Motorenbau : Daimler investiert in Batterien - und "für lange Jahre" auch in Dieselmotoren

Daimlers Entwicklungsvorstand Ola Källenius sieht trotz Diskussionen über Fahrverbote noch eine lange Zukunft für den Diesel. "Wir investieren weiter in unsere Verbrennungsmotoren, sowohl Otto als auch Diesel", so Källenius gegenüber der dpa.

Der Stuttgarter Autokonzern ist dabei, eine neue Motorengeneration auf den Markt zu bringen. "Aus heutiger Sicht gibt es keinen Grund zu sagen, es wird keine Nachfolgegeneration für diese Dieselfamilie geben", so der Vorstand.

Daimler: Verkaufszahlen in Europa sind stabil

Vor wenigen Tagen hat wie hier berichtet Volvo-Chef Hakan Samuelsson angekündigt, nach der aktuellen Generation aus der Dieselentwicklung auszusteigen.

Auch Bosch-Chef Volkmar Denner hat angedeutet, dass sinkende Diesel-Marktanteile nicht ohne Folgen für den Zulieferer bleiben würden. "Die Beschäftigungslage bei uns ist abhängig von der Auftragslage unserer Kunden", sagte er "Stuttgarter Zeitung" und "Stuttgarter Nachrichten". "Wenn die Dieselmarktanteile weiterhin fallen, werden wir reagieren müssen." Källenius plagen solche Sorgen bislang nicht: "Bei Mercedes-Benz sind die Diesel-Verkäufe in Europa stabil."

Daimler setzt auf eigene Batterien für Elektroautos

Unterdessen will der Autobauer auch in dem härter werdenden Wettbewerb bei Elektroautos will Vorreiter sein. Dabei setzt Daimler nicht nur auf neue Autos, sondern auch auf selbst entwickelte Batteriesysteme.

Um seine Produktionskapazitäten zu erweitern, baut Daimler im sächsischen Kamenz eine zweite Batteriefabrik. Diese Woche ist die Grundsteinlegung erfolgt, mit Sachsens Ministerpräsidenten Stanislaw Tillich und Bundeskanzlerin Angela Merkel, beide CDU, als Gästen.

Merkel hat sich vor wenigen Tagen von ihrem eigenen ursprünglichen Ziel, bis 2020 eine Million Elektroautos auf Deutschlands Straßen zu bringen, verabschiedet. Sie hoffe aber weiter auf den Durchbruch der Elektromobilität, sagte sie bei einem Arbeitnehmerkongress in Berlin.

Bis 2025 zehn reine Elektroautos geplant

Daimler hofft nicht nur, sondern investiert, auch in die eigene Batterieproduktion. Effiziente Ladesysteme könnten künftig entscheidend sein, um sich von der Konkurrenz abzuheben. Bis 2025 will der Hersteller mehr als zehn reine Elektroautos anbieten. Wichtiger Bestandteil der neuen Strategie sind laut Daimler-Vorstandsmitglied Thomas Weber "hocheffiziente Batterien" für die Elektro-und Hybridfahrzeuge von Mercedes-Benz und Smart.

Die Unternehmensberatung Roland Berger prognostiziert zwar einen Preisverfall bei Lithium-Ionen-Zellen, womit auch die Preise für Akkus weiter fallen und Elektroautos langfristig erschwinglicher würden. Doch bis jetzt sind die Batterien immer noch das teuerste Bauteil von E-Fahrzeugen - und das Entscheidendste für deren Attraktivität, was Leistung und Kosten betrifft.

Neuer Produktionsverbund für Batterien in Sachsen

Daimler baut deshalb einen globalen Produktionsverbund für Lithium-Ionen-Batterien auf. In den will das Unternehmen in den kommenden Jahren jährlich eine Milliarde Euro investieren. Kamenz in Sachsen soll in diesem Verbund als Kompetenzzentrum dienen. 2010 entstand dort die erste Fabrik der hundertprozentigen Daimler-Tochtergesellschaft Deutsche Accumotive. Die zweite soll nun 2018 in Betrieb gehen.

Das neue Accumotive-Werk soll Daimler zufolge CO2-neutral produzieren. Ein Blockheizkraftwerk und eine Photovoltaikanlage werden die Produktionsanlagen mit Energie versorgen - in Verbindung mit stationären Batteriespeichern.

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Batterien auch für Kunden in der Industrie

Daimler war 2015 mit seiner Tochtergesellschaft Accumotive in das Geschäft mit stationären Speichern eingestiegen. Die Lithium-Ionen-Batterien können sowohl in der Industrie als auch in Privathaushalten zum Einsatz kommen, etwa um das Stromnetz zu stabilisieren oder Energie aus Photovoltaikanlagen zu speichern.

Um dem Daimler-Konkurrenten Tesla, der schon länger im Geschäftsfeld Batteriespeicher aktiv ist, die Stirn zu bieten, arbeitet Accumotive eng mit Mercedes-Benz Energy zusammen. Von Kamenz aus kümmert sich das Schwesterunternehmen um die Entwicklung und den weltweiten Vertrieb der stationären Batteriespeicher.

Mit dem neuen Accumotive-Werk soll sich die bisherige Logistik-und Produktionsfläche für die Batterieproduktion in Kamenz laut Daimler auf insgesamt rund 80.000 Quadratmeter vervierfachen. Derzeit beschäftigt Accumotive dort etwa 350 Mitarbeiter. Läuft für Daimler und Accumotive alles nach Plan, könnte sich ihre Zahl bis 2020 mehr als verdoppeln. (dpa/afp/apa/red)

Daimlers Entwicklungsvorstand Ola Källenius sieht Roboterwagen schon in wenigen Jahren in Städten herumfahren. "Zwischen 2020 und 2025 kann es Robotertaxis in Städten geben", sagte Källenius der Deutschen Presse-Agentur. "Die Stadt ist zwar ein hochkomplexes Gebilde, aber mit niedrigen Geschwindigkeiten geht das."

Wichtige Grundvoraussetzung für das autonome Fahren sind hochauflösende Karten. Man arbeite für einige Städte derzeit an so guten Karten, dass man bald in die Umsetzung gehen könne. Daimler hatte 2015 mit BMW und Audi den Kartendienst Here gekauft.

Daimler entwickle derzeit Autos für Level vier und Level fünf des autonomen Fahrens, so Källenius weiter. Bei letzterem soll sich der Fahrer vollständig zurückziehen können.

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"In den nächsten drei bis vier Jahren werden wir diese Technologien für kommerzielle Nutzung auf die Straße bringen", sagt er. "Das wird bis dahin gesetzlich hoffentlich möglich sein in Deutschland und in anderen Ländern. Die ersten rechtlichen Voraussetzungen liegen ja vor."

Damit nimmt auch ein anderer Plan Form an: Daimler hatte eine Absichtserklärung für eine Kooperation mit dem Mitfahrdienst Uber unterschrieben, nach der der Autobauer in einigen Jahren Roboterautos über die Plattform anbieten kann.

Uber erprobt seit vergangenem Jahr schon Roboterwagen-Fahrten unter anderem mit Volvo-Modellen in Pittsburgh. Allerdings ist immer ein Fahrer an Bord. Nach einem Unfall waren sie im Frühjahr kurz unterbrochen worden. (dpa/apa/red)