Handelskonflikt : China: Wahrsager sollen für Klarheit im Handelsstreit mit den USA sorgen

Während sich Regierungsmitglieder und Analysten an Statistiken und offizielle Verlautbarungen halten, um die weitere Entwicklung und den Ausgang des Handelskonflikts mit den USA abzuschätzen, greifen einige Menschen in der Volksrepublik auf ein Mittel aus alten Zeiten zurück: Sie suchen Rat bei einem Wahrsager.

Diese Praxis wird von den Behörden zwar als Aberglaube abgetan und ist Mitgliedern der Kommunistischen Partei deshalb verboten. Sie hat aber im Reich der Mitte eine lange Tradition.

Der Zwist mit dem schwer berechenbaren US-Präsidenten Donald Trump über Schutzzölle und andere Handelsbeschränkungen beschäftigt nicht nur Ministerien und Manager. Er spielt auch im Leben von normalen Bürgern durchaus eine Rolle. Sie wollen etwa wissen, wie sie ihr Geld nun anlegen, ihre Geschäfte betreiben oder ob sie ihre Pläne für eine Ausreise in die Vereinigten Staaten vorantreiben sollen. Dabei reichen ihnen nicht immer die Auskünfte von Anlageberatern und Regierungsstellen. Dann konsultieren sie Spezialisten, die als Experten für kosmische Energien oder alte spirituelle Praktiken gelten.

Der Börsenmakler Ricky Fong etwa wendet sich an den Feng-Shui-Meister Victor Ng. Feng Shui ist eine uralte chinesische Lehre von Harmoniegesetzen in der Natur und längst auch im Westen etwa als Hilfe bei der Wohnungs- und Gartengestaltung in Mode. Fong betont, der Zollstreit spiele für Investmententscheidungen eine sehr große Rolle. Hilfreiche Daten dazu lieferten nicht nur die angestammten Instrumente der Finanzanalyse, sondern auch Berater wie Ng. "Er kann traditionelle Methoden nutzen, um mein Schicksal zu lesen, und mir sagen, wie ich besser mit der Situation umgehe", erläutert Fong. Der Feng-Shui-Meister stützt sich nach eigenen Worten vor allem auf Angaben zu Geburtsdatum und -zeit. In diesem Fall geht es insbesondere um die Daten Trumps und von dessen chinesischem Amtskollegen Xi Jinping. "So analysieren wir die Situation", sagt Ng.

Wahrsager Xie Xianglin registriert nach eigener Auskunft eine rege Nachfrage wegen des Zollkonflikts. Die meisten Kunden seien Unternehmer und Investoren, sagt Xie, der für eine Beratung 500 Yuan (63 Euro) verlangt. Folgende Auskunft gibt er Reuters gratis: "Der Handelskrieg wird in naher Zukunft versöhnlich enden." (apa/Reuters)