Mineralölindustrie : Deal in Abu Dhabi: OMV spricht von einem "Meilenstein" und bedankt sich bei Kanzler Kurz

Die börsennotierte OMV und die Abu Dhabi National Oil Company (Adnoc) haben heute zwei Absichtserklärungen unterschrieben, um mögliche gemeinsame Projekte im Bereich Petrochemie zu eruieren. Die Unterzeichnung der Memoranden fand anlässlich eines Besuchs von Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) bei Kronprinz Scheich Mohammed bin Zayed al-Nahyan in den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) statt.

Die beiden Memoranden of Understanding (MoU) wurden vom VAE-Staatsminister und Adnoc-Vorstandschef Sultan Ahmed Al Jaber sowie OMV-Vorstandschef Rainer Seele unterzeichnet.

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Details zu den Vereinbarungen

Eine Vereinbarung sieht die Zusammenarbeit im petrochemischen Bereich vor, einschließlich der Evaluierung möglicher Projekte in Rahmen einer Erweiterung der bestehenden Partnerschaft. Geplant ist außerdem der Wissens- und Erfahrungsaustausch in Bezug auf petrochemische Anlagen sowie die Integration und Optimierung petrochemischer Prozesse in der Raffinerie. Weiters werden OMV und Adnoc Möglichkeiten einer Unterstützung im Petrochemie-Marketing prüfen.

Die zweite Vereinbarung sieht vor, Möglichkeiten einer Zusammenarbeit im Rahmen des von der OMV patentierten ReOil-Verfahrens auszuloten. Dieses Verfahren wandelt Altkunststoffe in synthetisches Rohöl um, das wiederum zu Treibstoffen oder zu Grundstoffen für die Petrochemische Industrie weiterverarbeitet werden kann. Es soll die Realisierbarkeit einer solchen Anlage in den Vereinigten Arabischen Emiraten evaluiert werden.

"Ein Meilenstein"

Adnoc-Chef Al Jaber sieht in den Vereinbarungen einen "Meilenstein": Dadurch werde die langjährige Partnerschaft mit der OMV entlang der gesamten Öl- und Gas-Wertschöpfungskette gestärkt. "Durch die globale Nachfrage nach petrochemischen Produkten sind wir in der Lage, höhere Erträge zu erwirtschaften und dadurch die Umsetzung unserer 'Wachstumsstrategie 2030' zu beschleunigen. Dies ist ein weiterer Meilenstein auf unserem Weg, das Downstream-Portfolio der Adnoc auszubauen und Ruwais als globalen Raffinerie- und Petrochemie-Hub zu etablieren."

OMV-Chef Seele betonte ebenfalls das Engagement für die strategische Partnerschaft mit Adnoc und die Bereitschaft, wertsteigerndes Know-how in diese Zusammenarbeit einzubringen. "Darüber hinaus folgen wir unserer Strategie, die Wertschöpfungskette auszubauen, das Petrochemie-Geschäft weiter zu stärken und mit dem Konzept der Kreislaufwirtschaft unseres ReOil-Verfahrens zur CO2-Reduktion beizutragen."

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Eckdaten zur Kooperation

OMV und Adnoc arbeiten entlang der gesamten Wertschöpfungskette in Upstream und Downstream zusammen. Im April 2018 erwarb die OMV einen 20-Prozent-Anteil an der Offshore-Konzession für die beiden Ölfelder SARB und Umm Lulu, gefolgt von einer 5-Prozent-Beteiligung an der Konzession für das Sauergas- und Kondensatfeld Ghasha mit einer Laufzeit von 40 Jahren im Dezember 2018. Im Jänner 2019 beteiligte sich die OMV mit 15 Prozent an Adnoc Refining, Eigentümerin der viertgrößten Raffinerie der Welt. (apa/red)

Frisch von der Darbietung der Spanischen Hofreitschule vor dem Kronprinzen von Abu Dhabi , Mohammed Bin Zayed al Nahyan, und seinen Gästen aus Österreich, waren Bundeskanzler Sebastian Kurz und OMV-CEO Rainer Seele voll des gegenseitigen Lobes für den Beitrag des jeweils Anderen am Zustandekommen des Übereinkommens zwischen der OMV und der Abu Dhabi National Oil Company (Adnoc).

Kurz, der sich mit dem Kronprinzen verständigt hat, noch heuer ein bilaterales strategisches Partnerschaftsabkommen (s. APA173) abzuschließen, bedankte sich bei Seele für den Einstieg der OMV "in einen sehr visionären und auch nachhaltigen Bereich", der nicht nur wirtschaftliches Potenzial - und damit Beiträge zum Bundesbudget - bedeute, "sondern auch noch nachhaltig und gut für die Umwelt ist".

Seele gab den Dank zurück: "Ohne die Unterstützung der Bundesregierung, insbesondere des Bundeskanzlers, hätten wir diesen Meilenstein in der Zusammenarbeit mit Adnoc nicht unterschrieben." Kurz habe als "Türöffner" die politischen Beziehungen erst auf ein Niveau gebracht, das solche gemeinsamen Projekte ermögliche.

Die geplante Zusammenarbeit im petrochemischen Bereich sei als integrierte Kooperation ausgelegt. "Wir fördern das Öl und das Gas und wir veredeln diese beiden Produkte", meinte Seele, "aber wir können mehr machen." Und das sei das gemeinsame Ausloten des Potenzials von Investitionen im petrochemischen Bereich - darunter ein "hochinnovatives Verfahren 'home-made in Austria": Die Gewinnung von hochreinem synthetischen Rohöl aus Plastikmüll.

Von diesem Projekt habe man Adnoc überzeugt "und wir werden jetzt entscheiden, ob wir in ein Forschungsprojekt oder direkt in ein gemeinsames Investitionsprojekt investieren werden, um dann auch hier unter dem Motto 'let's clean the desert' den Müll in dieser Region wiederzuverwerten und direkt in diese Wertschöpfungskette einzuspeisen." Die Technologie habe die OMV sich weltweit patentieren lassen "und wir haben ein großes Interesse, diese Technologie auch möglichst schnell zur Marktreife zu entwickeln", sagte Seele. "Das Interesse ist enorm." (apa/red)