Bauindustrie : Brennerbasistunnel: Wieder Ärger in Tirol über die Strategie Deutschlands

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© Peter Martens

Ob bis zur Eröffnung des Brennerbasistunnels (BBT) Ende 2028 Bayern auch schon mit einer neuen Zulaufstrecke aufwarten kann, ist offenbar noch fraglich. Laut einem Bericht der "Tiroler Tageszeitung" könnte es gar bis 2050 keine Neubaustrecke geben, wie die bayerische Staatskanzlei BBT-Aufsichtsrat Hubert Gorbach auf Anfrage mitteilte.

Berlin lässt Bedarf berechnen - Ergebnisse widersprüchlich

Eine Szenarienstudie des deutschen Verkehrsministeriums zeige auf, dass zwei Szenarien "für zusätzliche Streckenkapazitäten im Jahr 2050 sprechen, zwei dagegen", hieß es in dem Bericht. Die Planungen für die Neubaustrecke sollen aber dennoch weitergeführt werden, damit keine Zeit verloren gehe. "Eine endgültige Entscheidung über den Bau einer Neubaustrecke wird getroffen werden, sobald deren Erforderlichkeit nachgewiesen ist", wurde die bayerische Staatskanzlei zitiert.

Jetzt soll die Strecke im Inntal "digital ertüchtigt" werden

In der Zwischenzeit werde an der "digitalen Ertüchtigung der bestehenden zweigleisigen Strecke im Inntal gearbeitet werden, damit diese zusätzliche Kapazitäten bieten könne", hieß es aus München. Im bayerischen Inntal wehren sich Bürgerinitiativen gegen den Bau der nördlichen BBT-Zulaufstrecke.

FPÖ: "Dann wäre der Tunnel ein Millionengrab"

Für Tirols FPÖ-Chef Markus Abwerzger ist die Aussage der bayerischen Staatskanzlei "erschreckend". "Sollten die Zulaufstrecken nicht kommen, ist der Brennerbasistunnel ein Millionengrab", meinte er. Tirols SPÖ-Verkehrssprecher und Landtagsabgeordneter Philip Wohlgemuth forderte, alle "BBT-Beteiligten müssen ihren Verpflichtungen zu Planung und zum Bau der Zulaufstrecken nachkommen". Für ihn entstehe der Eindruck, dass Deutschland kein Interesse "an der Verlagerung des Schwerverkehrs auf die Schiene" habe, meinte Wohlgemuth in einer Aussendung.

Aussagen Bayerns für Platter "Gefahr"

ass Bayern sich mit dem Neubau der Zulaufstrecken offenbar noch weiter Zeit lassen will, stößt Tirols Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) sauer auf. Die "widersprüchlichen Aussagen" seien nicht nur eine "Gefahr für einen effizienten Betrieb des Brennerbasistunnels, sondern widersprechen auch allen getroffenen Vereinbarungen", meinte der Landeshauptmann gegenüber der APA.

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Selbst der Europäische Rechnungshof habe von Deutschland gefordert, seinen Verpflichtungen nachzukommen. "Das wird auch die bayerische Staatskanzlei akzeptieren müssen", sagte Platter. Außerdem sei es das "klare Ziel der Europäischen Kommission, diesen hochleistungsfähigen Korridor so rasch wie möglich viergleisig auszubauen".

Er habe auch das Wort von Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU), dass der "Planungslauf in Bayern forciert wird und dass alles unternommen wird, eine neue Trassierung noch in diesem Jahr festzulegen", betonte Platter. Er gehe davon aus, dass "Versprechen eingehalten werden", so der Landeschef, der "umgehende Aufklärung" einforderte. (apa/red)