Standort : Berlin warnt vor "technologischem Ausverkauf Europas" - Joe Kaeser für neue Industriepolitik

Siemens-Chef Joe Kaeser hat Europa vor dem Hintergrund der protektionistischen Politik der USA zu einer gemeinsamen Industriepolitik aufgerufen. Diese sei nötig, um gegen die Größten in der Welt bestehen zu können, sagte er auf dem Wirtschaftstag des Wirtschaftsrats in Berlin. Jedes Land habe eine industriepolitische Größe. "Und Amerika hat Donald Trump", fügte er hinzu.

Dieser stehe für eine Wirtschaftspolitik, die man nicht unterschätzen dürfe. "Wir dürfen nicht vergessen, dass der amerikanische Präsident seinen Willen bekommt in einem unilateralen Ansatz, der die Weltwirtschaft aus den Fugen treibt."

Kritik an der Industriepolitik Merkels wächst

Vor diesem Hintergrund stelle sich die Frage, wie eigentlich die deutsche Industriepolitik aussehe. "Ja gut wir streiten uns darüber, wie viele Zeilen wer in welcher Branche bekommt", bemängelte Kaeser mit Blick auf die Kritik an der "Nationalen Industriestrategie 2030" von Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier. Der Industrieverband BDI bemängelt, dass damit der Mittelstand vernachlässigt wird und der Staat eine zu aktive Rolle in der Wirtschaft übernehmen würde. (reuters/apa/red)

Aktuell zum Thema:

Kritik der deutschen Industrie an Merkel und AKK wird lauter >>

Aktuell zu Siemens:

Börsenaufsicht: Verdacht auf Bestechung bei Siemens und General Electric

INDUSTRIEMAGAZIN Interview:

Bernhard Kienlein von Siemens Österreich: „Digitalisierung ist ein Umsetzungsthema“ >>

Auch deutscher Wirtschaftsminister warnt vor technologischem "Ausverkauf"

Der deutsche Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) hat vor einem technologischen Ausverkauf in Europa gewarnt. "Für mich gehört zu einem erfolgreichen Europa in der Zukunft, dass wir auch unsere technologische Souveränität verteidigen", mahnte er auf dem Wirtschaftstag des Wirtschaftsrats der CDU in Berlin.

Europa müsse den Anspruch haben, in allen zukunftsweisenden Wirtschaftsbereichen die notwendigen Kompetenzen in seinen Mitgliedstaaten zu beheimaten. "Und wir dürfen nicht zulassen, dass es einen Ausverkauf gibt und ausgerechnet die Unternehmen übernommen werden, die den Weg in die Zukunft gehen können, weil sie diese Technologien geschaffen haben."

Aktuell aus Österreich dazu:

Diese österreichischen Industriebetriebe haben schon chinesische Anteilseigner >>

Altmaier brachte zugleich für Deutschland eine Sonderabschreibung für digitale Wirtschaftsgüter ins Gespräch: "Damit die Unternehmen, die ihren Maschinenpark erneuern müssen, auch die Chance haben, dies mit einem vertretbaren Aufwand zu tun."

Für nationale und europäische Champions

Der CDU-Politiker verteidigte erneut seinen Entwurf einer "Nationalen Industriestrategie 2030", auch wenn er in der Wirtschaft auf Kritik stoße. Das Papier sieht unter anderem vor, dass sich der Staat stärker in die Förderung einzelner Branchen und Unternehmen einschaltet und die Schaffung nationaler und europäischer Champions unterstützt.(reuters/apa/red)