Gespräche mit Tata Steel : Betriebsrat von Thyssenkrupp weiter gegen Stahlfusion

Die mächtigen Arbeitnehmervertreter von Thyssenkrupp haben Gedankenspielen für eine Fusion der Stahlsparte eine klare Absage erteilt. "Konsolidierungsgespräche ohne uns, den Betriebsrat und die IG Metall, kann und wird es nicht geben. Wenn es sie gibt, was ich nicht glaube, dann wird es großen Ärger geben", sagte Konzernbetriebsratschef Wilhelm Segerath in einem Interview der Nachrichtenagentur Reuters.

Vorstandschef Heinrich Hiesinger müsse erstmal erklären, warum eine Konsolidierung sinnvoll sein solle. "Ich sehe dafür keinen Grund." Stahl müsse auch Teil des Unternehmens bleiben. "Thyssenkrupp ohne Stahl ist wie ein Wohnzimmer ohne Sofa."

Berichte über mögliche Fusion mit Tata Steel

Segerath fordere vom Thyssenkrupp-Management klare Aussagen über den Stand der Dinge. "Wir erwarten, dass wir nicht hinter die Fichte geführt werden." Die Mitarbeiter seien auch bereit, notfalls wieder auf die Straße zu gehen. "Wir haben mit dem Stahlaktionstag eindrucksvoll gezeigt, dass die Beschäftigten in der Stahlindustrie bereit sind, um ihre Zukunft zu kämpfen und das werden sie auch weiterhin sein." Am 11. April hatten bundesweit über 45.000 Stahlkocher für den Erhalt ihrer Jobs demonstriert, darunter Tausende bei Thyssenkrupp in Duisburg.

Doch Hiesinger hat sich zuletzt für eine Neuordnung der von Überkapazitäten und chinesischen Billig-Importen gebeutelten europäischen Stahlbranche ausgesprochen. Von konkreten Gesprächen sei bei Hiesinger aber bisher nicht die Rede gewesen, sagte Segerath. Er sitzt auch im Aufsichtsrat des Konzerns. Auch dort sei über das Thema noch nicht gesprochen worden. Insider hatten Reuters berichtet, dass Thyssenkrupp mit Tata Steel Gespräche über einen Zusammenschluss führt.

Als weiterer Gesprächspartner war in Medienberichten von Salzgitter die Rede gewesen. Salzgitter-Chef Heinz Jörg Fuhrmann lehnt allerdings eine Fusion strikt ab. Auch Wolfgang Eder von der Voestalpine hat zuletzt Überlegungen zu einer Fusion strickt abgelehnt.

"Wir kennen keine Konsolidierung im Stahlbereich, die eine Win-Win-Situation für die Arbeitnehmer gebracht hat. Am Ende hat das immer Einkommen und Arbeitsplätze gekostet", betonte Segerath. Für den Betriebsrat und die IG Metall habe eine langfristige Strategie und die Sicherheit der Arbeitsplätze Vorrang vor kurzfristigen Gewinninteressen von Großaktionären. An Thyssenkrupp ist der Finanzinvestor Cevian mit rund 15 Prozent beteiligt. Diesem wird immer wieder nachgesagt, er dränge auf den Verkauf einzelner Sparten. Die Schweden äußern sich dazu nicht.

Hiesinger sieht Konsolidierung als "Schritt nach vorne"

Hiesinger hatte eine Konsolidierung der Branche mit knapp 90.000 Beschäftigten in Deutschland und über 300.000 in Europa als Schritt nach vorne auch für Thyssenkrupp bezeichnet. Ob und wann es dazu kommt, sei aber völlig offen. "Wenn wir glauben, dass wir ein tragfähiges Konzept haben, dann geht das erstmal an die Gremien der Mitbestimmung des Unternehmens und erst wenn wir da sehen würden, da kann wirklich etwas entstehen, dann an die Politik", hatte er kürzlich erklärt.

Statt über Zusammenschlüsse zu spekulieren, sollten die Stahlvorstände und die Politik lieber dafür sorgen, dass die regulatorischen Vorgaben in Deutschland und Europa eine weitere Stahlproduktion in Deutschland ermöglichen, forderte Segerath. Die Schwerindustrie ist nicht nur wegen der Billigimporte und der Überkapazitäten unter Druck, sondern auch wegen immer schärferer Klimaschutzauflagen in Deutschland und der EU.

(Von Tom Käckenhoff und Georgina Prodhan / Reuters/APA/red)