Luftfahrt : Alle Verträge gekündigt - Laudamotion-Chef: Lufthansa im Unrecht

Der Streit zwischen der AUA-Mutter Lufthansa und Europas größtem Billigflieger Ryanair um die neun Flugzeuge bei Laudamotion landet am Freitag vor Gericht. Laudamotion-Chef Andreas Gruber bekräftigte, dass die Vorwürfe aus der Luft gegriffen seien und alle rechtlichen Schritte - auch Schadenersatzklagen - geprüft werden. "Es geht im Endeffekt nicht um die kleine Laudamotion."

Ryanair holt sich die Mehrheit an Laudamotion

Die Lufthansa hätte sicher weniger Probleme mit einer Laudamotion ohne Ryanair, meinte Gruber zu Journalisten. Am Freitag findet eine erste Anhörung vor einem Londoner Gericht statt, um das Thema zu klären. Auf die Frage nach einem Plan B, falls die betroffenen Flugzeuge, fast die Hälfte der Laudamotion-Flotte, doch wieder bei der Lufthansa landen, beharrte er: "Es wird nicht passieren." Die Lage sei nicht existenzbedrohend. Die Lufthansa versuche auf diesem Weg lediglich, die Maschinen bei der Tochter Eurowings starten zu lassen.

Auf die Wachstumspläne der Airline habe die Causa keine Auswirkung, aber "es ist natürlich lästig", so Gruber. Bis jetzt habe man noch keinen Rückgang bei den Buchungen bemerkt - Reisende könnten dadurch aber durchaus verunsichert werden, räumte er ein.

"Wir haben alle Rechnungen bezahlt"

"Wir haben alle Rechnungen bezahlt", betonte Gruber erneut. Die Millionenbeträge an "teilweise überteuerten" Leasing-Gebühren seien seit Februar jeweils im Vorfeld beglichen worden. Er wirft der Lufthansa in diesem Zusammenhang zum wiederholten Mal vor, mit der Zahlung von 1,5 Mio. Euro an Wet-Lease-Gebühren im Verzug zu sein - für Flüge, die Laudamotion im März, April und Mai für die Lufthansa-Tochter Eurowings bedient habe. Diese kämpft weiterhin mit Engpässen bei der Flugkapazität und könnte zusätzliche Maschinen gut gebrauchen.

Die AUA-Mutter hatte dem Ferienflieger vor rund zwei Wochen die Leasing-Verträge für neun Flugzeuge mit der Begründung gekündigt, dass Gebühren zum wiederholten Mal nicht bezahlt worden seien. Die Lufthansa hatte sich diese Jets im Lauf der Air-Berlin-Pleite bereits im Voraus gesichert, musste sie dann aber auf Druck der EU-Kommission zu marktüblichen Konditionen an den Niki-Nachfolger Laudamotion übergeben.

Den Streit aufs Tapet brachte Ryanair-Chef Michael O'Leary vergangene Woche, nachdem er von der EU Grünes Licht bekam, die Mehrheit bei Laudamotion übernehmen zu können. Die Aufstockung von 24,9 auf 75 Prozent soll in den nächsten Wochen erfolgen. Airline-Gründer und Ex-Rennfahrer Niki Lauda hatte Ryanair im Frühling überraschend an Bord geholt.

Ausgang des Streits

Nach der Übernahme der Fluggesellschaft Laudamotion in Wien durch Ryanair zieht die AUA-Mutter Lufthansa die Daumenschrauben an. Die Lufthansa hat die Verträge für neun Flugzeuge nach eigenen Angaben gekündigt, die sie derzeit an Laudamotion vermietet hat.

Das entspricht fast der Hälfte der Flotte des österreichischen Ferienfliegers, der im Frühjahr die Nachfolge der früheren Air-Berlin-Tochter Niki angetreten hatte. Laudamotion sei ihren Zahlungsverpflichtungen "zum wiederholten Male nicht wie vereinbart nachgekommen", so die Begründung der Lufthansa.

AUA-Mutter will Lauda-Jets bei Eurowings einsetzen

Die AUA-Mutter Lufthansa kann die Laudamotion-Maschinen nach eigenen Angaben bei ihrer Billigmarke Eurowings gut gebrauchen. Noch habe die Kündigung der Verträge mit Laudamotion aber nicht gegriffen. Dazu stehe bereits ein Gerichtstermin an, sagte ein Lufthansa-Sprecher am Freitag zur dpa. Bei Laudamotion am Flughafen Wien war zunächst keine Stellungnahme zu erhalten. Eine Sprecherin verwies gegenüber der APA zu diesem Thema an Ryanair.

Die EU-Kommission hatte vergangene Woche zugestimmt, dass Europas größter Billigflieger Ryanair drei Viertel der Anteile an Laudamotion übernimmt. Der österreichische Ex-Rennfahrer und Luftfahrtunternehmer Niki Lauda hatte nach den Pleiten von Air Berlin und Niki die einst von ihm gegründete Niki übernommen und unter dem Namen Laudamotion im März neu an den Start gebracht. Wenig später holte er Ryanair als neuen Anteilseigner ins Boot.

Ryanair wirft Lufthansa Schädigung vor

Ryanair warf der Lufthansa laut dpa vor, fällige Zahlungen von 1,5 Millionen Euro an Laudamotion verzögert zu haben. Die Kündigung der Mietverträge für neun Flugzeuge nannte Ryanair einen weiteren Versuch der Lufthansa, Laudamotion "zu destabilisieren und zu schädigen". So hätten die Deutschen auch nicht alle zugesagten Flugzeuge zu Verfügung gestellt. Die Lufthansa wies die Vorwürfe zurück. Die Behauptungen entbehrten jeder Grundlage, erklärte die Fluggesellschaft. (APA/dpa/red)