Management : Bei Audi könnten am Montag die Köpfe rollen

Nach wochenlangen Personalspekulationen und internem Tauziehen will der Audi-Aufsichtsrat Insidern zufolge Anfang kommender Woche einen umfangreichen Vorstandsumbau in die Wege leiten. Die Kontrolleure treffen sich am Montag zu einer außerordentlichen Sitzung, wie mehrere mit der Situation vertraute Personen der Nachrichtenagentur Reuters sagten.

Bei dieser Gelegenheit wolle das Gremium neue Chefs für Finanzen, Vertrieb, Produktion und Personal in den Vorstand der VW-Tochter berufen. Der wegen der Dieselkrise angeschlagene Vorstandschef Rupert Stadler bleibe dagegen im Amt, weil er nach wie vor die Rückendeckung der Eigentümerfamilien Porsche und Piech habe. Ziel sei, den Vorstandsumbau bis zur Automesse IAA über die Bühne zu bringen, die Mitte September in Frankfurt beginnt.

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Vollkommene Einigkeit über das Personalpaket herrscht allerdings noch nicht: Denn gegen den Chef der Motorentochter Audi Hungaria in Györ, Peter Kössler, der als neuer Produktionsvorstand gehandelt wird, sperrt sich offenbar die Familie. Wolfgang Porsche, der als Vertreter der Familie im Audi-Aufsichtsrat sitzt, wolle einen anderen Kandidaten durchsetzen, sagte eine mit den Beratungen vertraute Person. Unklar ist, ob die Neubesetzung des Vorstands daran noch scheitern könnte. Audi lehnte eine Stellungnahme zu den Plänen und den Diskussionen ab.

Mit dem Austausch von vier der insgesamt sieben Top-Manager will der Aufsichtsrat wieder etwas Ruhe in das krisengeschüttelte Unternehmen bringen. Seit Bekanntwerden des Dieselskandals vor knapp zwei Jahren gilt Vorstandschef Stadler als angezählt; im Entwicklungsressort, das die Ingolstädter VW-Tochter eigentlich auf die Mobilität der Zukunft ausrichten will, kamen und gingen mehrere Manager. Massive, großteils selbstverschuldete Probleme im wichtigsten Einzelmarkt China und Milliardenrückstellungen wegen der Abgasaffäre ließen die einst erfolgsverwöhnte Marke mit den vier Ringen weiter hinter die Rivalen Mercedes und BMW zurückfallen.

Interne Kritik an den Konzernchefs

Seit Wochen schwillt intern und extern die Kritik am Vorstand an - mit Ausnahme des erst seit Mai amtierenden Entwicklungschefs Peter Mertens, der von Volvo zu Audi kam. "Eine längere Hängepartie können wir uns nicht leisten", sagte ein Insider. Der Aufsichtsrat müsse Entscheidungen fällen, sagte eine andere Person mit Kenntnis der Überlegungen. "Man braucht einen handlungsfähigen Vorstand."

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Von Personalvorstand Thomas Sigi, Produktionschef Hubert Waltl, Finanzvorstand Axel Strotbek und Vertriebsvorstand Dietmar Voggenreiter berichten Insider seit Ende Juli, dass sie ihre Posten räumen sollen. Nachfolger wurden demnach innerhalb des Mutterkonzerns VW gefunden: Der langjährige Konzernmanager Wendelin Göbel, ein Vertrauter von VW-Chef Matthias Müller wie auch von Audi-Chef Stadler, solle neuer Personalvorstand in Ingolstadt werden. Über diese Personalie gebe es "keine Diskussion", sagte einer der Insider.

Anders sehe dies bei Kössler aus. Die Familie stoße sich an der Personalie, weil der Manager als Vertreter der leitenden Angestellten im Audi-Aufsichtsrat sitzt. Bei der Diskussion gehe es um Machtfragen zwischen Eigentümerfamilie und Arbeitnehmerseite im Aufsichtsrat. Andere Personen mit Kenntnis der Überlegungen sehen in dem Gezerre "viel Theaterdonner". Kössler habe wie Göbel den Vorteil, dass er sich bei Audi auskenne und sich relativ schnell einarbeiten könne, sagte einer der Insider. Bei den beiden anderen Kandidaten, die bisher in anderen Positionen im VW-Konzern arbeiten, sei dies anders. (reuters/apa/red)