Digital Leadership : "Beim Aufbau der digitalen Skills stehen wir noch am Anfang"

Industriemagazin Logo
© Industriemagazin

Stimmt mein Eindruck, dass die großen Themen Cloud und Big Data inzwischen so präsent sind, dass alle gespannt auf das nächste große IT-Ding warten?

Jürgen Horak Was sicher stimmt, ist die Tatsache, dass einfache Cloud-Anwendungen wie Office 365 heute in fast jedem Unternehmen zu finden sind. Was auch stimmt, ist, dass immer mehr Unternehmen über immer mehr Daten verfügen. Wenn es in komplexere Aufgaben hineingeht, dann bleibt aber nach wie vor noch sehr viel Spielraum. Denn die Frage ist ja längst nicht mehr, ob Unternehmen die Cloud nutzen oder nicht, sondern die Frage ist, wie sie mit den neuen Technologien Business-Cases kreieren können, die die Investitionen in die neuen Technologien rechtfertigen. Daten sammeln bringt zum Beispiel wenig, wenn aus Big Data nicht irgendwann verwertbare Smart Data werden. Und das nächste große Ding? Da gibt es etliche Kandidaten. Ich denke zum Beispiel, dass unter anderem Augmented Reality noch ein sehr spannendes Thema sein wird, weil man dann viele Aufgaben in der Produktion und in der Wartung lösen kann, ohne vor Ort sein zu müssen.

Die Technik für solche Lösungen gibt es schon. Fehlt es der Industrie womöglich am nötigen Pioniergeist, um sie einzusetzen?

Horak So pauschal kann man das nicht sagen. Es stimmt aber, dass wir in Österreich bei Neuerungen meist etwas länger brauchen, bis wir Dinge in der Breite umsetzen. Das zeigt auch die von uns in Auftrag gegebene Studie zum Thema „Digital Leadership“. Gerade beim Aufbau der digitalen Skills, die meines Erachtens die Basis für unseren Fortschritt sind, stehen wir in Österreich noch am Anfang. Doch das Bewusstsein ist da und wir bewegen uns auch in diesem Bereich vorwärts. Generell muss man aber auch sagen, dass man ja nicht unbedingt immer ein First Mover sein muss. Die Haltung, dass man nicht sofort auf jeden neuen Zug aufspringt, kann vor übereilten Ausgaben schützen. Wahrscheinlich lässt sich unsere Zurückhaltung auch mit unserem unternehmerischen Umfeld begründen. Es ist in Österreich nun einmal schwieriger, ein Unternehmen zu gründen, als in den USA. Und noch schwieriger ist es, es wieder aufzulösen, wenn eine Idee einmal nicht aufgeht. Das kann Innovation hemmen. Meines Erachtens braucht der Fortschritt ein Umfeld, das Fehler zulässt. Wenn wir dieses Umfeld schaffen, fällt es uns vielleicht auch leichter, mutiger zu sein und neue Wege zu gehen.

Sie sagen, dass Unternehmen dann neue IT-Ideen nutzen, wenn sie daraus auch neue Geschäftsmodelle entwickeln können. Wäre es für IT-Anbieter daher sinnvoll, als Consulter bei der Entwicklung solcher Szenarien zu helfen?

Horak Ja, auf jeden Fall. Aber man muss darauf achten, dass man nicht Kompetenzen vortäuscht, die man nicht hat. Das merkt der Kunde. Bei Dimension Data sehen wir uns als Spezialisten in der Infrastruktur-Integration und als Spezialisten dafür, Daten sicher und effizient zu übertragen, zu sichern und zu speichern. Zugleich sind wir aber in der Lage, durch unsere Schwester NTT-Data auch Lösungen im analytischen Bereich anzubieten, also dort, wo es darum geht, das Potenzial der gesammelten Daten zu nutzen. Und als Unternehmensgruppe betreiben wir mit e-shelter auch eines der größten und sichersten Rechenzentren in Österreich. Ich glaube nicht, dass es viele Anbieter in Österreich gibt, die ihren Kunden ein solches End- to-End-Service bieten können. In Kombination mit unserem nationalen und internationalen Netzwerk können wir Services auf hohem Niveau liefern.

Und die Herausforderungen, die auf Sie 2017 zukommen?

Horak Punkt eins ist ganz klar: Der Markt fragt derzeit nach neuen Lösungen. Wir werden uns daher noch stärker als bisher auf den Cloud-Bereich und Managed Services konzentrieren. Heute ist es möglich, IT-Lösungen anzubieten, bei denen der Kunde wirklich nur für die in Anspruch genommenen Dienste zahlt und nicht vorab eine teure Infrastruktur anschaffen muss. Das ist die Zukunft und diese Möglichkeit wollen wir noch stärker als bisher anbieten. Der andere Punkt ist: Wir sehen uns – gerade in der IT-Branche – mit einem massiven Fachkräftemangel konfrontiert. Bei Dimension Data haben wir uns entschieden, das selbst in die Hand zu nehmen, und eine ganze Reihe von Lehrlings- und Traineeprogrammen aufgesetzt, in denen wir Leute mit Potenzial in unser Unternehmen holen.

Sie sind jetzt seit rund einem halben Jahr CEO bei Dimension Data. Wenn Sie eines Tages ausscheiden, was wollen Sie dann geschafft haben?

Horak Ich bin in der Telekommunikationsbranche groß geworden und damals war Nokia, das Unternehmen, bei dem man gearbeitet haben muss, der place to be. Ich möchte, dass Dimension Data ein Unternehmen wird, das jeder, der im IT-Sektor tätig ist, als Station in seinem Lebenslauf stehen haben möchte. Und damit habe ich eigentlich auch schon meine anderen Ziele benannt: Ich möchte ein stabiles, innovatives Unternehmen mit tollen, zufriedenen Mitarbeitern und einem guten Spirit. Das sind wir schon heute, das wollen wir aber noch stärker betonen.

Jürgen Horak, 38, ist seit Juli 2016 CEO von Dimension Data Austria. Schon als Mitglied der Geschäftsleitung bemühte sich Horak vor allem um innovative Themen wie die digitale Transformation oder die Cloud, eine Ausrichtung, die er weiter- hin beibehalten will. Vor seiner Zeit bei Dimension Data war Horak viele Jahre in unterschiedlichen Unternehmen der Telekommunikationsbranche tätig.