Autoindustrie : Audi: Mehr Macht für den neuen Konzernchef Duesmann

Sechs Wochen nach seinem Amtsantritt übernimmt der neue Audi-Chef Markus Duesmann zusätzlich die Funktion des Entwicklungsvorstands und die Verantwortung für das China-Geschäft. Nach einer Aufsichtsratssitzung der VW-Tochter sagte Duesmann am Freitag: "Ich freue mich auf die Aufgabe, unsere Präsenz in unserem größten Markt weiter auszubauen."

Bisher war der Finanzvorstand für das China-Geschäft zuständig. Der im März von VW zu Audi geschickte neue Finanzchef Arno Antlitz soll sich nun "stärker auf die finanzielle Steuerung fokussieren und Kosten sowie Ertragskraft optimieren", wie das Unternehmen mitteilte.

Der 62-jährige Entwicklungsvorstand Hans-Joachim Rothenpieler verlässt Audi, sein Ressort übernimmt Duesmann selbst. Volkswagen-Konzernchef Herbert Diess hat ihm bereits im Markenverbund des VW-Konzerns die Verantwortung für Forschung und Entwicklung übertragen.

Bei Audi soll jetzt ein neu geschaffener Geschäftsbereich die Baureihen mit 65 Modellen und das Projekthaus Premium Platform Electric (PPE) führen. Duesmann leitet als Entwicklungsvorstand das neue Ressort in Personalunion. "Diese Neuaufstellung stärkt das Fahrzeugprojektgeschäft und die strategische Bedeutung der Baureihen. Damit legen wir im Unternehmen einen noch stärkeren Fokus auf unsere Produkte", sagte Duesmann.

Das Stühlerücken an der Spitze von Audi geht weiter

Damit geht das Stühlerücken in der Chefetage des krisengeschüttelten Oberklasseherstellers aus Ingolstadt weiter. Duesmann, der wie Volkswagen-Konzernchef Herbert Diess vom Rivalen BMW kommt, hat im April Bram Schot an der Audi-Spitze abgelöst und verantwortet zudem die technische Entwicklung des gesamten Volkswagen-Konzerns. Schot war nach dem Rücktritt des langjährigen Firmenchefs Rupert Stadler im Dieselskandal in die Bresche gesprungen und trimmte Audi kurz vor der Coronakrise mit massiven Stellenabbauplänen auf Effizienz.

Der Volkswagen-Dieselskandal, in dem Audi mit seiner Motorenentwicklung eine zentrale Rolle spielt, hat in den vergangenen Jahren mehrere Audi-Entwicklungschefs und zahlreiche Ingenieure den Job gekostet. Dem langjährigen Volkswagen-Manager Rothenpieler, der im Sommer 63 Jahre alt wird, fiel die Aufgabe zu, das verbliebene Entwicklungsteam bei dem verunsicherten süddeutschen Autobauer wieder aufzurichten. Zuletzt wechselte Volkswagen bei Audi auch eine Reihe weiterer Vorstände aus. (dpa/reuters/apa/red)