Maschinenbau : Anteil Vekselbergs am Maschinenbauer Sulzer unter 50 Prozent

Der Schweizer Industriekonzern Sulzer reagiert auf die von den USA verhängten Sanktionen gegen den russischen Investor Viktor Vekselberg und die Renova-Gruppe. Der Industriekonzern kauft 5 Millionen Sulzer-Aktien von Renova, womit deren Anteil unter 50 Prozent fällt.

Nach Abschluss der Transaktion halte Renova noch 48,83 Prozent an Sulzer, teilte das Schweizer Unternehmen am Montag mit. Renova hielt zuvor gemäß den letzten Angaben einen Anteil von 63,4 Prozent. Alle Verwaltungsratsmitglieder, die Renova repräsentierten, hätten sich bei der Entscheidung über die Transaktion enthalten.

Die USA hatten letzten Freitag neue Sanktionen gegen Russland verhängt. Sie richten sich gegen sieben Oligarchen und zwölf ihrer Firmen, deren Vermögen in den USA eingefroren werden. Unter den Gelisteten ist auch Viktor Vekselberg, Besitzer der Renova-Gruppe.

Sulzer arbeite eng mit den Behörden zusammen und sei der Ansicht, dass diese Transaktion jegliche Zweifel an Sulzers Unabhängigkeit von der Renova-Gruppe ausräumen werde, kommentierte Sulzer den Schritt.

Die Vereinbarung sieht vor, dass Sulzer die Aktien zum volumengewichteten Durchschnittskurs für den Zeitraum von Montag bis Freitag erwirbt. Der mit Renova vereinbarte Kaufpreis werde entsprechend angepasst, wenn Sulzer zu einem späteren Zeitpunkt alle oder einen Teil der Aktien aus der Transaktion zu einem niedrigeren Preis verkaufen sollte.

Bezahlen wird Sulzer den Preis, beim aktuellen Kurs im Bereich von 530 bis 540 Mio. Franken (449 bis 373 Mio. Euro), aber erst, wenn Renova von der Sanktionierungsliste der USA gestrichen wird, wie Sulzer-Mediensprecher Rainer Weihofen erklärte. Demnach sollen die Aktien im Verlauf dieser Woche übertragen werden, die Zahlung wird aber noch zurückgehalten.

Oligarch Vekselberg hält nicht mehr die Mehrheit

"Sulzer darf einem von den USA sanktionierten Unternehmen keine Zahlung leisten", so Weihofer, "sonst müssten wir selber mit Sanktionen rechnen." Das könnte etwa bedeuten, dass in den USA kein Neugeschäft mehr abgeschlossen werden könnte, oder dass die Banken die Zusammenarbeit einstellen müssten.

Vekselberg gilt als Russlands neuntreichster Geschäftsmann und soll ein Nettovermögen von 14,4 Mrd. Dollar (11,8 Mrd. Euro) besitzen. Zu den zahlreichen Beteiligungen von Renova gehören neben Sulzer auch der Schweizer Stahlkonzern Schmolz+Bickenbach sowie der Industriekonzern Oerlikon. Diese Unternehmen sind von den US-Sanktionen nicht betroffen.

Auswirkungen der Sanktionen auf Schweizer unklar

Ob die Strafmaßnahmen Auswirkungen auf die Schweizer Firmen haben werden, ist noch unklar. "Wir versuchen abzuklären, was das für uns bedeuten wird. Mehr wissen wir im Moment noch nicht", sagte Weihofen.

Ähnlich äußerten sich beiden anderen Firmen. Bei Oerlikon meinte der Unternehmenssprecher gegenüber AWP lediglich: "Wir prüfen das". Der Sprecher von sagte: "Ob das Auswirkungen auf die Beteiligung bei Schmolz+Bickenbach haben wird, ist derzeit nicht abzuschätzen." Die rechtliche Lage werde geprüft.

Sulzer seinerseits hat zur Klärung der rechtlichen Lage eine US-Anwaltskanzlei eingeschaltet. Außerdem stehen Mitarbeiter von Sulzer in den USA mit der zuständigen Behörde OFAC (office of foreign assets control) in Kontakt. Weihofer zeigt sich "sehr zuversichtlich", dass das Problem bis in wenigen Tagen gelöst werden könne.

Wegen der verhängten Sanktionen schlitterten die Aktien der drei Firmen Sulzer, Oerlikon und Schmolz+Bickenbach stark ins Minus. Auch der angekündigte Aktienrückkauf scheint die Sorgen der Investoren nicht zu mindern.

Analysten zeigen sich in ersten Kommentaren zurückhaltend. Die Zürcher Kantonalbank verweist lediglich auf den Umstand, dass die Maßnahmen Schweizer Unternehmen nur betreffen, wenn Vekselberg beziehungsweise Renova mit mehr als 50 Prozent an der jeweiligen Firma beteiligt sind, was aber nach dem letzten Stand bei keinem der genannten Unternehmen der Fall ist.

Bei Baader Helvea heißt es, dass die Aktion der USA lediglich für Sulzer relevant gewesen wäre, da dort der Anteil von Renova bei über 60 Prozent lag. Nach der Vereinbarung zur Aktientransaktion, welche das Institut auf einen Wert von rund 600 Millionen Franken schätzt, halte aber Renova lediglich noch einen Anteil von rund 49 Prozent. (sda/awp/APA/red)