Standort Kärnten : Arbeitsmarkt Oberkärnten: Viele saisonale Stellen, kaum Industrie

Der Bezirk Spittal in Kärnten ist österreichweit die am stärksten von Arbeitslosigkeit betroffene Region, nimmt man die Hauptstadt Wien aus, mit der Spittal aber auch schon gleichauf lag. Zwar ist die Arbeitslosigkeit 2017 auch im weitläufigen, strukturschwachen und von Abwanderung geprägten Oberkärntner Bezirk gesunken, sie belief sich im Schnitt aber immer noch auf 11,3 Prozent.

Die verhältnismäßig hohe Arbeitslosigkeit hat viele Gründe, wie der regionale AMS-Chef Johann Oberlerchner im Gespräch mit der APA erläuterte. "Hauptthema ist die hohe saisonale Arbeitslosigkeit am Bau und in der Gastronomie/Hotellerie", so der AMS-Regionalstellenleiter. Auch die Überalterung sei ein Problem.

Viele Täler und weite Wege

"Dazu kommt die periphere Lage des Bezirks, der in sich von vielen Tälern mit weiten Wegen geprägt ist - die geografische Situation macht die Lage nicht einfacher, grade für Menschen aus den Tälern." Der Bezirk ist mit gut 276.000 Hektar nach Liezen in der Steiermark der größte österreichweit und größer als das Bundesland Vorarlberg.

Die Region mit 27.771 unselbstständig Erwerbstätigen bei 76.678 Einwohnern (minus 6,2 Prozent seit 2002) ist im dort besonders wichtigen Tourismus gleich zwei Mal im Jahr von hoher saisonaler Arbeitslosigkeit betroffen: Im Gastgewerbe gibt es - nach Zahlen aus dem Vorjahr - im April eine Spitze mit einer Arbeitslosenquote von 48,5 Prozent, die dann zur Hochsaison im Juli auf 9,7 Prozent sinkt um im November auf den Höchststand von 54 Prozent - oder 1.905 Personen, hauptsächlich Frauen - anzusteigen.

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Da es in den Zwischensaisonen auch in Tirol oder Vorarlberg nicht so viele touristische Arbeitskräfte brauche, sei hier auch mehr Zwang zur Annahme eines Jobs außerhalb der Heimat nicht wirklich zielführend, gab Oberlerchner auf Nachfrage zu bedenken. Destinationen im Bezirk sind unter anderem der Millstätter See, Weißensee, Bad Kleinkirchheim, der Mölltaler Gletscher, Mallnitz und Heiligenblut.

"Vor allem am Millstätter See wird versucht, den Wintertourismus zu forcieren. Das gelingt ganz gut", so Oberlerchner. "Der nächste Schritt wäre ein Ganzjahrestourismus. Dann ist die Personalfluktuation geringer und es gibt viele weitere Auswirkungen. Umsetzbar ist das wohl nur über eine Qualitätsstrategie."

Offene Stellen gibt es rund 4.650 im Bezirk. Die Quote von 11,3 Prozent (Österreich-Schnitt 2017: 8,5 Prozent) Arbeitslosigkeit betrifft 1.718 Frauen (minus 4,5 Prozent gegenüber 2016) und 1.805 Männer (minus 9,7 Prozent). Insgesamt ging die Arbeitslosigkeit 2017 verglichen zum Vorjahr um 275 Personen oder 7,2 Prozent auf 3.523 zurück.

Kaum Industrie in der Region

Die Stadt Spittal selbst hat sukzessive bis 2010 endgültig ihren ursprünglich größten Arbeitgeber - den Schuhhersteller Gabor - verloren. Dort arbeiteten Ende der 90er noch mehr als 1.200 Menschen. Schon bei Personalabbauschritten vor der endgültigen Schließung hatte der frühere Kärntner Landeshauptmann Jörg Haider etwa ein Stahlwerk für den Bezirk versprochen, das nie kam. Denn Industrie gibt es nicht allzu viel.

Erwähnenswert sind der größte Arbeitgeber des Bezirks Merck (gut 400 Mitarbeiter), Strabag, Kärntnermilch, Volpini und Lindner in Spittal, die früher auch viel personalstärkere RHI in Radenthein (knapp 400 Mitarbeiter) und Haslacher Norica Timber mit Sitz in Sachsenburg. Ein nicht zu vernachlässigender Anteil der Mitarbeiter bei Liebherr in Lienz kommt zudem aus dem oberen Drau- und Mölltal im Bezirk Spittal.

Saisonale Arbeitslosigkeit als Faktor

Kann der Bezirk in der Arbeitslosenstatistik jemals unter den Österreichschnitt gelangen? "Das würde nur dann funktionieren, wenn die saisonale Arbeitslosigkeit komplett wegfällt - und zwar nicht nur im Fremdenverkehr sondern auch am Bau", so Oberlerchner. Am Bau beträgt die Arbeitslosenquote 12,5 Prozent im Jahresschnitt, Ende Jänner 35,7 Prozent, im Juli 5,3 Prozent.

Die Arbeitslosigkeit bei den über 50-Jährigen hat im Bezirk voriges Jahr stagniert und beträgt 14,2 Prozent oder 1.205 Menschen. Die Aktion 20.000 hat es nicht gegeben. "Wo es Pilotprojekte gab, gibt es positive Erfahrungen. Wir hätten uns das auch für die Spittalerinnen und Spittaler gefreut, wenn wir diese Aktion zur Verfügung stellen hätten können", so der regionale AMS-Chef.

Abwanderung verändert den Landstrich

Oberlerchner erläuterte zahlreiche Projekte, unter anderem in Zusammenarbeit mit Gemeinden, mit denen versucht werde, Menschen wieder in Beschäftigung zu bringen. Neu ist, dass mehrere Betriebe mit Teilbedarfen eine Person ganz beschäftigen - hier ist Spittal Pilotregion in Österreich.

Bezogen auf die Abwanderung sagte Oberlerchner der APA, dass diese "etwas mit einer Region macht". Diese wirke sich "insgesamt auf die Entwicklung des Bezirkes aus". Sein Wunsch wäre, dass gut Ausgebildete wieder in den Bezirk zurückkehren und dann auch da blieben: "Das wäre gut." (APA/red)