Zulieferindustrie : Binz: Übernahme des MAN-Werks in Plauen auf der Zielgeraden

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Bisher wurden im deutschen Plauen bei MAN Busse und Vans nach Kundenwünschen umgebaut. Der Standort in Sachsen hat eine mehr als 100-jährige Tradition im Busbau. Im vergangenen Herbst hatte die Volkswagen-Tochter allerdings angekündigt, unter anderem das Werk in Plauen zu schließen. Geht es nach Cathrin Wilhelm vom Sonderfahrzeughersteller Binz, sollen dort aber schon in wenigen Tagen Spezialfahrzeuge etwa für Feuerwehr und Rettungsdienst gefertigt werden.

Sonderfahrzeughersteller Binz: "Wir brauchen dringend Erweiterungen"

"Wir brauchen dringend Erweiterungen - nicht nur der Fertigungskapazitäten, sondern auch Mitarbeiterpotenziale, Spezialisten im Sonderfahrzeugbau. Genau deswegen ist dieser Plauener Standort mit seiner uralten Geschichte natürlich für uns von großer Relevanz und großem Interesse", sagte die Geschäftsführende Gesellschafterin von Binz, Cathrin Wilhelm, der Deutschen Presse-Agentur. Binz sei an die Grenzen gestoßen mit einem kontinuierlichen Wachstum pro Jahr von 25 Prozent.

Binz mit Sitz in Ilmenau will neben den Immobilien und Maschinen auch die 120 Beschäftigten des Plauener Standorts übernehmen. wo etwa der Bus der deutschen Fußballnationalmannschaft 2019 umgebaut wurde. Im März hatten sich die Unternehmensspitzen in Grundzügen über einen Verkauf der Betriebsstätte Plauen an Binz verständigt. Dazu unterzeichneten die Parteien ein entsprechendes Eckpunktepapier. Noch seien die Verhandlungen nicht abgeschlossen, der Vertrag solle aber noch vor Ostern unterschrieben werden, sagte Wilhelm.

Bereits vor sechs Jahren rettete Wilhelm eine Firma vor einem bitteren Ende - und über 100 Angestellte vor dem Verlust ihres Jobs. "2015 übernahm sie Binz in schwierigen Zeiten und führte das Unternehmen mit großem Engagement und klaren Visionen für die Zukunft zu neuer Stärke", lobte das Thüringer Wirtschaftsministerium die Unternehmerin im vergangenen Jahr. Für ihr Engagement wurde Wilhelm 2020 von Thüringen mit dem "Ernst-Abbe-Preis für innovatives Unternehmertum" ausgezeichnet.

Verhandlungen um MAN Steyr gehen weiter

In Österreich will sich MAN vom Werk in Steyr trennen. Eine Urabstimmung der Belegschaft zu einem Verkauf an den Investor Siegfried Wolf ist geplant.

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Mannschaft in Plauen könnte mit einer Übernahme von Binz aufatmen

Mit einer Übernahme des Plauener Standorts könnte Binz wachsen - und das Plauener Team aufatmen. "Die ersten Wochen werden natürlich ein Finden der Teams sein, der Arbeitsbereiche, der Neugestaltung der Strukturen, Mitarbeiterkennenlernen." Man müsse schauen, welche Projekte aus Ilmenau nach Plauen verlagert werden können, noch ältere Produkte von MAN abarbeiten und dann parallel die Produktion der Binz-Produkte hochfahren, so Wilhelm. Erst einmal müsse aber der Vertrag unterschrieben werden. Doch auch hier ist Wilhelm optimistisch: "Wir sind auf der Zielgeraden." (dpa/apa/red)

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Falls Siegfried Wolf das MAN-Werk in Steyr übernimmt und in einen Produktionsstandort für Transporter umfunktioniert, dann stellt sich eine Frage: Wo soll eigentlich nach 2023 die leichte und mittlere MAN-Baureihe vom Band laufen? Wird diese womöglich künftig in Russland produziert? Einige – zugegebenermaßen spekulative – Antworten auf diese Fragen liefert hier Traktuell.at >>