Rüstungsindustrie : Berlin verschiebt Milliardendeal zwischen Thyssenkrupp und Israel

Die deutsche Bundesregierung hat die Unterzeichnung eines U-Boot-Geschäfts mit Israel offenbar verschoben. Dies verlautete am Dienstag aus einer Quelle im israelischen Nationalen Sicherheitsrat. Die Unterzeichnung einer Absichtserklärung über den Bau und die Lieferung von drei U-Booten sei eigentlich für kommende Woche in Berlin geplant gewesen, berichteten israelische Medien.

Den Plänen zufolge sollte Berlin bei dem Deal "einen Zuschuss" von 570 Millionen Euro zahlen - aus Steuergeldern.

Grund für die Verschiebung ist nach israelischen Angaben eine Korruptionsaffäre um das U-Boot-Geschäft in Israel. Ein Regierungssprecher in Berlin wollte die Informationen nicht kommentieren. Die israelische Zeitung "Yediot Ahronot" hatte als erste über eine Verschiebung des U-Boot-Deals berichtet. Sie zitierte israelische Regierungsvertreter mit den Worten, Deutschland sei nicht aus dem Geschäft ausgestiegen, wolle aber die Ermittlungen in der Affäre abwarten.

Aktuell:

Entwarnung bei Thyssenkrupp wegen des Milliardendeals mit Israel >>

Verhaftungen in Israel nach Milliardendeal mit Thyssenkrupp >>

In der vergangenen Woche hatte die israelische Polizei in der Korruptionsaffäre sieben Verdächtige festgenommen. Das Geschäft um den Kauf von drei hochmodernen U-Booten des deutschen Herstellers ThyssenKrupp hat israelischen Medienberichten zufolge einen Umfang von 1,2 Milliarden Euro. Die Boote der Dolphin-Klasse können von Israel mit Atomwaffen nachgerüstet werden, weshalb deren Lieferung in die Krisenregion Nahost auch in Deutschland für Diskussionen sorgte.

In Israel sorgten zuletzt vor allem Medienberichte über eine mögliche Verwicklung eines Vertrauten von Ministerpräsident Benjamin Netanyahu für Aufsehen. Im November ordnete der israelische Generalstaatsanwalt eine polizeiliche Untersuchung zu einem möglichen Interessenskonflikt bei dem Kauf an. Zuvor war bekannt geworden, dass Netanyahus Cousin und Anwalt David Shimron auch für den ThyssenKrupp-Vertreter in Israel arbeitete.

Seit Februar ermittelt auch das israelische Justizministerium in der Affäre. Nach Angaben des Ministeriums gilt Netanyahu aber nicht als Verdächtiger in dem Fall. (afp/apa/red)