Autoindustrie : Betriebsversammlungen bei Opel: "Die Erträge werden deutlich besser"

Der defizitäre Autobauer Opel verbucht einem Magazinbericht zufolge erste Sanierungserfolge. Die "Erträge werden deutlich besser", zitierte die "WirtschaftsWoche" am Donnerstag Aussagen von Vorstandschef Michael Lohscheller bei einer Mitarbeiterversammlung am Vortag in Rüsselsheim. Ein Insider bestätigte dies der Nachrichtenagentur Reuters.

Dem Magazin zufolge lief das erste Quartal für Opel dennoch nicht optimal: Es seien 25.000 Autos weniger als im Vorjahr verkauft worden. Als Gründe dafür habe Lohscheller den bevorstehenden EU-Austritt Großbritanniens und die schwächer wachsende Türkei genannt.

Es gebe für die Mitarbeiter aber keinen Grund, nervös zu werden. Opel wolle in Deutschland investieren, doch man müsse die Kosten drücken. "Teilweise waren unsere Werke doppelt so teuer wie PSA-Werke", sagte Lohscheller. Opel könne das aber an allen Standorten aufholen.

Große Sorgen an den Standorten in Deutschland

Betriebsrat und IG Metall verhandeln derzeit mit dem Opel-Mutterkonzern Peugeot Citroen über die Auslastung der Werke. Sie werfen der eigenen Geschäftsführung und dem französischen Mutterkonzern PSA offenen Tarifbruch vor. An allen drei deutschen Standorten Rüsselsheim, Kaiserslautern und Eisenach gibt es Betriebsversammlungen. Die Franzosen verlangen von den Beschäftigten Lohnverzicht im Gegenzug für Investitions- und Beschäftigungszusagen.

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Als besonders gefährdet gilt das kleinste Opel-Werk in Eisenach. Dort stehen wohl bis zu 1.000 Stellen auf der Kippe. Dagegen macht die Arbeitnehmervertretung Front. Bei den Betriebsversammlungen wollen sie in Kürze die Belegschaften über den Stand der Verhandlungen mit PSA informieren.

Werk Eisenach im Mittelpunkt

Das in den 1990er-Jahren gegründete Montagewerk in Thüringen scheint in dem Konflikt zur ersten Nagelprobe zu werden. Laut Gewerkschafts-Informationen plant Opel dort einen massiven Personalabbau. Die Belegschaft könnte von derzeit rund 1.800 auf nur noch knapp 1.000 Leute schrumpfen, wenn die bisher vorliegende Produktionsplanung umgesetzt werde, hieß es in Kreisen der IG Metall. Opel kommentierte die Größenordnung zunächst nicht.

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Unter der Führung des neuen Eigners PSA will Opel im thüringischen Werk mittelfristig nur noch einen Geländewagen montieren. Das Modell "Adam" soll zunächst weiterlaufen, während der "Corsa" künftig ausschließlich in Spanien gebaut werde. Dem Vernehmen nach soll von drei auf zwei Schichten umgestellt werden. Die IG Metall beharrt aber darauf, dass PSA an frühere tarifliche Produktionszusagen des alten Eigentümers General Motors gebunden sei.

Merkel: Peugeot soll Zusagen einhalten

Der deutsche Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) und Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD) führten deswegen Gespräche an Opel-Standorten. Kanzlerin Angela Merkel (CDU) hat den Opel-Eigentümer Peugeot aufgefordert, bei der Übernahme gemachte Zusagen einzuhalten. "Wir erwarten jetzt erst mal von dem Unternehmen, dass es all das, was es versprochen hat im Zusammenhang mit der Übernahme, auch einhält."

PSA hat bisher versichert, die Opel-Sanierung ohne Entlassungen und Werkschließungen zu schaffen. Umfangreiche Abfindungsprogramme sollen die Belegschaft reduzieren, ohne dass bisher Zahlen zu Annahmequoten veröffentlicht worden wären.

(reuters/dpa/apa/red)