BMW : BMW-Motorenwerk-Chef Susanek: „Holen Aufträge der E-Mobilität nach Steyr“

BMW Steyr-Chef Alexander Susanek
© BMW Group

Als Antwort auf die weltweit steigende Nachfrage nach Elektro-Antrieben setzt das BMW Group Werk Steyr auf Transformation. Mit dem Zukunftsplan „Programm 25“ werden bis zum Jahr 2025 Maßnahmen gesetzt, um den Standort und die Beschäftigung langfristig abzusichern. Im Beisein von Landeshauptmann Thomas Stelzer wurde das Programm 25 heute der Öffentlichkeit vorgestellt. Ein Hauptaugenmerkt des „Programm 25“ liegt darauf, zusätzliche Aufträge der BMW Group nach Steyr zu holen. Es sei wichtig, in den nächsten Jahren “die entscheidenden Weichen zu stellen, um unsere Wettbewerbsfähigkeit langfristig abzusichern“, sagt Alexander Susanek, Geschäftsführer BMW Motoren.

Neuausrichtung

Noch in diesem Jahr erfolgen die inhaltliche Neuausrichtung des Entwicklungszentrums und die Erweiterung der Produktion von E-Antriebsgehäusen. Im Zuge des Transformationsprogramms werden zudem wichtige Meilensteine in den Bereichen Digitalisierung und Nachhaltigkeit gesetzt und gleichzeitig auch die Kern- kompetenzen im Bereich der klassischen Antriebe weiter gestärkt. „Trotz der veränderten Rahmenbedingungen haben wir das klare Ziel im Werk Steyr auch in Zukunft der führende Antriebsstandort der BMW Group zu bleiben. Aktuell können wir aus einer Position der Stärke agieren“, so Susanek.

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Im Bereich der Diesel- und Benzin-Motoren wird künftig auch die bereits Ende 2020 angekündigte Verlegung der Produktion von München nach Steyr für eine hohe Auslastung sorgen. „Zusätzlich dazu wollen wir in Zukunft verstärkt Produktions- und Entwicklungssaufträge im Bereich der Elektromobilität übernehmen. Dafür bewerben wir uns intensiv innerhalb unseres Unternehmens“, erklärt Susanek. Außerdem wird das Werk die Digitalisierung in Produktion, Entwicklung und Verwaltung massiv vorantreiben. So werden Prozesse beschleunigt und dadurch die internationale Wettbewerbsfähigkeit gesichert.

Umbenennung auf „Entwicklungsstandort Steyr“.

Mit dem verstärkten Fokus auf das Thema Elektromobilität einher geht eine Umbenennung: vom „Dieselmotoren-Entwicklungszentrum“ zum „Entwicklungsstandort Steyr“. „Einerseits verfolgen wir weiterhin eine konsequente Optimierung des Verbrennungsmotors. Insbesondere die Euro-7 Abgasnorm fordert dazu intensiven Entwicklungsaufwand. Gleichzeitig haben wir in unserer Organisation den Bereich Elektromobilität neu verankert. Und das ist auch notwendig, denn Elektromobilität ist längst in unserem Arbeitsalltag angekommen“, erklärt Fritz Steinparzer, Leiter des Entwicklungsstandorts Steyr. Mit Ende letzten Jahres waren rund 700 Mitarbeiter im Entwicklungszentrum tätig, davon etwa 15 Prozent für Elektromobilität. Dieser Anteil wird in den kommenden Jahren deutlich steigen.

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Elektro-Antriebe „developed in Austria“

Die BMW Group forscht an verschiedenen elektrischen Antriebseinheiten für unterschiedliche Fahrzeug-Baureihen. Bereits 2020 hat das Entwicklungszentrum in Steyr da- mit begonnen, die Entwicklung von elektrischen Antriebseinheiten zu überneh- men. Der Fokus liegt aktuell auf den Elektro-Antrieben für volumenstarke, kleinere Fahrzeug-Baureihen. Damit wird Entwicklungsarbeit aus Steyr in eine besonders hohe Stückzahl an Fahrzeugen einfließen. Die Tätigkeiten werden in diesem Bereich heuer sukzessive ausgebaut und umfassen ein breites Feld: Die hochintegrierten An- triebseinheiten der BMW Group bestehen unter anderem aus dem Elektromotor, dem Getriebe und dem Gehäuse.

Ladeequipment und Kühlungen für Elektro-Fahrzeuge

In Sachen Kühlung für vollelektrische Fahrzeuge ist der Entwicklungsstandort Steyr bereits länger aktiv: „Alle vollelektrischen Fahrzeuge der BMW Group, die ab jetzt auf den Markt kommen, sind mit einer Gesamtfahrzeugkühlung ausgestattet, die in Steyr entwickelt worden ist“, heißt es. Zusätzlich dazu entwickeln die Mitarbeiter in Steyr seit Sommer letzten Jahres das Wechselstrom-Ladeequipment für alle vollelektrischen und Plug-In-Hybrid Fahrzeuge der BMW Group. Das beinhaltet sowohl alle Stecker und Kabel für das La- den im öffentlichen Bereich an Wechselstrom-Ladesäulen, als auch für das Laden im pri- vaten Umfeld. Die Besonderheit hierbei ist, dass das Entwicklungsteam die unterschiedli- chen Stromnetze und Netzstecker in sämtlichen Vertriebsländern der BMW Group welt- weit berücksichtigen muss.

Neue Linie für die Fertigung von Gehäusen für E-Antriebe

Seit Mitte letzten Jahres stellt die Mechanische Fertigung bereits Gehäuse für Elektro-Antriebe her. Derzeit werden an der bestehenden Linie 119.000 Gehäusen pro Jahr gefertigt. Diese Fertigungslinie wird nun weiter ausgebaut, um die geplante Kapazität von 460.000 Einheiten pro Jahr bis 2023 zu erreichen. Die dafür heuer geplanten Investitionen belaufen sich auf 37 Millionen Euro.

Im Rahmen des Programm 25 kommt nun noch eine weitere Linie für die Produktion der Gehäuse hinzu. „Aufgrund der hohen Nachfrage nach Elektrofahrzeugen er- richten wir aktuell eine weitere Linie für E-Antriebsgehäuse. Auf einer Fläche von über 3.500 m2 werden ab Sommer 2022 bis zu 180.000 Einheiten von zwei unterschiedlichen Gehäusetypen gefertigt“, so Susanek. 70 Mitarbeiter werden an dieser neuen Linie beschäftigt sein. Bis 2022 werden dafür rund 80 Millionen Euro investiert. Gemessen an der heutigen Mitarbeiterzahl, werden im Jahr 2023 rund 20 Prozent der Mitarbeiter in der Mechanischen Fertigung im Bereich Elektromobilität tätig sein.

Fokus auf Verbrenner

Auch Verbrennungsmotoren werden in den kommenden Jahren weiterhin eine wichtige Rolle im Werk Steyr spielen. Hierfür hat der Standort seine Produktionsanlagen für die Zukunft fit gemacht: „Anfang April startete der Betrieb der modernisierten Kurbelwellenfertigung. Für den Umbau der Linie haben wir in Summe über 53 Mio. Euro investiert“, führt Alexander Susanek aus. Auf rund 6.000 m2 wurden 77 Anlagen – teils neu, teils generalüberholt – installiert. Ein wichtiger Schritt dabei ist die Umstellung des Härteverfahrens, wodurch eine deutliche Energieeinsparung erreicht wird.

Investiert werden zudem rund 5 Millionen Euro in ein neues Trainingszentrum. „Im Fokus stehen Elektromobilität und Digitalisierung“, so Susanek.

„Die Pläne des BMW Group Werk Steyr sind ein wichtiges Signal, dass Welt-Konzerne auf den Standort Oberösterreich vertrauen – und das zu Recht“, sagte Landeshauptmann Stelzer. (red)

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