Waffen : Aufregung in Israel wegen des Milliardendeals mit Thyssenkrupp

In Israel nimmt die Debatte über die Umstände eines U-Boot-Auftrags an Thyssenkrupp Fahrt auf. Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu steht wegen des 1,5 Milliarden Dollar (1,42 Mrd. Euro) teuren Deals seit Tagen in der Kritik. Sein persönlicher Rechtsberater David Shimron soll als Bevollmächtigter auch die Thyssenkrupp-Marinesparte in Israel vertreten haben.

Netanjahu und Shimron haben jegliches Fehlverhalten zurückgewiesen. In Israel untersucht die Polizei inzwischen den Fall. Auch Thyssenkrupp nimmt ihn unter die Lupe.

Thyssenkrupp verweist darauf, vor Ort mit dem Vertriebspartner Miki Ganor zusammengearbeitet zu haben. Einen Vertrag mit Shimron habe es nicht gegeben. "Die Vertriebspartnerverträge sehen ausdrücklich vor, dass, sobald ein Vertriebsmittler Unterauftragnehmer einschaltet, das vorab mit Thyssenkrupp Marine Systems abzustimmen ist. Im konkreten Fall ist das nicht erfolgt", hatte Vorstandsmitglied Donatus Kaufmann auf der Bilanzpressekonferenz in der vergangenen Woche gesagt. "Wir haben eine Untersuchung initiiert und werden mit Sorgfalt die Themen aufarbeiten und dann basierend auf den Fakten eine Entscheidung treffen."

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Shimron hat die Untersuchungen begrüßt. Diese würden zeigen, dass er sich nichts zu Schulden kommen lassen habe. Ganor soll einem israelischen Medienbericht zufolge rund zehn Millionen Euro für den Auftrag erhalten haben.

Bisher gibt es keine Anzeichen dafür, dass Thyssenkrupp den Auftrag für die drei U-Boote verlieren könnte. Falls doch wäre dies ein herber Schlag, hatte die vor einer Restrukturierung stehende Marinesparte doch in diesem Jahr bereits das Rennen um einen rund 34 Milliarden Euro teuren U-Boot-Auftrag aus Australien verloren. An Israel soll der Konzern die U-Boote in rund zehn Jahren liefern. Das Land hat zudem vier Kriegsschiffe bei Thyssenkrupp Marine Systems bestellt.

Netanjahu sitzt bisher fest im Sattel. Aber Anti-Korruptionsgruppen in Israel fordern eine umfassende Aufklärung der Hintergründe. Es müsse auch geklärt werden, warum der Auftrag für die vier Korvetten ohne Ausschreibung an Thyssenkrupp Marine Systems ging. Es gehe bei den Aufträgen schließlich um viel Geld, sagte der Chef der Gruppe Omez, Maosia Segal, die sich für saubere Geschäfte der Regierung stark macht. "Das sieht verdächtig aus und muss untersucht werden."

(Von Luke Baker/Reuters/APA/red)