Eigentümerwechsel : Bene wechselt nach 225 Jahren in Familienbesitz den Eigentümer

Bene wurde 1790 als Tischlerei gegründet. Ab den 1950er-Jahren spezialisierte sich die Firma auf Büromöbel. Noch heute sind der Hauptsitz und die Produktion in Waidhofen an der Ybbs (NÖ). 2006 erfolgte als weiterer Meilenstein der Börsengang. Zuletzt hielt die Bene-Privatstiftung der Familie Bene 42,5 Prozent der Anteile, der Rest befand sich im Streubesitz. Die Aktien der Familienstiftung wurden 2013 als Sanierungsbeitrag an die Banken verpfändet.

Mit Beginn der Wirtschaftskrise im Jahr 2008 ging es für Bene steil bergab. Das Unternehmen fuhr Verluste ein, baute Personal ab und setzte die Dividende aus. Um auftragsschwache Zeiten zu überbrücken und Geld zu sparen, führte Bene 2009 für ein Jahr ein Teilzeitmodell ein: Alle Beschäftigten im Inland wurden auf ein Modell umgestellt, bei dem sie nur 80 Prozent ihres Gehalts bekamen und die Arbeitszeit von 38,5 auf 30,8 Wochenstunden reduziert wurde.

Austausch des Vorstands

Da sich die Ertragslage in den folgenden Jahren nicht verbesserte und die Firma Jahr für Jahr Verluste schrieb, zog der Aufsichtsrat 2012 die Bremse und tauschte den kompletten Vorstand aus. Bene holte den Sanierer Rudolf Payer als neuen Finanzchef. Der 55-Jährige war an der dramatischen Sanierung des Feuerfestprodukte-Herstellers RHI maßgeblich beteiligt.

Payer und sein Vorstandskollege Michael Feldt schlossen unrentable Standorte, bauten den Vertrieb um und hunderte Mitarbeiter ab. Für die Schieflage des Unternehmens machte Payer vor allem das aggressive Wachstum sowie Vielfalt innerhalb der Produktgruppen verantwortlich. Von den Alt-Vorständen Frank Wiegmann und Wolfgang Neubert wurde wiederholt ein krisenbedingter Einbruch des Büromöbelmarktes als Ursache der Verluste genannt.

Erst im April 2015 gab Bene erneut bekannt, 127 Mitarbeiter beim AMS zur Kündigung angemeldet zu haben sowie international 29 Arbeitsplätze zu streichen. Nach dem Abbau wird Bene 850 Personen beschäftigen, rund 600 davon in Österreich. Zum Zeitpunkt des Börsengangs im Jahr 2006 beschäftigte Bene weltweit noch rund 1.200 Mitarbeiter, davon 900 in Österreich.

Das zuletzt veröffentlichte Geschäftsjahr 2014/15 schloss Bene erneut mit einem Verlust ab, wenngleich sich dieser reduzierte. Der Nettoverlust halbierte sich von 28,6 auf 13,4 Millionen Euro. Das Betriebsergebnis (EBIT) war zwar mit 9,5 Millionen Euro weiter negativ, im Geschäftsjahr 2013/14 betrug der Verlust noch 24,2 Millionen Euro. Das EBITDA machte 1,9 Millionen Euro aus, nach -12,5 Millionen Euro davor. Der Konzernumsatz verringerte sich von 163,1 auf 158,9 Millionen Euro. Die Eigenkapital-Situation verschlechterte sich weiter: Per Ende April 2015 meldete Bene ein negatives Eigenkapital von 41 Millionen Euro.

Neues Kapitel

Nun fand die klärende Hauptversammlung statt; und auch wenn die Aktionäre dabei einige Widersprüche zu Protokoll gaben, kam letztlich für alle Punkte die erforderliche Mehrheit zustande. Der Plan der neuen Investoren sieht nun folgendes vor: Das Bene-Grundkapital wird von derzeit 24,3 auf 1,9 Millionen Euro herabgesetzt. Dies soll geschehen, indem jeweils 25 bestehende Stammaktien zu zwei zusammengelegt werden. Zugleich beschloss die Hauptversammlung eine Kapitalerhöhung um 18 Millionen Euro unter Ausschluss der Bezugsrechte der Aktionäre.

Die neuen Aktien werden von der BGO Beteiligungsverwaltungs GmbH gezeichnet, die nach Zustimmung der Bundeswettbewerbsbehörde und Eintragung des Kapitalschnittes in das Firmenbuch über 90 Prozent der Anteile der Bene AG halten wird. Ab diesem Zeitpunkt werde das Grundkapital von Bene 19,9 Millionen Euro betragen, gab die Firma nach Ende der HV bekannt. BGO gehört zu je 50 Prozent Grossnigg über seine grosso holding Gesellschaft mbH und Bartenstein via Bartenstein Holding GmbH.

Bis Ende 2015 soll ein Gesellschafterausschluss durchgeführt werden, im Zuge dessen insgesamt zwei Millionen Euro in bar an die restlichen Aktionäre ausbezahlt werden, kündigten die Investoren bereits vor einiger Zeit an. "Je nach finalem Angebot macht das sechs bis acht Cent je Aktie", sagte Bene-Chef Rudolf Payer zur APA.

"Bartenstein extrem unflexibel"

Nach einem massiven Einbruch von über 28 Prozent ist das Bene-Papier derzeit an der Wiener Börse wieder drei Prozent im Plus bei 16 Cent je Aktie. Zu seinen besten Zeiten war das Papier über sieben Euro wert. "Bezogen auf den Ausgabekurs verlieren die Aktionäre 98 Prozent", wetterte Anlegerschützer Wilhelm Rasinger im APA-Gespräch. Einen Kompromissvorschlag, den Squeeze-out um zwei Jahre zu verschieben, hätten die Investoren verweigert, so Rasinger. "Bartenstein war extrem unflexibel", meinte der Anlegerschützer.

Die Eintragung ins Firmenbuch werde etwas länger dauern als üblich, so Rasinger. "Absolute Rechtssicherheit" gebe es in vier Wochen. Was die neuen Investoren nun mit Bene vorhaben, ist noch nicht bekannt. Grossnigg deutete aber bereits weitere Einschnitte an - unter anderem beim Personal.

Die Familie Bene hat jedenfalls künftig nichts mehr zu sagen. Die Hauptversammlung segnete auch den kompletten Austausch des Aufsichtsrates ab. Martin Bartenstein, Peter Funder, Alexander Isola und Michael Schur wurden neu in das Kontrollgremium gewählt, nachdem die vormaligen Mitglieder Manfred Bene (Vorsitzender), Armenak Utudijan (Stellvertreter), Andreas Bierwirth, Andrea Gaal und Gerhard Peller zurücktraten. (apa)