Autoindustrie : Daimler, VW, BMW: Trump setzt höhere Investitionen in den USA durch

Die Zoll-Drohung von US-Präsident Donald Trump zeigt bei den deutschen Autobauern Wirkung: Volkswagen, BMW und Daimler kündigten nach einem Spitzentreffen mit Regierungsvertretern in Washington ein stärkeres Engagement in den USA an. An der Runde nahm zeitweise auch Trump persönlich teil.

VW-Chef Herbert Diess stellte dabei eine globale Allianz mit Ford in Aussicht, die auch die amerikanische Autoindustrie stärken würde. Die Wolfsburger verhandeln mit dem zweitgrößten US-Autobauer bereits über eine Kooperation bei Transportern und leichten Nutzfahrzeugen, die Insidern zufolge schon bald auf weitere Gebiete ausgedehnt werden könnte. BMW will weitere 600 Millionen Dollar (525,90 Mio. Euro) in seine Fabrik in Spartanburg in South Carolina investieren und dort 1.000 neue Jobs schaffen.

Dazu:

Ford bestätigt "gute Gespräche" mit Volkswagen >>

BMW prüft ein zweites Werk in den USA >>

Auch Daimler kündigte an, weiter in den USA zu investieren. Dafür dürften sich aber die Rahmenbedingungen nicht verschlechtern, schränkte Konzernchef Dieter Zetsche ein. Zetsche, Diess und BMW-Finanzvorstand Nicolas Peter waren in der Hoffnung in die US-Hauptstadt gereist, die von Trump angedrohte Erhöhung der Zölle auf Autoimporte aus der EU von aktuell 2,5 Prozent auf bis zu 25 Prozent zu verhindern. Die Autobauer hätten dabei einen "großen Schritt nach vorne gemacht", sagte Diess. "Jetzt liegt es an den Regierungen und an der EU-Kommission, eine gute Lösung für alle Seiten zu erreichen", erklärte der Volkswagen-Chef weiter. "Für mich ist klar: Neue Zölle helfen niemandem und sollten vermieden werden." Autolieferungen aus den USA in die EU sind derzeit mit Importzöllen in Höhe von 10 Prozent belegt.

An der Börse kam das Treffen gut an. Aktien von BMW und Daimler stemmten sich gegen den schwächeren Gesamtmarkt und lagen bis zu 0,4 Prozent im Plus. Volkswagen notierten 0,3 Prozent leichter, während der Dax um rund ein Prozent fiel.

Hintergrund zum weltweiten Netz:

Der Handelsstreit und die Rolle von Daimler, BMW, VW und Audi >>

Trump, der im Wahlkampf mehr Jobs versprochen hatte, wünscht sich, dass die Autoindustrie mehr auf dem US-Markt produziert und beklagt ein Ungleichgewicht im Handel. Ob die deutschen Autobosse die US-Regierung von den Vorbereitungen zur Einführung von Sonderzöllen abbringen konnten, blieb allerdings offen. Von der US-Regierung kamen dazu keine Signale. Auch äußerte sich Trump zunächst nicht - wie sonst üblich - über den Kurznachrichtendienst Twitter. Formal liegt die Verhandlungshoheit über Handelsgespräche bei der EU-Kommission. Es bleibt daher abzuwarten, wann auf dieser Ebene Gespräche folgen.

An dem Treffen im Weißen Haus nahmen auch US-Handelsminister Wilbur Ross, der US-Handelsbeauftragte Robert Lighthizer und Trumps Wirtschaftsberater Larry Kudlow teil. Die deutschen Autobauer hatten schon im Vorfeld Friedenssignale gesendet: So erwägt BMW den Bau eines zweiten Werks in den USA, Volkswagen sucht dort einen Standort für Elektroautos, wofür auch Chattanooga infrage käme. Dort unterhalten die Niedersachsen eine große Fertigungsstätte.

Trump hatte EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker im Sommer zwar zugesagt, auf höhere Autozölle vorerst zu verzichten und stattdessen über den Abbau von Handelsbarrieren zu verhandeln. Unter dem Eindruck der Sparpläne von General Motors klang Trump in der vergangenen Woche jedoch wieder kämpferischer und drohte, die gesamte Branche in Haftung zu nehmen. Der größte US-Autobauer GM hatte mit der Ankündigung für Aufsehen gesorgt, mehrere Werke in Nordamerika zu schließen und bis zu 15.000 Beschäftigte abzubauen.

Ford geht weniger radikal vor. Der Konzern versetzt zunächst Hunderte Arbeiter in andere Fabriken, um mehr Geländewagen und Pick-up-Trucks bauen zu können. Der Trend zu diesen größeren Fahrzeugen, an denen die Konzerne mehr verdienen, und die Umstellung auf die Elektromobilität veranlassen alle großen Autobauer in den USA, sich neu auszurichten. Dabei sorgten zuletzt allerdings widersprüchliche Äußerungen aus der US-Regierung für Irritation. Während Kudlow die staatlichen Subventionen für Elektroautos abschaffen will, sagte Ross kurze Zeit später, für die Regierung sei es "sehr wichtig", dass möglichst viele E-Autos in den USA gebaut würden. Staatliche Hilfen sind nach Ansicht von Experten in den ersten Jahren wichtig, um die Elektromobilität anzuschieben.

Um die Kosten zu senken und Mittel für die Neuausrichtung freizuschaufeln, setzen Ford und Volkswagen dabei auf eine groß angelegte Partnerschaft. "Wir bauen eine Allianz mit Ford auf, die die Position von Ford in Europa stärken wird, weil wir uns Plattformen teilen werden", sagte Volkswagen-Chef Diess. Dabei brachte er auch eine mögliche Nutzung von Produktionskapazitäten der Amerikaner in den USA ins Spiel. Ford-Chairman Bill Ford sagte, die Gespräche mit VW verliefen "sehr gut". Es gebe aber noch eine Menge Dinge zu besprechen. (reuters/apa/red)