Aluminiumpreise : Aluminium: So konnte Rusal den Sanktionen entkommen

Viel Getöse um nichts? Die US-Sanktionen gegen den Aluminium-Riesen Rusal und seinen Eigentümer Oleg Deripaska sollten die härtesten sein, die je einen russischen Oligarchen getroffen haben.

Deripaska hält - über seine Rasperia Trading Limited - auch 25,9 Prozent am börsenotierten österreichischen Baukonzern Strabag.

Die Sanktionen - und dann die Kehrtwende

Die US-Regierung unter Präsident Donald Trump wollte dem weltgrößten Aluminium-Hersteller außerhalb Chinas den Zugang zu den internationalen Märkten versperren.

Doch 17 Tage später kam die Kehrtwende - die Sanktionen wurden wieder gelockert. Schon die Ankündigung des Handelsstopps sandte Schockwellen durch den globalen Aluminium-Markt. Der Rohstoff verteuerte sich auf einen Schlag, die Preise von tausenden Produkten - von Dosen bis zu Autos und Flugzeugen - drohten nach oben zu schießen. Auch in den USA waren damit Jobs in Gefahr. Schließlich knickte die US-Regierung ein und denkt nun sogar darüber nach, die Sanktionen ganz aufzuheben. Mehr dazu: Rusal ist zu groß: USA müssen Sanktionen lockern >>

Ein zentraler Rohstoff der Industrie

Der Schwenk in der US-Politik sagt viel über die Hebelwirkung eines so gängigen Rohstoffs wie Aluminium aus - und zeigt, dass wirtschaftspolitische Schnellschüsse nach hinten losgehen können. "Sie destabilisierten die weltweite Aluminium- Industrie. Das ist beispiellos und massiv über das Ziel hinaus geschossen", beurteilt etwa Anders Aslund vom US-Think-Tank Atlantic Council die Sanktionen der US-Regierung gegen Rusal.

Die am 6. April vom US-Finanzministerium verhängten Sanktionen sollten den Kunden von Rusal ursprünglich nur 30 Tage Zeit lassen, die Verbindung mit dem russischen Unternehmen auslaufen zu lassen. Danach würden Firmen oder Personen bei Geschäften mit Rusal riskieren, aus dem Finanzsystem ausgeschlossen zu werden. Weiter drohte das US-Finanzministerium damit, Dollar-Zahlungen an Rusal zu beschlagnahmen. Rusal stellte seine Lieferungen ein, um zu verhindern, dass Zahlungen konfisziert würden.

Größte Produktionsstätte von Aluminium in Europa betroffen

Industriekreisen zufolge waren von den Stopps auch Lieferungen von Roh-Aluminium an die Aluminiumhütte von Rio Tinto im französischen Dünkirchen betroffen, der größten Produktionsstätte von Aluminium in Europa. Zudem kappte Rusal Lieferungen an Trimet Aluminium für Aluschmelzen in Deutschland und Frankreich. Die Aluminiumpreise schnellten unmittelbar nach der Ankündigung um 15 Prozent nach oben. Mehr dazu: Rusal und die Sanktionen: Keine Preisprognosen mehr möglich >>

Die Reaktionen ließen nicht lange auf sich warten. Nicht nur in europäischen Ländern wie Deutschland, Frankreich oder Irland setzten sich Lobbyisten in Bewegung, wie die Agentur Reuters von mehr als einem Dutzend Regierungsinsidern in den USA und der EU sowie aus Industriekreisen erfuhr.

Widerstand in den USA etwa von Boeing

Auch US-Unternehmen wie Boeing und weltweit aufgestellte Firmen wie der Bergbaukonzern Rio Tinto liefen Sturm. Alle hatten das gleiche Argument im Gepäck: Den russischen Aluminium-Riesen in die Mangel zu nehmen, würde den Markt durcheinanderwirbeln, Fabriken lahmlegen und Arbeitsplätze gefährden. Die Autoproduzenten befürchteten zudem Ausfälle bei Palladium, das für den Bau von Abgaskatalysatoren gebraucht wird. Rusal produziert das Metall zwar nicht selbst, ist aber ein Zulieferer des weltgrößten Palladium-Herstellers Norilsk Nickel.

Nur gut zwei Wochen später, am 23. April, wurden die Sanktionen gelockert. Statt 30 Tagen gab die US-Verwaltung Rusal-Kunden nun sechs Monate Zeit, die Geschäftsbeziehungen mit Rusal zu kappen. Zugleich stellte die Regierung unter Präsident Donald Trump den Unternehmen in Aussicht, die Sanktionen ganz aufzuheben, falls Oligarch Deripaska die Kontrolle über Rusal aufgebe. Auch diesmal reagierte der Markt sofort: Aluminiumpreise fielen um zehn Prozent.

"Man darf nicht vergessen, dass Sanktionen angepasst werden können, wenn ihre Wirkung stärker als gewünscht ist", betonte David Mortlock, der bis 2015 selbst im Weißen Haus Strafmaßnahmen gegen Russland schmiedete und nun für eine Anwaltskanzlei arbeitet. "Man lernt jedes Mal aus der Erfahrung." (reuters/apa/red)