Energiewirtschaft : Big Oil im Niedergang: Milliardenverluste bei BP und Exxon

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Der größte US-Ölmulti ExxonMobil hat im vierten Quartal wegen enormer Abschreibungen auf Gasanlagen tiefrote Zahlen geschrieben und 2020 mit dem größten Verlust seit über vier Jahrzehnten abgeschlossen. Insgesamt fiel ein Minus von 22,4 Milliarden Dollar (rund 18,5 Mrd. Euro) an, wie der massiv unter der Coronakrise leidende Konzern in Irving mitteilte. Alleine in den drei Monaten bis Ende Dezember betrug der Verlust 20,1 Milliarden Dollar. Zum Vergleich: Im entsprechenden Vorjahreszeitraum hatte Exxon noch 5,7 Milliarden Dollar Gewinn gemacht.

Exxon: Fehlbetrag von über 22 Milliarden Dollar

Überraschend kamen die schwachen Zahlen indes nicht. Das Unternehmen hatte bereits vor möglichen Abschreibungen von 25 bis 30 Milliarden Dollar im Gasgeschäft gewarnt. Exxon habe im vergangenen Jahr mit den schwierigsten Marktverhältnissen seiner bisherigen Konzerngeschichte kämpfen müssen, sagte Vorstandschef Darren Woods. Da die Corona-Pandemie die Weltwirtschaft stark ausgebremst hat, ging auch die Nachfrage nach Öl und Gas erheblich zurück. Exxons Umsatz brach 2020 um gut 30 Prozent auf 181,5 Milliarden Dollar ein. Trotz des schlechten Geschäftsberichts legte die Aktie vorbörslich zu.

Auch BP tief in den roten Zahlen

Auch der britische Mineralölkonzern BP warnt nach dem ersten Verlust seit einem Jahrzehnt für das laufende Jahr vor weiteren Belastungen. Nach Einbruch der Nachfrage im Zuge der Coronakrise rechnet der Vorstand von BP zwar mit einer Erholung der Öl- und Gaspreise - doch die neuen COVID-19-Beschränkungen würden die Nachfrage weiter belasten, hieß es. Der Verkauf von Öl und Benzin an Privatpersonen sei im vierten Quartal um elf Prozent und im Jänner gegenüber dem Vorjahr um rund 20 Prozent eingebrochen.

Grund ist die stark gesunkene Nachfrage nach Öl und Benzin, weil Menschen weniger reisen können und weniger oft zur Arbeit fahren müssen. Auch auf lange Sicht rechnet BP mit gedämpften Energiepreise.

Der Verlust summierte sich auf 5,7 Milliarden Dollar (etwa 4,7 Mrd. Euro). Im vierten Quartal machte BP zwar einen kleinen Gewinn von 115 Millionen Euro, im Vergleich zu den 2,6 Milliarden Dollar aus dem Vorjahr aber nur einen Bruchteil. "Ein hartes Quartal am Ende eines harten Jahres", fasste Konzernchef Bernard Looney in einer Telefonkonferenz mit Analysten zusammen. Die Aktien verloren mehr als drei Prozent an der Londoner Börse.

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Aktie auf 25-Jahres-Tief

Das BP-Management hatte bereits angekündigt, dass sich der durch die Pandemie eingebrochene Ölverbrauch trotz nachlassender Reisebeschränkungen in den nächsten Jahren nur teilweise erholen kann. Der Trend zum Homeoffice werde zu einem langsameren Wachstum des Energieverbrauchs führen, hieß es.

Die BP-Aktien büßten im vergangenen Jahr mehr als 40 Prozent an Wert ein und befinden sich auf einem 25-Jahres-Tief. Anleger warfen die Papiere nicht nur wegen der schwachen Geschäfte in der Corona-Pandemie aus dem Depot. Sie zweifeln auch daran, dass BP den Schwenk zu den erneuerbaren Energien tatsächlich schafft. Der 112 Jahre alte Öl- und Gaskonzern will sich in Zukunft voll und ganz auf grüne Energie fokussieren. Bis zur Mitte des Jahrhunderts sollen die Kohlenstoffemissionen aus eigener Geschäftstätigkeit auf null gesenkt werden.

(dpa-afx/reuters/apa/red)

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