Bahnbau : BBT-Zulaufstrecken: Studie gegen Neubau im bayrischen Inntal

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© APA/EXPA/JOHANN GRODER

Im Streit um den möglichen Neubau einer Bahntrasse im bayerischen Inntal fahren die Bürgerinitiativen neue Geschütze auf. Mit einer Studie wollen sie nachweisen, dass die Deutsche Bahn und Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) mit dem Plan zu einer zusätzlichen Neubaustrecke falsch liegen - und die alte Trasse so modernisiert und ausgebaut werden kann, dass sie auf Dauer ausreicht.

Gut eine Woche, nachdem Scheuer dieser Lösung eine Absage erteilt hatte, präsentierte das von den Bürgerinitiativen beauftragte Beratungsbüro Vieregg-Rössler in München dazu einen detaillierten Vorschlag.

Demnach würde es auf dem größten Teil der Strecke von Rosenheim nach Kiefersfelden reichen, die alten Gleise unter anderem mit moderner Technik und Lärmschutz auf neuen Stand zu bringen. Wo die alte Strecke gerade verlaufe und der Lärm für die Anwohner erträglich sei, genüge das, sagte Geschäftsführer Martin Vieregg. Nur wo die alte Strecke enge Kurven habe und beidseitig Wohnhäuser stünden, schlage er einen Neubau vor. "Mit diesem Ausbau kann man dann ähnlich schnell fahren wie auf den bislang diskutierten Neubauvarianten." Die Lösung sei aber zugleich umweltschonender und wesentlich kostengünstiger.

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Die mögliche neue Bahnstrecke soll die Kapazitäten zum künftigen Brenner-Basistunnel erweitern, der ab etwa 2028 mehr Güter auf die Schiene bringen und die Brennerroute vom wachsenden Lkw-Verkehr entlasten soll. Die Anwohner im verkehrsbelasteten Inntal fürchten aber jahrelange Baustellen vor ihrer Haustüre und noch mehr Verkehr.

Der Bund Naturschutz forderte anstatt eines Neubaus politische Strategien, um Verkehr zu vermeiden und zu verlagern. Die Lkw-Maut müsste erhöht und die Steuersätze für Diesel und Benzin in den beteiligten EU-Ländern müssten auf gleichmäßig hohes Niveau gebracht werden. Es solle nur eine begrenzte Zahl von handelbaren Lastwagen-Durchfahrtsrechten vergeben werden, sagte der Landesvorsitzende Richard Mergner. Die Verantwortlichen der Politik und der Bahn rief er auf, "dass sie hier nicht auf dem alten Gleis weiterfahren". Es brauche einen Neustart.

In früheren Gutachten für die Anwohner hatte Vieregg Prognosen der Deutschen Bahn angezweifelt, nach denen der Verkehr bis 2050 erheblich steigen wird. Seit zehn Jahren stagniere der Verkehr. "Man verschweigt diese zehn Jahre, wenn man bis 2050 ein Riesenwachstum annimmt."

Laut Beratungsbüro wird in den Neubau-Vorschlägen auch die Handschrift der österreichischen Partner sichtbar. Für diese wäre die neue Bahntrasse interessant, weil schnelle Zugverbindungen zwischen Salzburg und Innsbruck meist durch Deutschland laufen. Selbst wenn die Neubaustrecke fast komplett im Tunnel verlaufen würde, was einer der vor einer Woche vorgestellten Vorschläge der Bahn tatsächlich vorsieht, fürchtet er, dass Güterzüge unter Umständen wieder auf der alten und dann nicht ausreichend lärmgeschützten Strecke fahren müssen. Denn auf der Neubaustrecke gäbe es bei einem starken Anstieg der langsamen Güterzuge Konflikte mit den schnellen Personenzügen. (dpa/apa/red)