften zur Technologieentwicklung eng an Halbleiterhersteller wie ams, Infineon oder AT&S gerückt. Bleibt da noch Zeit zur Selbstreflexion?

Scherf Die muss man sich nehmen. Nach Jahren als K1-Zentrum im COMET-Programm ist festzuhalten: Reflexion ist wichtig, um nicht "more of the same" zu entwickeln. Und seinen internationalen Spitzenplatz abzusichern, ist für ein relativ kleines Forschungszentrum auch keine ganz leichte Aufgabe. Umso stolzer sind wir darauf, uns in ausgewählten Nischen und Technologien hervorragend zu schlagen: Wir sind etwa führend bei der Laserzündung, mikrooptischen Systemen und der SAW (Surface Acoustic Waves)-Technologie.

Heimische Halbleitergrößen zählen zum Kundenstamm. Außerhalb Österreichs läuft es auch nicht übel ...

Scherf Es ist uns gelungen, auch internationale Unternehmen wie EPCOS Deutschland als strategischen Partner ans Zentrum zu holen. Ein klares Zeichen, dass wir auch in der Mikrosystemtechnik Anschluss an die europäische Forschungselite halten.

Sie haben mit dem Leuchtenhersteller Osram einen MEMS-basierten Laserscheinwerfer für die Autobranche entwickelt. Jetzt schafft es eine CTR-Lösung sogar ins Weltall ...

Scherf Das Laserzündsystem, das wir bereits vor rund zehn Jahren gemeinsam mit AVL entwickelt haben, wird auf der Ariane-6-Rakete zum Einsatz kommen. Natürlich liegt auch hier der Fokus auf größtmöglicher entwicklerischer Sorgfalt.

CTR hat derzeit 60 Mitarbeiter und rund 30 laufende Projekte. Wie lange häl es Mitarbeiter im Schnitt eigentlich an Ihrem Institut?

Scherf Die durchschnittliche Verweildauer liegt bei neun Jahren, das ist sehr, sehr gut. Und zeigt der Industrie vor allem auch eins: Mit uns steht ein verlässlicher Partner zur Verfügung.

Werner Scherf, 49, ist seit 2006 CEO der Carinthian Tech Research.