Außenhandel : Außenwirtschaft Austria: Italien bleibt trotz Krise für österreichische Firmen attraktiv

Heimische Unternehmen lassen sich nicht von der umstrittenen Budgetpolitik und der schwächeren Konjunktur in Italien abschrecken. "Das Interesse der österreichischen Firmen ist ungebrochen. Einige erhöhen ihre Präsenz", sagte Gudrun Hager, Wirtschaftsdelegierte in Mailand, vor Journalisten.

Nummer zwei für Österreich

Italien ist Österreichs zweitwichtigster Handelspartner nach Deutschland. Von Jänner bis November 2018 stiegen die österreichischen Exporte nach Italien um 8,2 Prozent, die Importe aus Italien erhöhten sich in diesem Zeitraum um 8,6 Prozent. 2017 betrug das Handelsvolumen mit dem Land 23,6 Mrd. Euro. Im Fokus heimischer Unternehmen ist vor allem der Norden Italiens. "Allein in die Lombardei exportierten österreichische Firmen so viel wie nach ganz Spanien", so Hager.

Ausgeführt werden vor allem bearbeitete Waren, Maschinenbauerzeugnisse, Fahrzeuge, Medizin und pharmazeutische Erzeugnisse. Österreich bezieht aus Italien ebenfalls großteils Maschinenbauerzeugnisse und Fahrzeuge, aber auch Eisen und Stahl, Nahrungsmittel, Kleidung und Schuhe.

Zahlreiche heimische Firmen erhöhen ihre Präsenz

Zahlreiche heimische Firmen hätten ihre Präsenz zuletzt erhöht, seien Joint Venture mit italienischen Unternehmen eingegangen oder kündigten weitere Expansionsschritte an, erzählte die Wirtschaftsdelegierte. In Summe haben Austro-Firmen 450 Niederlassungen in Italien, wobei hier auch Vertriebs- und Serviceniederlassungen dazu zählen. Die Porsche Holding Salzburg etwa setzt ihren Expansionskurs in Norditalien fort und hat erst kürzlich bekanntgegeben, den Mitbewerber Saottini zu übernehmen. Die ÖBB-Güterverkehrssparte Rail Cargo investiert in den Hafen von Triest.

Ende vorigen Jahres hatten sich die EU-Kommission und Italien monatelang über den Haushalt für 2019 gestritten. Die Regierung in Rom plante ursprünglich mit einem Defizit von 2,4 Prozent - drei Mal so viel wie ihre Vorgänger. Die Koalition aus rechter Lega und populistischer 5-Sterne-Bewegung will kostspielige Wahlversprechen wie ein Grundeinkommen und ein niedrigeres Pensionsantrittsalter finanzieren, obwohl das Land unter einem Schuldenberg von mehr als 130 Prozent der Wirtschaftsleistung ächzt.

Italien befindet sich in einer Rezession

Die drittgrößte Volkswirtschaft der Eurozone steckt derzeit in einer Rezession. Die EU-Kommission senkte ihre Wachstumsvorhersage für das Land in diesem Jahr von 1,2 auf 0,2 Prozent. Damit wackelt das von Rom nach Brüssel übermittelte Ziel für das Haushaltsdefizit von 2,04 Prozent des Bruttoinlandsproduktes.

Vom Binnenmarkt selbst sei keine großartige Dynamik zu erwarten, räumte Hager ein. Die italienische Wirtschaft habe in den letzten beiden Quartalen "Bremsspuren" erlitten, selbst die Industriehochburgen Norditaliens. Sorgenkind sei der Automobilsektor, der 2018 erstmals seit Jahren wieder unter eine Million Einheiten gesunken sei. Großen Aufholbedarf habe Italien beim Thema Digitalisierung (Stichwort Industrie 4.0), Probleme seien auch der Fachkräftemangel und eine hohe Jugendarbeitslosigkeit. Vom Konsum gingen derzeit wenig Impulse aus, da die Italiener ihr Geld lieber sparten als auszugeben.

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Auf der Plusseite stünden ein "Tourismusboom" mit bis zu zweistelligen Wachstumsraten sowie das Siegel "Made in Italy", das bei internationalen Investoren hoch im Kurs stehe, sagte Hager. Vergangenes Jahr sorgte der Verkauf des legendären italienischen Modehauses Versace an die US-Modegruppe Michael Kors für Aufsehen. Von den großen italienischen Firmen seien bis auf Benetton, Ferrero und Fiat nicht mehr viele übrig, letztere werde nach und nach filetiert. Die Stärke sieht Hager in den rund 200.000 italienischen Familienunternehmen. Namhafte Beispiele sind Piaggio, Brembo, Lavazza, Illy, Armani, Tod's, Fendi, Dolce e Gabbana, Max Mara oder Barilla. Einen "Siegeszug" trete gerade die italienische Feinkostkette Eataly an, die stark expandiert und auch einen Börsengang plant. (apa/red)