Luftfahrtindustrie : Bombardier will aus der früheren "C-Series" ganz aussteigen

Airbus steht Branchenkreisen zufolge vor der Übernahme der restlichen Bombardier-Anteile an seinem kleinsten Verkehrsflugzeug-Modell A220. Der französisch-deutsche Flugzeugbauer und sein kanadischer Partner könnten die Übernahme der 33,6 Prozent noch vor dem kommenden Donnerstag bekanntgeben, an dem beide ihre Bilanz für 2019 vorlegen, sagten zwei mit den Plänen vertraute Personen der Nachrichtenagentur Reuters.

Ein Verkauf an Airbus hatte sich abgezeichnet: Bombardier hatte im Jänner die Bereitschaft signalisiert, ganz aus dem A220-Projekt auszusteigen, weil der angeschlagene Zug- und Flugzeugbauer die Kosten für den Hochlauf der Produktion scheut.

Airbus hatte vor eineinhalb Jahren für den symbolischen Preis von einem kanadischen Dollar die Mehrheit von 50,6 Prozent an der damaligen "C-Series" übernommen, für die Bombardier kaum Kunden gefunden hatte. Jetzt kaufen die Fluggesellschaften zwar die in A220 umbenannten Maschinen. Ende Jänner lagen 658 Order dafür vor.

Doch bekommt Airbus die Kosten nicht in den Griff. Es werde länger dauern als gedacht, die Gewinnschwelle zu erreichen, hatte Bombardier gewarnt, und das Flugzeuge werde die geplanten Renditen auf lange Sicht wohl nicht erzielen. Daher drohten Bombardier Abschreibungen. Die Kanadier haben das Recht, ihren Anteil am A220 bis 2026 zu Marktwerten an Airbus zu verkaufen.

"Airbus wollte das eigentlich nicht jetzt machen, aber das Unternehmen hat keine Wahl, wenn Bombardier aussteigt", sagte einer der Insider. Die kanadische Provinz Quebec ist seit fünf Jahren mit 16,4 Prozent an der Baureihe beteiligt. Damals hatte sie in Sorge um die damit verbundenen 2700 Arbeitsplätze in der Region Bombardier aus der Klemme geholfen. Zusätzliches Geld will sie aber nicht ausgeben. "Wir haben eine Milliarde Dollar reingesteckt, und das reicht", sagte Wirtschaftsminister Pierre Fitzgibbon in dieser Woche.

Bombardier-Aktien legten in Toronto 2,8 Prozent zu. Mit dem Verkauf der A220-Anteile würden die Kanadier endgültig aus dem Geschäft mit großem Verkehrsflugzeugen aussteigen. Dann blieben nur noch die Geschäftsflugzeuge, die unter dem Namen "Learjet" bekannt sind. Nach einem Bericht des "Wall Street Journal" spricht Bombardier aber auch über den Verkauf dieser Sparte mit dem "Cessna"-Mutterkonzern Textron.

Der traditionsreiche Konzern aus Montreal ist mit mehr als neun Milliarden Dollar ( (8,2 Mrd. Euro) verschuldet. In der Zug-Sparte, die ihren Sitz in Berlin hat, kämpft Bombardier zudem mit teuren Pannen bei mehreren Projekten. Hier laufen laut Insidern Gespräche mit dem französischen Rivalen Alstom und der japanischen Hitachi über eine mögliche Fusion der Sparten. (reuters/apa/red)