Stahlindustrie : Darum könnte die aggressive Finanzfirma Elliott für Thyssenkrupp unangenehm werden

Der US-Hedgefonds Elliott will mitten in den abschließenden Verhandlungen über eine Stahlfusion bei Thyssenkrupp mitmischen. Elliott wolle ein Paket an dem Konzern erwerben, sagte eine mit der Angelegenheit vertraute Person. Die Nachrichtenagentur Bloomberg hatte zuvor über den Fall berichtet. Thyssenkrupp und ein Elliott-Sprecher in Deutschland wollten sich nicht zu dem Thema äußern.

Elliott gilt als wenig zimperlich. Der vom US-Milliardär Paul Singer gegründete Fonds hatte zuletzt unter anderem das Management des Anlagenbauers Gea unter Druck gesetzt. Auch beim Pharmakonzern Stada, bei den Autobauern Kia und Hyundai sowie beim britischen Autozulieferer GKN mischt Elliott derzeit mit. Hier die Übersicht unserer Meldungen dazu >>

Das Ziel: Zuerst neuer Chef - dann Zerschlagung

Bei Thyssenkrupp sei es das Ziel von Elliott, Konzernchef Heinrich Hiesinger zu ersetzen, hieß es unter Berufung auf nicht näher genannte Eingeweihte.

Hiesinger führt den Konzern seit 2011. Der ehemalige Siemens-Manager genießt im Unternehmen großes Ansehen, hatte er Thyssenkrupp doch nach den Fehlschlägen im Stahlgeschäft in den USA vor dem Abgrund bewahrt.

Doch jetzt trauen die Finanzfirmen dem Topmanager eine Wende beim Industrieriesen offenbar nicht mehr zu.

Auch schwedische Finanzfirma Cevian macht Druck

Theoretisch könnte Elliott gemeinsame Sache mit dem schwedischen Finanzinvestor Cevian machen, der mit einem Anteil von rund 18 Prozent der zweitgrößte Einzelaktionär nach der Krupp-Stiftung mit rund 21 Prozent ist. Cevian fordert seit langem von Hiesinger und dem Management eine schärfere Strategie.

Dazu gehöre, dass nach dem Stahl auch alle anderen Bereiche des Mischkonzerns unter die Lupe genommen werden. Zu den Sparten gehören der Anlagen- und U-Boot-Bau, Aufzüge und Fahrtreppen, Autoteile oder der Werkstoffhandel.

Cevian ist außerdem derzeit beim Schweizer Elektroriesen ABB an Bord und fordert dort, Konzernteile zu verkaufen: Finanzfirmen machen wieder Druck: ABB soll sich aufspalten >>

Hiesinger will Fusion bis Ende Juni

Hiesinger versucht seit zwei Jahren, die Stahlsparte mit der des Konkurrenten Tata Steel zu fusionieren. Der Prozess hatte sich immer wieder verzögert. Das Ziel von Hiesinger ist nun eine Vereinbarung bis Ende Juni. Danach will das Management seine künftige Strategie vorstellen. Cevian reichen die Margen in einzelnen Bereichen nicht. Zudem fehlen den Schweden konkretere Zielvorgaben. Jedes Geschäft müsse in seinem Bereich Weltbester sein.

Bei der Voestalpine kauft sich Blackrock ein

Erst vor wenigen Tagen ist auch bei der Voestalpine die berüchtigte Finanzfirma Blackrock eingestiegen. Der weltgrößte Vermögensverwalter hat vier Prozent am Linzer Industriekonzern gekauft. Damit kommt bei den Oberösterreichern ein mächtiger neuer Anteilseigner an Bord. Mehr dazu: Finanzfirma Blackrock steigt bei Voestalpine ein >>

(red, reuters, apa)