Bahnindustrie : Alstom bietet der EU den Verkauf eines Werks in Frankreich an

Die Zughersteller Alstom und Bombardier wollen die EU-Wettbewerbshüter Insidern zufolge mit Zugeständnissen zur Genehmigung ihrer Fusion bewegen. Teil des Pakets, das der EU-Kommission am Donnerstag vorgelegt werden soll, ist der Verkauf eines Werks in Frankreich, wie drei mit den Plänen vertraute Personen der Nachrichtenagentur Reuters sagten.

Dabei handelt es sich offenbar um das Werk in Reichshoffen im Elsass, wo 800 Mitarbeiter vor allem Regionalzüge bauen. In dem Bereich hatte die EU-Kommission eine marktbeherrschende Stellung der beiden Fusionspartner befürchtet. In Deutschland seien im Zuge der Fusion dagegen keine Werksschließungen geplant, sagten zwei der Insider. Hier wollten Airbus und Bombardier nur auf ein Produkt in einem Werk verzichten.

Die bis zu 6,2 Mrd. Euro schwere Übernahme der Zugsparte von Bombardier durch die französische Alstom ist der zweite Anlauf, die Branche in Europa zu konsolidieren. Zusammen würden sie zur weltweiten Nummer zwei in der Branche aufsteigen. Siemens war mit dem Plan einer Übernahme von Alstom am Widerstand der EU gescheitert. Die europäischen Zughersteller fürchten wachsende Konkurrenz des chinesischen Branchenriesen CRRC, der auf den Weltmarkt drängt.

Die EU muss bis Mitte Juli entscheiden, ob sie die Fusion durchwinkt oder - wie von Siemens gewünscht - in eine vertiefte Prüfung einsteigt. Sie stößt sich früheren Insider-Informationen zufolge an drei Themen: der Marktmacht in der Signaltechnik, bei Hochgeschwindigkeitszügen und bei Intercity- und Regionalzügen. Bei der Zugsignaltechnik gehe es um einen leichteren Zugang der Konkurrenz zu Software.

Bombardier war für eine Stellungnahme zunächst nicht zu erreichen. Alstom-Chef Henri Poupart-Lafarge sagte auf der Hauptversammlung des Konzerns nur, die Gespräche mit den Wettbewerbsbehörden liefen "bisher extrem gut". Die Arbeitnehmervertreter von Alstom sollen den Insidern zufolge am Donnerstag ebenfalls über die Zugeständnisse informiert werden.

Alstom hat die Bedeutung der geplante Übernahme der Zugsparte des kanadischen Bombardier-Konzerns hervorgehoben. Bombardier habe jahrzehntelange Erfahrung und sei ebenfalls ein globaler Player, so Poupart-Lafarge bei der Hauptversammlung. Die beiden Konzerne würde sich mit Blick auf Produkte komplementieren. Man sei sich bewusst, dass es bei Bombardier derzeit betriebliche Schwierigkeiten gebe, sei aber überzeugt davon, dies meistern zu können.

Wenn alles glatt läuft, solle das Geschäft im ersten Halbjahr 2021 abgeschlossen sein, so Poupart-Lafarge. Die Übernahme werde das Profil von Alstom stärken und sei strategisch sinnvoll. Coronabedingt fand die Hauptversammlung hinter verschlossenen Türen statt, Aktionäre konnten via Internet abstimmen. (reuters/dpa/apa/red)