Elektroindustrie : ABB hat große Pläne mit B&R

Der CEO des Industrieriesen ABB, Ulrich Spiesshofer, hat große Pläne mit dem neu zugekauften heimischen Automatisierungs-Unternehmen B&R. In Eggelsberg werde ein Forschungszentrum errichtet, der neue Campus soll direkte Verbindungen zu Ausbildungszentren in Oberösterreich haben. "Wir wollen das Wachstum fortsetzen und beschleunigen", so Spiesshofer.

Zu dem geplanten betrieblichen Forschungszentrum in Eggelsberg habe er bereits Gespräche mit Oberösterreichs Landeshauptmann geführt. Ein Zusammenspiel aus Forschung, Entwicklung und Ausbildung solle den Standort des übernommenen Automatisierungsspezialisten B&R weiter stärken. "Wir hoffen, dass wir da einen Einklang finden", meint der CEO. "Wir brauchen viele Fachhochschulabsolventen".

Fachkräftemangel: „Ich mache mir da keine Sorgen“

In die Klagen vieler Unternehmer, sie fänden zu wenig gut ausgebildete Fachkräfte, will Spiesshofer nicht einstimmen. ABB sei eine eigene Marke mit hoher Anziehungskraft für gute Fachkräfte. Gemeinsam mit B&R werde man einen tollen Zugang auf den Arbeitsmarkt haben, ist der gebürtige Deutsche überzeugt. "Ich mache mir da keine Sorgen, aber ich nehme die Aufgabe sehr ernst". ABB setze bei B&R auf eine Wachstumsstrategie und will die 3.000 bestehenden Jobs nicht nur halten, sondern auch neue schaffen - wieviele, das lässt sich Spiesshofer nicht entlocken.

Der Schweizer Industriekonzern ABB hat heute seine Geschäftszahlen fürs zweite Quartal vorgelegt. Demnach ging der Umsatz gegenüber dem Vorjahr um 3 Prozent auf 8,5 Milliarden Dollar (7,37 Milliarden Euro) zurück. Bereinigt um die Folgen des übers Quartal stärkeren Dollar wären die Erlöse leicht gestiegen. In der Sparte Robotik und Antriebe stieg der Auftragseingang um 14 Prozent, der Umsatz wuchs um 5 Prozent. In der Sparte Industrieautomation wuchs der Auftragseingang um 8 Prozent. Damit liegen diese Bereiche deutlich besser als der Gesamtkonzern, wo ein drei prozentiges Plus beim Auftragseingang zu verzeichnen war.

ABB mit weltweit rund 132.000 Mitarbeitern habe eine breite Angebotspalette und investiere im Bereich Robotertechnik, wo B&R tätig ist, weiter in Wachstum. In anderen Bereichen mit "verhaltener Kundennachfrage" müsse man hingegen mehr auf die Kosten schauen, meint Spiesshofer. "Man muss als verantwortlicher Unternehmer immer das Wachstum treiben und seine Kosten gut managen", erläutert der Schweizer seine Grundsätze der Unternehmensführung.

Automatisierung birgt große Chancen für Österreich

Die Sorgen, dass die zunehmende Automatisierung in der Industrie zu viele Arbeitsplätze koste und die Gesellschaft durch steigende Arbeitslosigkeit destabilisiere, teilt der Industriekapitän keinesfalls. Im Gegenteil, die Verbindung von Industrieautomatisation mit hochqualifizierten Fachkräften biete für Länder wie Österreich große Möglichkeiten. "Da entsteht eine enorme Chance", meint Spiesshofer. Es könne dadurch auch zur Rückverlagerung der Produktionen in Länder mit hohen Arbeitskosten kommen, etwa habe der Ovomaltine-Hersteller gerade eine Produktionslinie zurück in die Schweiz geholt. "Gut eingesetzte Automatisation schafft Wettbewerbsfähigkeit", ist Spiesshofer überzeugt. (apa)

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