Elektroautos : Chinesen bauen "Auto der Zukunft" - mit von BMW abgeworbenen Managern

Nicht auf einer Autoshow, sondern auf der Elektronikmesse (CES) in Las Vegas präsentieren Autohersteller mittlerweile ihre neuesten Modelle.

Das chinesische Start-up Byton hat dort einen Prototypen seines elektrisch angetriebenen Stadtgeländewagens vorgestellt, das ab 2020 weltweit für umgerechnet 37.000 Euro erhältlich sein soll. Das Kernteam dieser Firma besteht aus ehemaligen Entwicklern von BMW - und ausgerechnet mit ihnen fordern die Chinesen jetzt die großen deutschen Marken heraus.

Mit einem Computer auf Rädern gegen Autos made in Germany

"Unsere Wettbewerber sehen wir bei den großen deutschen Premium-Herstellern Mercedes, BMW und Audi", betonte Byton-Chef Carsten Breitfeld. Ein Markenzeichen des Wagens ist ein großer gebogener Touchscreen im Cockpit, der praktisch von Tür zu Tür geht. Das Auto werde "genauso intuitiv zu bedienen sein, wie jedes andere smarte Gerät", versprach Breitfeld.

Zusätzlich zu dem großen Touchscreen mit Abmessungen von 1,24 Metern mal 25 Zentimeter soll es auch einen weiteren kleinen direkt im Lenkrad geben. Als Sprachassistent wird die Alexa-Software von Amazon integriert. Das Auto identifiziert den Fahrer über Gesichtserkennung. Dadurch sollen auch die Einstellungen unter anderem mit Hilfe künstlicher Intelligenz personalisiert werden.

Jetzt sei das Auto nicht nur für Software-Updates, sondern auch für einen Austausch von Sensoren vorbereitet. Bytons SUV solle das fortschrittlichste Auto auf dem Markt 2019 werden, behauptet der Deutsche im Dienste des chinesischen Herstellers.

Das Gesicht des Fahrers wird jede Sekunde gescannt

Das Auto werde per Gesichtserkennung zu öffnen sein. Steuern lasse es sich unter anderem mit dem digitalen Assistenzsystem Alexa von Amazon, mit Gesten und Berührungen. Die Funktionen sollen sich mit Hilfe künstlicher Intelligenz ständig fortentwickeln. Das Auto "wird besser, je besser es dich kennt", sagte Byton-Präsident Daniel Kirchert.

Ähnlich schwärmte Volkswagen-Markenchef Herbert Diess in Las Vegas: "Künstliche Intelligenz revolutioniert das Auto." Funktionen wie Gesichtserkennung zum Entriegeln des Fahrzeugs von außen, ein Warnsignal für Fahrräder, Gestenerkennung für Bedienelemente, natürliche Spracherkennung für eine einwandfreie Sprachsteuerung und Blickverfolgung für Warnungen bei Ablenkung des Fahrers werden laut Diess möglich sein. Volkswagen arbeitet dafür mit dem US-Spezialisten Nvidia zusammen, Entwickler von Grafikprozessoren.

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Byton will ab 2019 die ersten Autos liefern

Byton will schon 2019 die ersten Autos in China verkaufen und ab 2020 dann weltweit. Chef des Start-up ist der ehemalige BMW-Manager Carsten Breitfeld; auch frühere Manager von Apple, Google und Tesla arbeiten für das chinesische Unternehmen, das Investoren mit mehr als 200 Mio. Dollar (166,04 Mio. Euro) ausgestattet haben. Beteiligt ist unter anderem der chinesische Internetkonzern Tencent. Der Name Byton rührt her von "Bytes on wheels" (Bytes auf Rädern).

Die Reichweite soll 500 Kilometer betragen, die Ladezeit der Batterie 15 bis 30 Minuten. Zunächst soll das Auto einige Autopilot-Funktionen haben, ab 2020 dann auch fast autonom fahren können, wie das Unternehmen verspricht.

Tesla dreht derweil Strafrunden

Byton reiht sich ein in eine Vielzahl von Firmen, die selbstfahrende Elektroautos zu einem erschwinglichen Preis anbieten wollen. Sie wollen damit derzeit vor allem Tesla Konkurrenz machen.

Der US-Elektroautobauer will mit seinem Model 3 den Massenmarkt erobern. Sein Produktionsziel musste Tesla aber bereits mehrfach verschieben. (afp/dpa/apa/red)

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