Strategie : Billige Elektroautos und Luxus: GM ändert seine Strategie in China

Der US-Autohersteller General Motors stellt wegen schrumpfender Marktanteile in China seine Strategie um und setzt stärker auf Elektromobilität und automatisiertes Fahren. "Der Markt verändert sich dramatisch", sagte der neue GM-China-Chef Julian Blissett zur Nachrichtenagentur Reuters.

Darauf wolle der größte US-Autobauer reagieren und günstige Elektroautos, aber auch größere, umweltfreundlichere SUV auf den Markt bringen, an denen der Konzern mehr verdient. Eine Schlüsselrolle in den Plänen spielt die Marke Cadillac, die die Elektrifizierung ihrer Modellpalette vorantreibt und viele Kunden im Premiumsegment hat. Auch die Marke Buick werde stärker elektrifiziert, kündigte Blissett an.

Daneben will GM die chinesische Marke Wuling, die die Amerikaner gemeinsam mit ihrem lokalen Partner SAIC betreiben, in einen Hersteller günstiger E-Vans umwandeln, sogenannte "People Mover". China setzt seit längerem auf E-Mobilität, um die Umweltbelastung in seinen großen Städten einzudämmen.

"In den nächsten fünf Jahren werden mehr als 50 Prozent unseres Kapitals und unseres technischen Einsatzes in die Elektrifizierung und autonome Antriebstechnologie fließen", sagte Blissett. "Das sollte Ihnen einen Hinweis darauf geben, worauf GM in Zukunft setzt." Obwohl klimaschonende Mobilität auch in Europa und den USA forciert werde, gehe die Elektrifizierung der Autos in China viel schneller vonstatten, sagte der Manager. Chinesische Kundschaft sei technikbegeistert, neue Technologien wie teilautomatisiertes Fahren würden dort schneller angenommen. Dies werde in der Strategie von GM einen wichtigen Stellenwert einnehmen.

Von der neuen Strategie verspricht sich GM, verlorenen Boden in China gut zu machen. Der Automarkt dort kommt nach der Coronakrise insgesamt immer besser in Fahrt und stabilisiert die Branche, die andernorts unter den Folgen der Pandemie ächzt. Der Marktanteil des US-Konzerns in China ist in den vergangenen Jahren geschrumpft, von 14,3 Prozent bei einem Gesamtmarkt von 28,2 Millionen Fahrzeugen im Jahr 2017 auf 12,2 Prozent bei 25,4 Millionen Einheiten 2019. Blissett sagte, Ziel sei, so schnell wie möglich wieder zu einem Absatz von vier Millionen Fahrzeugen pro Jahr zurückzukehren.

Die beiden GM-Marken Wuling und Baojun hatten in den vergangenen zwei Jahren besonders unter schwindenden Verkaufszahlen zu leiden, weil Verbraucher mit niedrigeren Einkommen wegen der schwachen Konjunktur weniger Autos kauften. Außerdem hat die Konkurrenz durch chinesische Marken bei günstigen Autos stark zugenommen.

Pekings Schwerpunkt auf umweltfreundlichere Fahrzeuge hat zudem die Kosten für die Entwicklung und Herstellung von Autos erheblich in die Höhe getrieben. Dadurch hat sich die Umstrukturierung der chinesischen Automobilindustrie beschleunigt. Kleine Marken wie Lifan haben bereits aufgegeben. Die französische Opel-Mutter PSA hat ihr verlustreiches China-Geschäft stark zurückgefahren. Renault spielt nach der neuen Aufgabenverteilung in der Allianz mit Nissan in China keine Rolle mehr.

"In der Branche ist eine Revolution im Gange", sagte Blissett. Es gebe auch unter den globalen Marken Gewinner und Verlierer. "Der Trend geht dahin, dass die lokalen Marken Anteile verlieren." Im Luxussegment ließen sich dagegen Marktanteile gewinnen. Analysten erwarten, dass sich die Konsolidierung der chinesischen Autoindustrie in den nächsten Jahren fortsetzen wird - sowohl durch Fusionen und Übernahmen als auch dadurch, dass Unternehmen aufgeben. (reuters/apa/red)