Stahlindustrie : Chinas Konjunkturerholung lässt den Stahlpreis steigen

Während in vielen Teilen der Welt wegen der Coronapandemie die Wirtschaftsprognosen tiefrot sind, ist Chinas Wirtschaft schon wieder auf der Überholspur. Das führt zu Ungleichgewichten, die unter anderem zu einem "explosionsartigen" Anstieg der Stahlpreise geführt hat, wie Norbert Thumfart von der ARGE Stahl- und Metalldistribution aufmerksam macht. Einige Produkte seien in den letzten sechs Monaten um über 60 Prozent teurer geworden, einzelne sogar um 90 Prozent.

Auslöser seien die boomende Konjunktur in China gepaart mit einem Exportverbot für Schrott. Das mache aus China, traditionell ein Stahlexporteur, derzeit einen Stahlimporteur. Dazu kommt international eine starke Stahlnachfrage der Autoindustrie und der Bauwirtschaft. Zugleich ist auch das Angebot derzeit deutlich niedriger, da in der Krise zahlreiche Hochöfen heruntergefahren wurden. Das hat zu einer Verknappung des Stahlangebots geführt.

In der Branche geht man daher davon aus, dass der Preisanstieg nur ein vorübergehender ist und sich mit dem Hochfahren der Hochöfen rasch einpendeln dürfte. Das grundsätzliche Problem einer weltweiten Überkapazität bei der Stahlproduktion bleibe bestehen. Die Preise könnten aber sehr volatil bleiben.

China ist heute die treibende Kraft auf den Rohstoffmärkten

Die Entwicklung hänge letztlich stark von China ab, der treibenden Kraft auf den Rohstoffmärkten, so der Branchenvertreter. In dem Land stehen noch viele veraltete Werke, die der Nationalstaat gerne aus Umweltschutzgründen stilllegen will. Die Gemeinden brauchen die Werke aber als Arbeitgeber. Wie die innerchinesische Diskussion ausgeht, wird über die Weltstahlproduktion und damit über die Preise mitentscheiden.

Warnung vor Lieferengpässen auch in Österreich

Thumfart warnt unterdessen, dass es derzeit in Österreich neben den extremen Preissteigerungen in einzelnen Produktbereichen zu Versorgungsengpässen und stark steigenden Liefer- und Produktionszeiten kommen könne, die eine kurzfristige Versorgung erschweren bzw. unmöglich machen können. (apa/red)

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