Luftfahrtindustrie : Boeing verliert einen Milliardenauftrag aus Indonesien

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© APA/dpa/Karl-Josef Hildenbrand

Nach den Flugzeugabstürzen von Indonesien und Äthiopien mit insgesamt 346 Todesopfern entwickelt der Hersteller Boeing einen Software-Patch und entsprechende Installationsprogramme für die Baureihe 737 Max. Das teilte die US-Luftfahrtbehörde FAA mit. Auch sei ein entsprechendes Ausbildungsprogramm für Flugzeugbesatzungen vorbereitet worden.

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Die Behörde betrachte die Installation der Software und die Ausbildung als "Priorität". Nach zwei Abstürzen dieser neuen Flugzeugtypen innerhalb kurzer Zeit wurde bis zur genauen Klärung der Ursachen ein Startverbot für die Serie 737 Max angeordnet - alle Flugzeuge müssen am Boden bleiben.

Erste Auswertungen von Daten hatten ergeben, dass es bei den Abstürzen der Maschinen der Gesellschaften Lion Air (Indonesien) und Ethiopian Airlines Ähnlichkeiten gegeben haben könnte. Zudem hatte es Berichte von Piloten gegeben, die in letzter Minute eine infrage stehende Software ausgeschaltet hatten und so Schlimmeres verhindern konnten.

Zu dieser Software:

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FBI ermittelt

Das FBI hat sich unterdessen laut einem Zeitungsbericht strafrechtlichen Ermittlungen im Zusammenhang mit der Zulassung von Boeings Unglücksflieger 737 Max angeschlossen. Die Bundespolizei solle mit ihren beträchtlichen Ressourcen die bereits laufende Untersuchung des Verkehrsministeriums unterstützen, schrieb die "Seattle Times" unter Berufung auf Insider. Die Ermittlung werde vom Verkehrsministerium durchgeführt, aber von der strafrechtlichen Abteilung des Justizministeriums überwacht.

Die US-Verkehrsministerin Elaine Chao hatte angeordnet, dass ihr Ministerium überprüft, ob bei der Sicherheits-Zertifizierung der neuen Boeing-737-Max-Flugzeuge im Jahr 2017 alles mit rechten Dingen zugegangen ist. Der Generalinspekteur des Ministeriums solle den Fall untersuchen. Über Ermittlungen des Justizministeriums hatten zuvor bereits andere US-Medien wie das "Wall Street Journal" unter Berufung auf Insider berichtet. Das Ministerium bestätige oder dementiere solche Ermittlungen prinzipiell nicht, sagte ein Sprecher.

Nach zwei Flugzeugabstürzen in weniger als einem halben Jahr wird die Zulassung von Boeings 737 Max Jets durch die US-Luftfahrtbehörde FAA inzwischen mit großem Argwohn betrachtet. Skepsis ruft vor allem die Freigabe der umstrittenen Steuerungssoftware MCAS hervor, die laut Unfallermittlern eine entscheidende Rolle beim Absturz einer 737 Max 8 Ende Oktober in Indonesien spielte und auch beim jüngsten Crash einer solchen Maschine in Äthiopien als mögliche Ursache in Betracht kommt.

Diese Woche leitete der Generalinspekteur des US-Verteidigungsministeriums eine Untersuchung gegen den amtierenden Verteidigungsminister Patrick Shanahan, einen langjährigen Boeing-Manager, ein. Es werde untersucht, ob Shanahan sein Amt genutzt habe, um seinem früheren Arbeitgeber Vorteile zu verschaffen. Boeing ist auch einer der größten Rüstungshersteller in den USA. Shanahan ließ mitteilen, er begrüße die Überprüfungen. (dpa/apa/red)

Wegen der Abstürze von zwei Passagierflugzeugen mit mehr als 340 Toten hat der US-Konzern Boeing einen Auftrag in Milliardenhöhe verloren. Indonesiens staatliche Fluggesellschaft Garuda hat eine Bestellung über 49 Maschinen des Typs Boeing 737 Max zurückgezogen. Die Fluglinie begründete dies am Freitag ausdrücklich damit, dass ihre Passagiere nur noch wenig Vertrauen in dieses Flugzeug hätten.

Der Wert der jetzt stornierten Bestellung liegt nach Listenpreis bei mehr als 4 Mrd. Euro. Viele Fluglinien weltweit lassen ihre Boeing 737 Max - ein recht neues Modell - nach den Abstürzen sicherheitshalber am Boden. Derzeit laufen internationale Ermittlungen, ob möglicherweise eine fehlerhafte Technik Grund für die Unglücke ist.

Garuda ist die größte Fluggesellschaft des südostasiatischen Landes. In einem Schreiben an den US-Flugzeugbauer, das am Freitag veröffentlicht wurde, heißt es über die Max 8: "Unsere Passagiere haben seit den Abstürzen nur noch geringes Vertrauen in diese Maschine. Sie vermeiden es, die Max 8 zu benutzten." Eine der abgestürzten Maschinen gehörte der indonesischen Billigfluglinie Lion Air. Die andere flog für die äthiopische Ethiopian Airlines.

Garuda selbst hatte nur eine einzige solche Maschine in Betrieb. Sie steht jetzt ebenfalls am Boden. Vermutet wird, dass das Flugzeug jetzt verkauft oder an Boeing zurückgegeben wird. Diese Maschine und die 49 Maschinen, die jetzt abbestellt wurden, stammten aus einem Auftrag von 2014. Einem Garuda-Sprecher zufolge wird kommende Woche eine US-Delegation zu Gesprächen erwartet. Dabei solle es um die künftige Zusammenarbeit gehen. "Möglich ist, dass wir uns für die Bestellung eines anderen Boeing-Modells entscheiden."

Der private indonesische Billigflieger Lion Air - unmittelbare Konkurrenz von Garuda - hat zehn Boeing 737 Max in seiner Flotte. Eine elfte Maschine war am 29. Oktober vergangenen Jahres kurz nach dem Start in Indonesiens Hauptstadt Jakarta ins Meer gestürzt. Alle 189 Insassen kamen ums Leben. Einen Tag zuvor konnte eine Katastrophe mit derselben Maschine noch knapp verhindert werden. Nach Medienberichten gelang es einem erfahrenen Piloten, der zufällig im Cockpit saß, das Flugzeug sicher nach unten zu bringen.

Beim Absturz einer baugleichen Maschine in Äthiopien starben in diesem Monat 157 Passagiere und Besatzungsmitglieder. Vermutet wird, dass in beiden Fällen Probleme mit der Software Grund für die Unglücke waren. Nach Angaben von Boeing wurden weltweit von mehr als 100 verschiedenen Kunden bereits mehr als 5.000 Passagiermaschinen des Typs 737 Max bestellt. Ausgeliefert wurden bis Ende Februar allerdings erst 376. In der Luftfahrtindustrie ist es aber nicht ungewöhnlich, dass zwischen Bestellung und Auslieferung Jahre vergehen.

Für Boeing ist die aktuelle Stilllegung der 737-Max-Flotte ein Debakel. Der Aktienkurs ist gesunken. Zudem drohen Entschädigungsforderungen der Airlines, die nun Flüge streichen oder andere Maschinen chartern müssen. (dpa/apa/red)