Lieferketten : Coronavirus: In Österreichs Industrie wächst die Sorge um Auswirkungen

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© APA/dpa/Stefan Puchner

In der heimischen Industrie werden die Sorgen um die Auswirkungen des Coronavirus langsam größer. "Der aktuelle Geschäftsgang der heimischen Industrie zeigt zwar bislang keine negativen Einflüsse durch den Ausbruch von Covid-19, das Vertrauen in einen nachhaltigen Aufschwung scheint jedoch nicht mehr gegeben zu sein", sagte Walter Pudschedl, Ökonom der UniCredit Bank Austria.

In den Zahlen seien im Februar zwar noch keine Auswirkungen des Coronavirus auf die Industrie sichtbar gewesen. Denn der Einkaufsmanagerindex (EMI) der Bank Austria habe erstmals seit einem Jahr die Wachstumsschwelle von 50 Punkten überschritten und die Produktionsleistung habe sich zum ersten Mal seit zehn Monaten wieder ausgeweitet.

Allerdings sei nur die Hälfte der Verbesserung des Index auf eine echte Belebung der wirtschaftlichen Aktivität zurückzuführen gewesen, so die Bank laut Aussendung vom Mittwoch. Die andere Hälfte sei dagegen durch eine Verlängerung der Lieferzeiten entstanden, was derzeit ein Hinweis auf "Störungen in den globalen Wertschöpfungsketten infolge wirtschaftlicher Probleme durch die Verbreitung des Coronavirus" sei, so die Bank Austria-Ökonomen. Normalerweise werden längere Lieferzeiten als ein Anzeichen für eine zu langsame Anpassung an eine deutlich gestiegene Nachfrage interpretiert.

"Die Verbesserung des UniCredit Bank Austria Einkaufsmanagerindex im Februar ist nicht voreilig als Frühlingserwachen der österreichischen Industrie zu interpretieren", sagte Bank-Austria-Chefökonom Stefan Bruckbauer. Während der Einkaufsmanagerindex auf 50,2 Punkte anstieg (Jänner 2020: 49,2 Punkte), ging der Teilindex für die Exportaufträge auf unter 50 Punkte zurück. Dies könne ein erstes Anzeichen für eine Abschwächung der globalen Nachfrage sein und "darauf hindeuten, dass der Nachfrageschock in China und die Störungen der globalen Wertschöpfungsketten durch den Ausbruch von Covid-19 die heimische Industrie in den kommenden Monaten belasten werden", so Bruckbauer weiter.

Auch der starke Anstieg der Produktionserwartungen der Unternehmen auf Jahressicht ist vor diesem Hintergrund laut den Ökonomen mit Vorsicht zu genießen. Der Erwartungsindex habe im Februar von 55,0 Punkten im Vormonat auf 60,9 Einheiten zugelegt. (apa/red)

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