Motorradhersteller : Comeback der "Huskys"

Wo Motorrad-Laien an Nähmaschinen oder Motorsägen denken, beginnen unter den Zweirad-Afficionados die Augen zu leuchten: Die Motorräder der Marke Husqvarna haben den Motocross- Sport in den 60er- und 70er-Jahren quasi erfunden. Als Steve McQueen mit seiner privaten 400er in mehren Filmen in den Sonnenuntergang fuhr, löste er einen wahren Hype aus. Danach ist es ruhig um die einstige schwedische Kultmarke geworden.

Als 2013 KTM auf den Plan tritt, um dem damaligen Eigentümer BMW die Marke abzunehmen, werden sie beinahe sehnsüchtig empfangen. Husqvarna galt am überalterten Produktionsstandort im lombardischen Varese bei einem Absatz von rund 10.000 Motorrädern als unsanierbar. BMW zögerte aus Imagegründen, den Standort zu schließen. Stefan Pierer war hier weniger befangen. Binnen weniger Monate wurde die Produktion in Italien stillgelegt und ins oberösterreichische Mattighofen transferiert. Die Italiener waren empört. Aber der Deal hatte Bestand.

US-Markt im Visier

Die Kaufmotivation Pierers war für Branchenkenner relativ klar: Es geht vordergründig darum, im großen Offroad-Markt USA besser Fuß zu fassen. Denn interessanterweise konnte KTM bislang im nordamerikanischen Enduro-Segment nie so richtig Fuß fassen. Die Huskys aber, wie Husqvarna dort landläufig genannt wird, waren immer stark verankert.

Für Stefan Pierer ist das Nebeneinander zweier einstiger Erzfeinde – ein Ex-Händler wählte den Vergleich von Rapid und Austria – nur eine Frage der Positionierung: "Ich will mit zwei Marken das Gesamtspektrum Racing und Cruising abdecken."

Im – stückmäßig kleinen – Geländebereich solle es einen echten Wettbewerb zwischen den Schwestermarken geben. Im zukunftsträchtigen – weil mengenmäßig wesentlich bedeutsameren – Straßensegment hat die Markenpositionierung eine andere Qualität: KTM soll für "Racing und Geschwindigkeit" stehen, wie es Pierer formuliert. Husqvarna werde im Straßenbereich das Segment "New Classic" besetzen, aufbauend auf einem schwedischen Design. Die bisherige KTM- Zweitmarke Husaberg, die Pierer 1994 von ehemaligen schwedischen Husqvarna-Ingenieuren gekauft hatte, wird eingestellt. Zuletzt verkaufte Husaberg 6.000 Stück jährlich.

Indische und österreichische Produktion

In den kleineren Klassen (mit 125 bis 390 Kubikzentimetern) werden die Husqvarna-Modelle beim indischen KTM-Partner Bajaj auf einer eigenen Plattform gebaut. Die größeren Ausgaben vom 690er-Einzylinder bis zum 1300er-Super-Duke-Motor werden aus den Hallen in Mattighofen rollen. Bereits im vergangenen Jahr hatte Husqvarna mit den beiden Studien Husqvarna Vitpilen 401 und Husqvarna Svartpilen 401 für Gesprächsstoff gesorgt. Die beiden Concept-Bikes, die auf der EICMA 2014 präsentiert wurden, werden 2016 auf den Markt kommen. Die Schwerpunkte sind dabei eindeutig: Mit den Vitpilen- und Svartpilen-Modellen möchte Pierer die Rückkehr zum Straßenmotorrad-Segment vorantreiben.

Preislich soll es zwischen den KTM und Husqvarna wenig Entscheidungspotenzial geben. "Beide Marken werden bei gleicher technischer Ausstattung ähnlich gepreist", will Pierer den Schnäppchenjägern wenig Spielraum lassen. 2014 wurden 15.000 Modelle verkauft, 2015 werden es 20.000 sein – so viele Einheiten wie nie zuvor in der 110-jährigen Geschichte. 2020 sollen es – dann schon mit den neuen Modellen – 35.000 sein. Damit

wäre Husqvarna nach KTM und BMW die drittgrößte Motorradmarke in Europa.