Elektroindustrie : Bank Austria: Elektroindustrie hat die Einbrüche in Kürze wieder eingeholt

ABB elektro elektronik digitalisierung mann arbeiter mitarbeiter laptop industrie produktionsymbolbild symbolbild
© ABB

Die heimische Elektroindustrie kommt besser durch die Coronakrise als die Konkurrenz in den meisten großen europäischen Ländern. Während die Produktionsleistung 2020 im EU-Schnitt um 3,5 Prozent nachließ, waren es in Österreich nur 2,1 Prozent, wie einem Branchenbericht der UniCredit Bank Austria von heute, Mittwoch, zu entnehmen ist. Und das Minus werde hierzulande schon heuer wieder wettgemacht. Österreichs gesamte Industrie brauche dafür "zumindest bis 2022".

"Wir erwarten, dass die Elektroindustrie in Österreich das Vorjahresminus noch 2021 aufholt, angetrieben vom rasch wachsenden Bedarf an neuer Informations- und Kommunikationstechnologie und den öffentlichen Investitionsprogrammen, die zur Abfederung der negativen wirtschaftlichen Folgen der Coronakrise gestartet werden", betonte Bank-Austria-Ökonom Günter Wolf. Die Branche sei aufgrund ihrer Wettbewerbsstärke "auch für die nächsten Jahre gut gerüstet". Dazu tragen "hohe Forschungsausgaben und Innovationsstärke" bei.

Branche schneidet viel besser ab als die Konkurrenz in Europa

Das Krisenjahr 2020 beendete die heimische Elektroindustrie den Angaben zufolge mit geringen Verlusten als in den meisten großen europäischen Ländern. Sie sei auch eine der wachstumsstärksten Branchen im europäischen Vergleich.

Die Wirtschaftskrise 2020 haben Beide Bereiche, die laut Statistik Austria zur Elektroindustrie zählen, hätten die Wirtschaftskrise 2020 "relativ unbeschadet überstanden" - konkret geht es um die Herstellung von Elektronikprodukten und von elektrotechnischen Ausstattungen und Geräten. Die Branchenproduktion sei bereits 2019 leicht gesunken, vor allem infolge der schwachen Investitionen in Informations- und Kommunikationstechnik (IKT) in der EU.

2020 verbuchte der Bereich Elektronik ein Produktionsminus von 3,3 Prozent und der Bereich Elektrotechnik von 1,2 Prozent - die Umsätze waren jeweils um 2,8 Prozent auf 7,4 Mrd. beziehungsweise 12,8 Mrd. Euro rückläufig.

Aufschwung ab Ende des Vorjahres

Die Produktionsleistung der Elektroindustrie habe bereits im vierten Quartal 2020 an Schwung gewonnen und sei im Jänner 2021 weiter gestiegen. Aktueller Leistungsdaten liegen noch nicht vor. Zuletzt seien im März aber auch die Produktionserwartungen der Unternehmen in der Herstellung von Elektronik "deutlich optimistischer geworden", heißt es in dem Branchenbericht weiters. Hier signalisierten zudem der starke Zuwachs der Bestelleingänge zur Jahreswende sowie die in den ersten zwei Monaten 2021 um 3 Prozent höheren Beschäftigungszahlen "einen anhaltenden Konjunkturaufschwung".

Auch bei den Betrieben im Bereich Elektrotechnik sei der Optimismus in den ersten Monaten 2021 gewachsen. Allerdings hat sich der Aufschwung hier noch nicht gefestigt - das zeigen die im März wieder etwas vorsichtigeren Produktionserwartungen.

Langfristig ist die Branche im Außenhandel der Analyse zufolge vor allem mit Produkten der investitionsnahen Segmente überdurchschnittlich erfolgreich. Elektromotoren, Stromaggregate, Transformatoren und ähnliche Geräte spielten 2020 einen Exportüberschuss von 933 Mio. Euro ein, Schalter, Stecker und Leiterplatten ein Aktivum von 243 Mio. Euro. Die Handelsbilanz mit Batterien, Lampen und elektrischen Fahrzeugausrüstungen litt zwar in den vergangenen zwei Jahren unter den starken Exporteinbußen im Bereich der Fahrzeugelektronik, lag aber 2020 noch mit 281 Mio. Euro im Plus. Die Medizintechnik und Mess- und Prüfgeräte, weitere "Erfolgsprodukte der heimischen Elektroindustrie", trugen zusammen einen Überschuss von 464 Mio. Euro zur Außenhandelsbilanz bei.

Dem Außenhandelsüberschuss in den genannten Warengruppen von insgesamt 1,9 Mrd. Euro stand 2020 ein Defizit mit Computern, Telefonen und Produkten der Unterhaltungselektronik von 3,5 Mrd. Euro gegenüber (Exporte im Wert von 3 Mrd. Euro und Importe von 6,5 Mrd. Euro).

Weltmarktanteile der Österreicher gehen zurück

Doch trotz der Exporterfolge der investitionsnahen Segmente verlor die heimische Elektroindustrie Weltmarktanteile. Von 2010 bis 2019 verringerte sich der Anteil am weltweiten Export elektrischer Maschinen und Ausrüstungen von 0,8 Prozent auf 0,6 Prozent. Kostengünstige Produktion in großen Stückzahlen sei vor allem im Bereich Informations- und Kommunikationstechnologie (IKT) ein essenzieller Wettbewerbsfaktor. Die Hersteller wanderten aus den Hochlohnländern ab und die stark steigende Nachfrage werde im Wesentlichen über Importe gedeckt, wie das hohe Außenhandelsdefizit klar zeige, heißt es in dem Branchenbericht weiters.

In einigen Produktbereichen erreicht die heimische Elektroindustrie allerdings "überdurchschnittlich hohe Weltexportanteile" - beispielsweise mit Kfz-Teilen (2,7 Prozent 2019), mit Geräten für die Stromerzeugung und -verteilung (1,8 bis 2,8 Prozent) und vor allem mit Geräten für die Verkehrsüberwachung und die Verkehrssteuerung, in diesem Segment lag der Weltexportanteil bei 9,1 Prozent.

Alles in allem wächst Österreichs Elektroindustrie im internationalen Branchenvergleich laut Branchenbericht "überdurchschnittlich rasch". Seit 2008 legte die Produktion der Elektronikindustrie um 61 Prozent zu, im Vergleich zu 1 Prozent im EU-Schnitt, in der Elektrotechnik um 15 Prozent. Hier ist die EU-Produktion um 14 Prozent gesunken, vor allem in den großen Herstellerländern Deutschland, Frankreich und Italien, wo die Branche auch in den Krisenjahren 2009 und 2020 "deutlich stärkere Rückschläge als in Österreich" verbuchte.

Als eine der forschungsfreudigsten und innovativsten Branchen Europas sei Österreichs Elektroindustrie für die Zukunft "zumindest gut gerüstet". In Summe geben die Unternehmen der Elektroindustrie den Angaben zufolge 7,8 Prozent des Umsatzes für Forschung & Entwicklung aus und mehr als 86 Prozent der Unternehmen sind im Sinn der europäischen Innovationserhebung "innovationsaktiv". Der Anteil sei seit Jahren einer der höchsten in Europa und sei zuletzt nur knapp hinter dem Ergebnis der Elektrotechnik- und Elektronikunternehmen in Deutschland und der sehr kleinen Branche in Luxemburg gelegen.

"Die Außenhandelsperformance und die Entwicklung der Strukturindikatoren zeigen, dass Österreichs Elektroindustrie nicht nur die strukturellen Anforderungen erfüllt, um unter den gegebenen Rahmenbedingungen, dem hohen Importdruck und der stagnierenden Nachfrage in zentralen Segmenten wirtschaftlich zu überleben, sondern auch seine Wettbewerbsfähigkeit nachhaltig absichern kann", so Wolf. (apa/red)