Luftfahrtindustrie : Boeing: Dreamliner soll wieder starten - neue Ermittlungen in den USA

Dem angeschlagenen US-Luftfahrtkonzern Boeing droht laut US-Medien noch mehr rechtlicher Ärger wegen des Krisenfliegers 737 Max. Der Airbus-Konkurrent sei nun auch wegen Produktionsmängeln bei dem Modell ins Visier des Justizministeriums geraten, berichtete das "Wall Street Journal" (WSJ) unter Berufung auf Insider. Boeing müsse mit zivil- und strafrechtlichen Konsequenzen rechnen.

Boeing bestätigte die Ermittlungen auf Nachfrage nicht direkt. Ein Sprecher verwies aber darauf, dass die Probleme bei einer internen Untersuchung entdeckt und sofort Maßnahmen ergriffen worden seien. Das Justizministerium äußerte sich zunächst nicht zu dem Bericht.

Boeing hatte im Februar eingeräumt, dass bei Wartungsarbeiten am nach zwei Abstürzen mit Flugverboten belegten Krisenjet 737 Max Fremdkörper in Treibstofftanks gefunden worden seien. Die gefundenen Teile wurden als "foreign object debris" bezeichnet - demnach könnte es sich um Unrat wie unbeseitigte Metallspäne, Reste von Bauteilen oder von Arbeitern zurückgelassene Werkzeuge oder Lappen handeln.

Dieses Problem hatte Boeing zuvor auch schon bei anderen Modellen wie dem Tankflugzeug KC-46 und dem Langstreckenjet 787 "Dreamliner". Der Konzern ist wegen angeblicher Sicherheitsmängel beim Absturzflieger 737 Max ohnehin schon mit etlichen Ermittlungen konfrontiert. Anleger reagierten relativ gelassen auf den Medienbericht, die Aktie geriet nur kurz etwas unter Druck und hielt sich im US-Handel im Plus.

Boeing will 787 "Dreamliner"-Produktion wieder anlaufen lassen

Zugleich will Boeing die aufgrund der Coronakrise gestoppte Produktion seines Langstreckenjets 787 "Dreamliner" wieder aufnehmen. Der Betrieb in den Werken im Bundesstaat South Carolina werde am kommenden Wochenende wieder gestartet, teilte der Konzern in North Charleston mit.

Boeing hatte die Fertigung am 8. April wegen der Pandemie vorübergehend ausgesetzt. Inzwischen seien verschiedene Sicherheitsmaßnahmen durchgeführt worden, teilte das Unternehmen mit.

In der vergangenen Woche hatte Boeing bereits damit begonnen, die Produktion in seinen Fabriken in der Region Puget Sound nahe Seattle im Bundesstaat Washington schrittweise wieder hochzufahren. Wegen eines seit Jänner geltenden Fertigungsstopps bei dem Modell 737 Max, das nach zwei Flugzeugabstürzen weltweit mit Startverboten belegt ist, wird die Produktion des Airbus-Erzrivalen insgesamt zunächst jedoch stark eingeschränkt bleiben. (dpa/apa/red)