Aufzugbau : Aufzugsparte von Thyssen: Schindler sagt Kone den Kampf an

Kurz vor der Entscheidung zum Verkauf der Aufzugssparte von Thyssenkrupp wächst in der Branche die Unruhe. Der am Bieterrennen nicht beteiligte Schweizer Schindler-Konzern kündigte an, den finnischen Konkurrenten Kone im Fall eines Zuschlags mit Kartellklagen zu überziehen.

"Wir nehmen die Bestrebungen von Kone sehr ernst", sagte Verwaltungsratsmitglied Alfred Schindler der Nachrichtenagentur Reuters. Schindler befürchtet, dass durch einen Zusammenschluss von Kone und Thyssenkrupp ein Marktriese bei Aufzügen entsteht und es zu einem Verdrängungswettbewerb kommt. "Wir gehen davon aus, dass weitere Wettbewerber Klagen einreichen würden, weil ein Zusammenschluss von Kone mit Thyssenkrupp Elevator zu groß wäre. Da können wir kein Auge zudrücken."

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Kone hat nach eigenen Angaben ein Offert in der Größenordnung von etwa 17 Milliarden Euro für Thyssenkrupp Elevator vorgelegt. Insidern zufolge hat ein Konsortium um den Vermögensverwalter Blackstone rund 16 Milliarden Euro geboten - das höchste Offert aus dem Kreis der Finanzinvestoren. Damit haben Kone und Blackstone vermutlich gute Chancen, in die Endrunde einzuziehen. Eine Entscheidung sei aber noch nicht gefallen - auch nicht über die Zahl der Finalisten, sagten Eingeweihte. Im Rennen ist Insidern zufolge neben Blackstone und Kone auch ein Konsortium aus den Finanzinvestoren Advent, Cinven und der Abu Dhabi Investment Authority, das von der Essener RAG-Stiftung unterstützt wird. Hinzu kommt der kanadische Investor Brookfield, der sich mit Temasek aus Singapur verbündet hat.

Bis Ende Februar müssen die Bieter noch die IG Metall überzeugen, die bei der Entscheidung eine wichtige Rolle spielt. NRW-Gewerkschaftschef Knut Giesler, stellvertretender Aufsichtsratschef von Thyssenkrupp Elevator, erhöhte den Druck. Die Arbeitnehmerbank habe als Grundlage für eine Zustimmung unter anderem einen Tarifvertrag erarbeitet, der die Beschäftigung und Standorte in Deutschland für mehrere Jahre sichern solle. Mit Blick auf Kone und etwaige Pläne zur Abspaltung des Europageschäfts fügte er hinzu: "Ein Zerschlagen oder Filetieren kommt für uns nicht infrage. Das ist kein überlebensfähiges Szenario." Auch eine Hängepartie von ein bis zwei Jahren komme nicht infrage.

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Kone-Chef Henrik Ehrnrooth hat immer wieder das langfristige strategische Interesse seines Konzerns betont. "Wir glauben, dass wir der beste Partner für Thyssenkrupp Elevator sind", sagte er Reuters vor wenigen Monaten. Die Geschäfte würden sich gut ergänzen. Und zusammen ließen sich beachtliche Synergien erzielen. Kone verstehe die Bedeutung der Mitbestimmung in Deutschland, lege Wert auf Teamgeist und habe mit der Familie Herlin einen starken Ankeraktionär, warb er in der "Rheinischen Post". Kartellbedenken könnten gelöst werden.

Nach der gescheiterten Stahlfusion mit Tata Steel Europe ist für Thyssenkrupp mit entscheidend, wie schnell und wie sicher ein Deal abgewickelt werden kann. Denn der seit Jahren kriselnde Konzern will mit dem Verkauf Mittel für den Umbau gewinnen. Hier setzt Schindler an. "Wir würden voraussichtlich Klagen in Europa, den USA, Kanada, China und möglicherweise auch Australien einreichen." Diese Verfahren würden mindestens drei bis vier Jahre dauern, sagte Alfred Schindler. Er hatte den Konzern von 1985 bis 2011 geführt. Die Familien Schindler, Bonnard und ihnen nahestehende Parteien kontrollieren 71,1 Prozent der Stimmen des Schweizer Aufzugbauers.

Kone geht mit CVC ins Rennen

Kone hat Insidern zufolge ein Bündnis mit dem Finanzinvestor CVC geschlossen: Durch eine Fusion der Aufzugsgeschäfte von Thyssenkrupp und Kone könnte der zum US-Konzern United Technologies gehörende Weltmarktführer Otis von der Spitze verdrängt werden. "Otis ist seit rund 100 Jahren die Nummer Eins. Wir sind seit über 30 Jahren die Nummer Zwei", sagte Schindler. "Man darf ruhig davon ausgehen, dass weder Otis noch Schindler sich damit abfinden, verdrängt zu werden." Schindler würde sich große Mühe geben, eine Übernahme von Thyssenkrupp Elevator durch Kone zu stoppen, denn die Aufzugsbranche sei schon jetzt extrem konsolidiert. "Wir haben gar keine Wahl." Details wollte er nicht nennen. Überraschung sei Kern jeder Abwehr-Strategie. "Eine Strategie, die man im Voraus bekannt gibt, würde jeder Regel der Kriegsführung widersprechen." (reuters/apa/red)