Elektroindustrie : Autozulieferer Leoni: Sorge um drohende Insolvenz

Der ohnehin angeschlagene deutsche Kabel- und Bordnetzspezialist Leoni rechnet aufgrund der Coronavirus-Pandemie mit Belastungen für den Umsatz, das Ergebnis und die Kassenlage. Allerdings sei die Höhe der Belastungen derzeit noch nicht vorhersehbar, teilte das SDax-Unternehmen in Nürnberg mit.

Mit vorübergehenden Werksschließungen in Europa, Nordafrika und Amerika, Kurzarbeit in Deutschland sowie vergleichbaren Maßnahmen an weiteren europäischen Standorten soll der Fortbestand des Geschäftsbetriebs gesichert werden. Außerdem will Leoni Staatshilfen beantragen, um den finanziellen Spielraum zu erhöhen. Details dazu: Autozulieferer Leoni ist vorerst gerettet >>

An der Börse sorgten die Nachrichten für einen Kursrutsch. Die Leoni-Aktie lag zuletzt rund 14 Prozent im Minus. Für Anleger ist die Entwicklung der Papiere ohnehin verheerend. Allein seit Jahresbeginn haben die Titel bereits rund 40 Prozent an Wert eingebüßt. Auf längere Sicht sieht es noch finsterer aus: In den zurückliegenden 3 Jahren steht ein Wertverlust von mehr als 80 Prozent zu Buche.

Coronakrise trifft auch diesen Zulieferer hart

Da durch die weltweite Ausbreitung des neuartigen Coronavirus zahlreiche Automobilhersteller ihre Produktion in den zurückliegenden Tagen zunehmend eingestellt haben, ist auch Leoni betroffen. Der fränkische Zulieferer verweist in seiner Mitteilung auf mit den Schließungen einhergehende Absatzrückgänge bei vielen Kunden und Produkten. Daher werde die Produktion an europäischen, nordamerikanischen und afrikanischen Bordnetz-Standorten vorübergehend stark eingeschränkt.

Nach jetzigem Stand rechnet Leoni damit, dass die Maßnahmen bis zu vier Wochen oder eventuell auch länger andauern dürften - je nachdem, wie lange die Produktionseinschränkungen der Autohersteller sich hinziehen. Dagegen habe sich die Situation an den chinesischen Bordnetz-Standorten weitgehend normalisiert und die Werke hätten ihre Produktion annähernd auf dem vorherigen Niveau stabilisiert.

Produktion im Industriebereich soll weitergehen

In der Draht- und Kabelsparte erwartet Leoni zwar ebenfalls Geschäftseinbußen und Produktionseinschränkungen. Allerdings geht das Unternehmen davon aus, dass die Produktion im Industriebereich zumindest bis auf Weiteres aufrechterhalten werden kann.

Ungeachtet dessen soll die Produktion in Deutschland kontrolliert heruntergefahren werden. Die damit einhergehende Kurzarbeit soll die finanzielle Flexibilität von Leoni erhöhen, Zeitpunkt und Dauer der Betriebseinschränkungen sollen je nach Standort lokal vereinbart werden. Auch außerhalb Deutschlands prüft der Kabel- und Bordnetzspezialist vergleichbare Maßnahmen und deren kurzfristige Umsetzung, wobei notwendige und geschäftskritische Tätigkeiten beibehalten werden sollen. Bei Bedarf und je nach Entwicklung der Lage zieht Leoni nach Unternehmensangaben weitere Maßnahmen in Betracht.

Schwere Zeiten auch ohne Corona

Die Coronavirus-Pandemie kommt für Leoni zur denkbar schlechten Zeit. Das Unternehmen durchlebt ohnehin eine schwere Krise und ist tief in die roten Zahlen gerutscht. Ergebnisse vom November: Autozulieferer Leoni bleibt tief in den roten Zahlen >>

Die anhaltend maue Autokonjunktur mach den Franken schwer zu schaffen, hinzu kamen im vergangenen Jahr hausgemachte Probleme.

So funktionierte etwa der Produktionsbeginn in einem Werk in Mexiko nicht richtig und belastete zusätzlich. Konzernchef Aldo Kamper hat alles auf den Prüfstand gestellt und ein striktes Umbau- und Sparprogramm eingeleitet.

Außerdem will Leoni sich von seiner Kabelsparte trennen und sich auf die zwar größere, aber zuletzt klar defizitäre Bordnetzsparte konzentrieren. Details dazu: Aufspaltung oder Verkauf: Radikaler Umbau beim Autozulieferer Leoni >>

(dpa-afx/dpa/apa/red)