Michael Brecht : Daimler-Betriebsrat kritisiert Sparprogramme

Die Faustformel gelte für jeden Standort der Pkw- und Nutzfahrzeugproduktion, erklärte Brecht in einem für Mittwoch freigegebenen Pressegespräch in Stuttgart. "Das sind keine Zahlen, die uns erschrecken."

Daimler-Chef Dieter Zetsche hatte vor Kurzem angekündigt, auf das gerade endende Sparprogramm folge für die Pkw-Sparte das Projekt "Next Stage", um die Kosten weiter zu senken. Er will damit dem Ziel näher kommen, die Umsatzrendite bei Mercedes-Benz Cars auf zehn Prozent nach zuletzt 8,1 Prozent zu steigern.

"Wir wehren uns nicht gegen Effizienz"

Betriebsratschef Brecht hält dagegen weder von dem Renditeziel noch von plakativen Sparankündigungen etwas. "Wir wehren uns nicht gegen Effizienz", betonte Brecht. Die Beschäftigten beteiligten sich jährlich an Hunderten von Optimierungs-Workshops. "Aber ich wehre mich gegen solche Programme." In den vergangenen drei Jahren hat der Autobauer mit den Initiativen "Fit for Leadership" in der Pkw-Sparte, "Daimler Trucks Number One" für die Nutzfahrzeuge und anderen Initiativen die Kosten um vier Milliarden Euro gesenkt. Solche Sparprogramme sind nach den Worten Brechts allerdings ein Stück weit "Lug und Trug", da nicht alles eingespart, sondern ein Kostenanstieg vermieden werde.

Kein Ton an die Öffentlichkeit

Zur nächsten Kostensenkungsrunde ließ sich Zetsche keine Zahl entlocken. Doch Brecht zufolge gibt es für die einzelnen Standorte konkrete Sparvorgaben. Diese müssen etwa erreicht werden, indem mehr Arbeiten ausgelagert und von Zulieferern günstiger eingekauft werden. Die Betriebsräte handeln im Gegenzug verbindliche Produktionszusagen aus, die die Perspektive eines Werkes sichern sollen. An allen Standorten gibt es zudem Investitionspläne bis zum Ende des Jahrzehnts. Fast überall liefen die Verhandlungen für die Öffentlichkeit geräuschlos ab. Doch der Plan für das Sprinter-Werk in Düsseldorf und die Auslagerung von Logistik in Bremen sorgte für Proteste. In Düsseldorf ist der Streit inzwischen beigelegt.

Sparpotenzial in der Technik

Der Betriebsratschef sieht das Sparpotenzial vor allem in der Technik und weniger bei den Beschäftigten. So werde sich die zunehmende Herstellung von gleichen Teilen für verschiedene Modelle und die Plattformstrategie mit vier Baureihen auszahlen. Der viel beschworene Wettbewerbsnachteil deutscher Standorte mit ihrem hohen Lohnniveau werde sich womöglich verringern, wenn der Euro noch längere Zeit schwach bleiben sollte. Frühere Entscheidungen unter dem Eindruck eines starken Euro-Kurses, Produktion im Ausland aufzubauen statt in Deutschland, sollten überdacht werden, forderte Brecht, der gerade den Tarifabschluss für die Metallindustrie mit 3,4 Prozent Lohnerhöhung mit ausgehandelt hat. (APA/Reuters)