Standort Kärnten : Das stimmt Kärntens Unternehmer für 2016 optimistisch

2016 wird für Kärnten spannender als jegliches Wahljahr. 2016 hat mit dem 31. Mai einen konkreten Schicksalstag. Dann läuft das Moratorium aus, das das Hypo-Abwicklungsvehikel Heta noch vor seinen Gläubigern schützt. Dann stellt sich heraus, wie viel das Land aus dem Hypo-Schuldenstrudel zu stemmen hat. Das Ende des Moratoriums entscheidet über den finanziellen Spielraum, den das Land zur Gestaltung seiner mittelbaren Zukunft haben wird.

Sieben Monate bis dahin. In der Politik ist das wenig mehr als ein Augenblick und viel zu kurz, um die zahlreichen Baustellen im südlichsten Bundesland zu sanieren. Am augenscheinlichsten treten sie im Bau- und Infrastrukturbereich zutage. Öffentliche Aufträge werden nur in homöopathischen Dosen vergeben, Kräne haben Seltenheitswert, das Straßennetz verkommt. Schon jetzt leiht sich das Landesstraßenbauamt Maschinen bei ortsansässigen Firmen aus, weil für notwendige Gerätschaft kein Geld vorhanden ist.

Es ist zu befürchten, dass noch auf längere Sicht mehr schlechte als gute Nachrichten aus Kärnten kommen. Einige muten Außenstehenden kurios und schwer nachvollziehbar an. Den Baustopp der 110-kV-Leitung für Villach hat unter anderem die Stadt selbst betrieben, die gleichzeitig betont, wie wichtig die Leitung für die Stadt und ihre Großbetriebe ist, von der sie zu einem beträchtlichen Teil lebt. In Villach schlägt das industrielle Herz Kärntens. Die Leitbetriebe Infineon, Lam Research & Co beschäftigen zusammen mit dem Gewerbe jeden vierten Arbeitnehmer in der Draustadt. Zwar pendeln 9000 Villacher aus, im Gegenzug kommen jedoch täglich doppelt so viele von außerhalb zur Arbeit herein. In Villach ist auch ein Gutteil der Kärntner Innovations- und Forschungseinrichtungen konzentriert. Zukunftsorientierung ist ein gängiges Label, das man sich hier anheftet.

Attraktiver Zentralraum

Der Wettstreit der zweitgrößten Stadt des Landes mit dem 40 Kilometer entfernten Klagenfurt ist nicht nur bei Eishockey-Fans Fall vorhanden, wobei unterschiedliche Analysten zu unterschiedlichen Ergebnissen kommen. Laut Wifo war das Wachstum 2014 einen Deut besser als im Bundesdurchschnitt, laut IHS eine Spur schlechter. Die Konjunkturdynamik werde auch im laufenden Jahr unterdurchschnittlich bleiben, sodass die Arbeitslosigkeit hoch bleibt bzw. weiter steigen wird. Letzteres bestätigt die Industriellenvereinigung für ihren Sektor: Überall werden Rationalisierungen "massiv" vorangetrieben.

Stellenzuwachs

Es gibt auch die Ausnahmen, die Meldungen über Stellenzuwachs. Zwei Beispiele. Der Elektronikriese Philips, der in Klagenfurt Komponenten für seine Rasierer, Trimmer und Epilierer herstellt, investiert dieses Jahr 15 Millionen Euro in neue Hightech-Maschinen, aber auch in 25 zusätzliche Arbeitsplätze. Bosch Mahle Turbo Systems in St. Michael hat seinen Mitarbeiterstand innerhalb eines Jahres um 150 erhöht. Die Automobilzulieferindustrie boomt auch in Kärnten. Der sogenannte Abgas-Skandal mit seinen unabsehbaren Folgen für die ganze Branche kommt zur Unzeit.

Noch unabsehbar ist auch, wie sich die zum Jahresende beschlossene Liquidation der EAK, der Entwicklungsagentur Kärnten, auswirken wird. Die EAK brachte zwischen 2003 und 2014 über 300 Betriebsansiedlungen mit 4.450 neuen Arbeitsplätzen in Kärnten zustande. Die angesiedelten Unternehmen erwirtschaften einen jährlichen Umsatz von rund 1,6 Milliarden Euro, die jährliche Bruttowertschöpfung liegt bei geschätzten 360 Millionen. Die EAK ist – war – die zweiterfolreichste einschlägige Agentur Österreichs. Die BABEG als Nachfolgeorganisation tritt in große Fußstapfen. Sie ist Teil eines Umstrukturierungsprozesses im Wirtschaftsressort des Landes. Von der Kärntner Landesholding abwärts sind unter anderem auch die Kärnten-Werbung und der Flughafen Klagenfurt (hier soll ja Exil-Kärntner Hans-Peter Haselsteiner einsteigen) betroffen.

Kleinere Baustellen, verglichen mit dem Konsolidierungs- und Einsparungsbedarf bei Soziales und Gesundheit oder Reformen im Bildungsbereich. "Basierend auf einer umfassenden Aufgabenkritik", so das IHS in seinem Wirtschaftsbericht recht euphemistisch, muss das Land Kärnten unabhängig vom Hypo/Heta-Ausgang ein "striktes und weitreichendes Programm von Strukturreformen" einhalten. Immerhin 100 Millionen Einsparung waren für 2015 budgetiert, die Nettoneuverschuldung sollte um "nur" 97 Millionen steigen. Ein Nachtragsbudget wird das Defizit voraussichtlich auf 158 Millionen Euro steigen lassen. (Arno Miller)