Pharmaindustrie : Angriffe erfolgreich: Finanzfirmen schlucken Pharmariesen Stada

Die monatelange Übernahmeschlacht um den deutschen Pharmakonzern Stada ist entschieden. Die Finanzinvestoren Bain und Cinven haben im zweiten Anlauf die nötige Zustimmung der Aktionäre für ihr milliardenschweres verbessertes Angebot erhalten. Bis zum Ablauf der Übernahmefrist sei die erforderliche Mindestannahmeschwelle von 63 Prozent der Stimmrechte geknackt worden.

Bain und Cinven bekommen im zweiten Anlauf die nötige Zustimmung

"Wir sind froh, dass die Frage der zukünftigen Eigentümerstruktur nun geklärt ist", erklärte Stada-Chef Engelbert Willink. Alle kartellrechtlichen Freigaben seien erfolgt. Der Hersteller von Nachahmermedikamenten (Generika) und rezeptfreien Markenprodukten wie Grippostad könne sich nun wieder auf das operative Geschäft konzentrieren. "Mit der umfangreichen Branchenexpertise der neuen Eigentümer und ihrem Zugang zu einem weltweiten Netzwerk im Gesundheitswesen wird Stadas Position als global tätiges Pharmaunternehmen nachhaltig gestärkt", erklärte Willink.

Das Unternehmen und seine Mitarbeiter profitierten von dem Verkauf an das angelsächsische Investorenduo, ergänzte Aufsichtsratschef Ferdinand Oetker. "Wir sind davon überzeugt, dass Stada dank dieser Entscheidung langfristig erfolgreich sein wird."

Bain und Cinven waren im Juni zunächst mit der Übernahme von Stada gescheitert, da sie die nötige Annahmequote knapp verfehlten. Daraufhin hatten sie ihr Angebot um 25 Cent je Aktie auf 66,25 Euro je Papier erhöht und die Annahmequote gesenkt. Dennoch hatten die Investoren und der Pharmakonzern bis zuletzt um den Verkauf gezittert. So hatten sich viele Privatanleger geweigert, ihre Anteile anzudienen. Gerade Ärzte und Apotheker unter den Stada-Aktionären sehen den Verkauf kritisch. Zudem hatten sich viele Hedgefonds, die zuletzt die Hälfte der Anteile an Stada hielten, zurückgehalten.

Finanzfirmen reden von Expansionsplänen

Bain und Cinven erneuerten ihre Absicht, mit dem Konzern international zu expandieren. "Nach dem erfolgreichen Abschluss der Transaktion werden wir das bestehende Geschäft von Stada weiter stärken und seine Position als global tätiges Pharmaunternehmen ausbauen", erklärten sie. Das genaue Ergebnis zur Annahmequote der Aktionäre soll später mitgeteilt werden.

Mit dem Angebot von Bain und Cinven in Höhe von 5,3 Mrd. Euro für den im MDAX notierten Konzern ist die Übernahme eine der größte Firmenverkäufe eines deutschen Unternehmens an Finanzinvestoren. Stada gilt als letzter unabhängiger Generika-Hersteller in Deutschland. Arbeitnehmervertreter hatten den Verkauf kritisch gesehen. Sie befürchteten trotz Zusagen der Investoren einen Abbau der rund 10.800 Jobs bei Stada.

Management versucht Ängste vor Kündigungen zu zerstreuen

Nach dem hauchdünn besiegelten Verkauf an Finanzinvestoren tritt der deutsche Arzneimittelhersteller Stada Sorgen vor einem Arbeitsplatzabbau entgegen. "Die Zentrale in Bad Vilbel steht nicht zur Diskussion", sagte Vorstandschef Engelbert Willink am Montag in einem Pressegespräch im deutschen Bundesland Hessen.

Zwar gebe es noch keine genauen Personalplanungen unter den neuen Eignern Bain und Cinven. "Es deutet aber nichts darauf hin, dass künftig weniger Arbeit in Deutschland gemacht wird und mehr im Ausland", betonte Willink. Angepeilt sei, Bereiche wie IT und Forschung sowie Verpackung stärker in der Zentrale zu bündeln. "Wir müssen nicht alles dreimal machen."

Bain und Cinven haben mit Stada Zusagen zum Schutz der Beschäftigten vereinbart, diese betreffen aber nur einen Teil der Arbeitnehmer über fünf Jahre. Die Gewerkschaft IG BCE warnt daher vor einem Job-Abbau.

Ob Willink und Finanzchef Bernhard Düttmann, die nur einen Vertrag bis Jahresende haben, möglicherweise länger im Amt bleiben, wurde nicht näher erläutert. "Ich bin da flexibel", sagte Willink. Klar sei aber, dass er nicht dauerhaft Stada-Chef sein werde - "auch wenn die Arbeit nicht bis Jahresbeginn 2018 erledigt sein wird." (dpa/apa/red)